Foto: Jan Ehlers

„Ich bin ein Mann der Töpfe, nicht der Worte!“ Wer sich angeregt – und immer wortreich – mit Sergio Perez unterhält, nimmt ihm das kaum ab. Doch spätestens, wenn der Inhalt seiner Töpfe duftend auf dem Teller vor einem steht, möchte man ihm glauben. Perez ist gelernter Koch, seine knoblauchumhüllten Gambas zu später Stunde legendär. 2004 hat er den „KellerKlub“ im Darmstädter Schloss – auch „Künstlerkeller“ genannt – von seinen Eltern Maria und Pepe übernommen, und dessen Status als Geheimtipp für Darmstadts Kultur- und Nachtszene bewahrt.

Aus Kastilien kam Sergio als kleiner Bub nach Darmstadt und verbrachte einen Großteil seiner Kindheit beim Tennis Club Bessungen hinter der Radrennbahn, wo er tagsüber im Clubrestaurant half – und nachts mit anderen Kindern die Bälle in der Dunkelheit übers Netz schlug, während sich die Tennispapas und -mamas die Bierchen oder das Schnitzel „Trainer“ bei seinen Eltern am Tresen genehmigten. Mit der Gastronomie wurde der Spanier groß, seine Ausbildung zum Koch brachte ihn nach Frankreich und in die Schweiz, nach Frankfurt und dann wieder zurück nach Darmstadt. „Darmstadt ist meine Stadt, nicht zu groß und nicht zu klein“, bekennt er.

Man findet Sergio dienstag- bis sonntagabends, wenn man nach 20 Uhr im Innenhof des Darmstädter Schlosses eine Treppe hinabsteigt, an die Tür klopft, diese sich (mit etwas Glück) öffnet und einem Zutritt zu den steinernen Kunstkatakomben der Stadt gewährt. Die Wände des tunnelartigen Kellergewölbes bersten geradezu vor Skulpturen und Gemälden, mit denen die Darmstädter Künstlerbohème ihren Partykeller der Nachkriegsjahre geschmückt hat. Und obwohl man die Kuriositäten vor lauter Dunkelheit kaum sehen kann, ist deren Geschichtsträchtigkeit förmlich zu spüren. Sergios Augen funkeln, wenn er von den ehemaligen und heutigen Mitgliedern des Keller-Klubs schwärmt. Noch heute trifft sich die Darmstädter Künstlerszene hier einmal im Jahr zum „Künstlerdämmerschoppen“, regelmäßig finden Lesungen, Ausstellungen und feine Musikveranstaltungen statt. Sergio ist mit Leib und Seele dabei, seine Mutter Maria sowie seine Lebensgefährtin Madzi unterstützen ihn tatkräftig.

Auch wenn es anstrengend ist, liebt er es, mitten im Geschehen zu sein: „Wenn Du hier unten arbeitest, bekommst Du alles mit. Oft weiß ich schon vor den Leuten, dass sie sich bald trennen werden.“ Zum politischen und kulturellen Leben der Stadt, das hier nachts meist unter Alkoholgenuss und mit ordentlicher Knoblauchfahne verhandelt wird, hat Sergio eine selbstbewusste Meinung: „Darmstadt hat einen großen Fehler: Es präsentiert sich nicht gut genug nach außen, sondern als Ableger von Frankfurt. Dabei sind wir doch der Mittelpunkt Europas, wenn man so will.“