Illustration: André Liegl

Das Rhein-Main-Gebiet ist zu weitläufig, als dass sich ein Tagestrip lohnen würde? Du hast zu viel zu tun und sowieso kein Geld? Frankfurt ist zu ungemütlich und die Wiesbadener Cafés nur von reichen alten Knackern bevölkert? Nichts da! Diesen Winter packt die P-Redaktion ihre Thermosflasche und das RMV-Ticket (Tipp: die „RheinMainCard“) ein und liefert Euch coole Ausflugstipps für die Städte rund um Darmstadt, die in ihrer Vielfältigkeit und Dichte nicht umsonst oft das „Berlin des Südens“ genannt werden. Nachmachen erwünscht!

10:00 Gerade angekommen ist die Versuchung groß, wie auch sonst immer in die nächstbeste U-Bahn zu steigen und den Rest des Tages im kapitalistischen Paradies der Zeil zu verbringen. Klar, so ein Lush oder Chipotle gibt es nicht in jeder Stadt; Letzteres sogar nirgendwo sonst in Deutschland. Aber unsere Lieblings-Wolkenkratzer-Metropole hat viel mehr zu bieten. Zum Beispiel lässt sich ein Morgen in Frankfurt wunderbar im „K’tie’s“ beginnen. Das Café mit den hohen, stuckverzierten Decken liegt zwischen den Haltestellen Schweizer Platz und Südbahnhof in der Textorstraße 81 und lockt an kalten Wintertagen mit der Devise „Mehr ist mehr“: Mehr Deko, mehr warmes Licht, mehr französische Spezialitäten wie Quiches oder Macarons. Die letzten Weihnachtsgeschenke bekommt man im hauseigenen Shop, der neben ausgewählter Kosmetik auch Kochbücher, Keramik, Feinkost und Kleidung anbietet. Nach der Stärkung führt einen die schöne Strecke durch die Straßen rund um den Schweizer Platz wieder direkt ans Mainufer.

13:00 Der obligatorische Spaziergang am Mainufer entlang („Oh, die ganzen Wolkenkratzer! Und wie elegant die Jet-Skis der Reichen selbst bei dieser Kälte über die Wellen hüpfen!“) führt einen über den Eisernen Steg, der sogar schon von Philipp Poisel besungen wurde, auf das andere Mainufer. Von dort sind es nur noch ein paar Minuten bis zum Dom und der berühmten Kunsthalle Schirn, in der noch bis Ende Februar 2018 die sehenswerte Ausstellung „Glanz und Elend in der Weimarer Republik“ läuft. Jedem, bei dem die neue Serie „Babylon Berlin“ Nostalgie auslöst, wird ganz sicher auch diese Bilderwelt gefallen, die wie eine Flucht aus dem hektischen Mittagstreiben der Innenstadt wirkt.

16:00 Einen Tag in Frankfurt (immerhin eine der grünsten Städte Deutschlands!) zu verbringen, ohne dem Palmengarten einen Besuch abzustatten, ist in den Augen vieler ein Verbrechen. Tatsächlich ist der urbane Dschungel, der von der U-Bahn-Haltestelle Bockenheimer Warte gut zu erreichen ist, bei Regen oder Sonnenschein – mit Familie oder ohne – ein super cooler Ort, um abzuschalten und beim Anblick von minikleinen Ananas in Entzücken auszubrechen. Wer Bock hat, kann sich ein Tretboot ausleihen oder mit der Eisenbahn durch Rosenbeete tuckern. Kostenlose und genauso coole Alternativen sind der Rothschild-, Bethmann- oder Grüneburgpark.

20:00 Wer am Ende des Tages tatsächlich noch Geld übrig hat, findet im „Ponte“ in einem Seitenarm der Leipziger Straße die richtige Adresse, um es auszugeben. Das portugiesische Restaurant mit maritimer Küche sieht von außen so klein aus, dass man fast daran vorbeilaufen kann. Wenn man den Weg dorthin aber erst mal gefunden hat und darüber hinwegsehen kann, dass die Portionen für ihren Preis eher klein ausfallen, wird man mit einer Küche überrascht, die in Frankfurt einzigartig super ist. Wie sich das für einen Portugiesen gehört, gibt es eine riesige Auswahl an Weinen und Fisch, Tapas, Lammfleisch und Vegetarischem, nette Kellner und eine Atmosphäre, in der man sich sofort willkommen fühlt. Was man allerdings nicht finden wird, sind holzvertäfelte Wände und alte Fischernetze an den Wänden. Das „Ponte“ setzt eher auf Schlichtes, verliert dabei aber nicht an Gemütlichkeit.

23:00 Ein Kontrastprogramm dazu sind die zahlreichen Ebbelwoi-Kneipen in Alt-Sachsenhausen, die sich mit Karaoke-Bars, Dönerbuden und Tanzflächen in dubiosen Fachwerkhäusern abwechseln. Berühmt bei Studenten ist vor allem die Shot-Bar „Harmonie“, die nicht mit Stil, sondern mit Preisen überzeugt. Man kennt die Szenen ja aus dem Fernsehen – wem eine Nacht in Alt-Sachsenhausen zu heftig und seine Brieftasche zu lieb ist, um sie von einem Taschendieb klauen zu lassen, der weicht lieber nach Bockenheim aus. Ein Ort, mit dem man nichts falsch machen kann, ist das studentisch verwaltete Kommunikations-Zentrum (auch fesch „KoZ“ genannt) auf dem alten Bockenheimer Campus. Hier wird allen, die auch unter der Woche quatschen, trinken oder tanzen wollen, dienstags und donnerstags Raum dazu gegeben. Erwähnenswert sind außerdem die Clubs Silbergold und Zoom, die gesamte Berger Straße sowie natürlich das gerade sehr angesagte und lebhafte Bahnhofsviertel (unser Absturz-Tipp dort: das Walon & Rosetti – Bar & Grill). Die Nachtbusse, die an der Konstablerwache starten, decken fast das gesamte Rhein-Main-Gebiet ab. Nach Darmstadt zurück kommt man mit der Linie „n71“.