Foto: Daniel Wildner
Foto: Daniel Wildner

Es gibt Menschen, die einfach nur langweilig sind. Und es gibt William Brown, über den man ein ganzes P-Sonderheft veröffentlichen könnte. Die Kunst liegt nun also darin, dieses Sonderheft auf eine Zweidrittelseite zu komprimieren.

William Brown kam 1972 in Pennsylvania (USA) zur Welt und verbrachte seine Kindheit im New Yorker Problembezirk Bronx. So lernte er schnell, dass sich ein glückliches Leben weniger durch Materialismus auszeichnet als durch Sicherheit und Vertrauen. Dieses Glück sollte ihm erst begegnen, als er 1981 mit seiner Mutter –Soldatin in der US Army– nach Deutschland kam. Es folgte eine Odyssee zwischen Deutschland und den USA, die ihr Ende 1993 in Darmstadt  fand: „Ich mochte die Deutschen schon immer, doch in Darmstadt kam dazu, dass ich mich hier wirklich sicher fühlte. Die Menschen waren offen, ich lernte neue Freunde kennen und fühlte zum ersten Mal in meinem Leben so etwas wie Heimat.“ Seitdem kennt man „Bill“ aus Green Sheep, „Krone“ und dem Morbus Gravis Tattoo Shop, vor allem aber als Sänger zahlreicher  Bands, wovon sein aktuelles Steckenpferd „Bushfire“ (www.bushfiremusic.com) jedem Darmstädter Stoner-Rock-Fan bekannt sein sollte. Mit seinem extrovertierten Äußeren, der markanten tiefen Stimme und den Qualitäten eines Top-Entertainers schaffte er es bis auf die Bühnen von Rock am Ring, Nature One und vielen anderen Festivals.

Doch der Brown’sche Freigeist braucht mehr als Musik: „Ich bin immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen und Möglichkeiten, um mich auszudrücken. Doing what I feel has to be done, you know?!“ neben dem Hang zur extremen Körperkunst und abgefahrenen Musikvideos (www.youtube.com/bobmetropolis) war es vor allem die von ihm gestaltete Inneneinrichtung des Morbus Gravis Tattoo Shops, mit der er Aufsehen erregte.

Nach Vorbild des Künstlers H.R. Giger entwickelte Bill eine bizarre, dunkle Welt, die fasziniert und polarisiert -so wie der Herr selbst: „Viele Menschen  schauen mich an und denken, dass ich nicht der Typ bin, dem man nachts in einer dunklen Ecke begegnen will. Ich höre immer wieder irgendwelche Geschichten über den „großen schwarzen Mann“, doch das bringt mich nur zum Lachen. Und genau diese Smalltown-Attitüde, bei der jeder jeden zu kennen scheint, die liebe ich an den Darmstädtern.“

Bill Brown ist ein (Lebens-)Künstler, dessen Augen schon mehr gesehen haben, als den meisten von uns lieb ist. Wenn er aus seinem Leben erzählt, dann ist man gefesselt, ja fast hypnotisiert. Und man stellt fest, dass sich hinter dem „schwarzen Mann“ ein aufrichtiger, humorvoller und vor allem kreativer Mensch befindet. Die Sache mit dem Sonderheft werde ich mal im Gedächtnis behalten.