Foto: Kai Schuber

„Ich hatte viele Träume, doch ich wusste: Es bedeutet eine Menge Arbeit und Zeit, diese ausleben zu können.“ Das war und ist die bodenständige Einstellung von Hussen Abdulah, der sich durch zahlreiche Projekte einen Namen in Darmstadt gemacht hat.

Vor 25 Jahren kam er als 17-jähriger Flüchtling aus Eritrea nach Darmstadt. Deutsch konnte er so gut wie gar nicht, und auch die Kultur und die Menschen waren ihm fremd. Dennoch verfolgte er das Ziel, in Deutschland etwas zu lernen und zu erreichen. Er nutzte Kontakte zu zwei Landsleuten, die schon länger in Darmstadt lebten. Diese halfen ihm bei Behördengängen, fungierten als Dolmetscher bei Asylverhandlungen und ermöglichten Hussen, einen Schulplatz in Darmstadt zu finden. An der Heinrich-Emanuel-Merck-Schule lernte er eine großartige Lehrerin kennen. Sie unterrichtete ihn in Deutsch und gab ihm in ihrer Freizeit kostenlos Nachhilfe.

Musik hat im Leben von Hussen schon immer eine große Rolle gespielt. 1995 fragte ihn ein Freund, ob er nicht Lust hätte, bei ihm im Roßdörfer Biergarten einzusteigen, um gemeinsam die Location zu leiten. Durch die Unterstützung der Eltern seines Freundes Jan, die Hussen das nötige Startkapital liehen, stand dem gemeinsamen Projekt nichts im Wege. Der Biergarten mit karibischem Flair wurde bis Ende 2003 zu Hussens neuer Arbeitsstätte. Kurz vor seinem Ausstieg lernte er dort seine Frau Silke kennen, mit der er zwei Kinder hat. Um ein weiteres Projekt kümmert sich der Musikliebhaber seit mehreren Jahren schon mit seinem Kumpel Patrick alias DJ Companheiro Leão: Jeden ersten Freitag im Monat organisieren sie Reggaepartys mit Liveacts in der Bessunger Knabenschule.

Im 603qm war und ist Hussen ebenfalls sehr bekannt. Angefangen an der Theke und als DJ, ließ er seinen nächsten Traum wahr werden: einen Falafelstand vor der „Halle“. Gestartet mit einem Verkaufszelt werden die Leckereien heute in einem voll ausgestattetem Imbisswagen zubereitet und verkauft. Das nächste Ziel des 41-Jährigen hieß „Baobab“ (zu deutsch: Affenbrotbaum): sein afrikanisches Restaurant, gelegen in seinem Darmstädter Lieblingsfleckchen, dem Martinsviertel (an der Ecke Wenckstraße/Pankratiusstraße). Hussen hat ein klares Konzept, will den Menschen in Darmstadt die Küche und das Leben seiner Heimat näherbringen und seine eriträische Kultur im „Baobab“ aufleben lassen. Und das läuft hervorragend. Die Menschen kommen gerne zu ihm, genießen das Essen und freuen sich, die Wurzeln von Hussen Abdulah kennen zu lernen.