Von der Weltbühne an den Woog: Obwohl er in Metropolen wie Los Angeles und New York lebte, zog es Jimmie Wilson vor mehr als zwanzig Jahren nach Darmstadt. Er stand und steht schon auf vielen Bühnen (in über 40 Ländern der Welt), doch im Gespräch wird schnell klar: Abseits des Rampenlichts bevorzugt Jimmie es, auch einfach mal seine Ruhe zu haben. „Ich bin Entertainer, ein Showman. Aber privat bin ich ein anderer Typ“, erklärt der Wahl-Heiner.
Wer in der Darmstädter Innenstadt unterwegs ist und durch die belebte Ludwigspassage schlendert, der dürfte der ausdrucksvollen Stimme, die aus dem Larsie Mae Café erklingt, bereits begegnet sein. Sie stammt von einem Mann, der auf den ersten Blick in seiner schlichten Larsie-Mae-Uniform, einem schwarzen Kapuzen-Pullover mit dem Logo des Cafés, recht unscheinbar wirkt. Doch der Lebensweg von Jimmie Wilson ist so facettenreich wie die Motown-Klänge, die aus den Lautsprechern strömen.
Vom Labortechniker zum Musical-Sänger
Das erste Mal, dass er mit Musik in Berührung kam, war im Kirchenchor in seiner Geburtsstadt Detroit, Michigan. Ursprünglich arbeitete Jimmie dort in einer Blutspendebank als Labortechniker. „Ich wollte aber nicht die nächsten zwanzig Jahre in einem kleinen Labor sitzen, ich wusste, dass ich mehr von der Welt sehen möchte“, erklärt er. Also bewarb er sich trotz kaum vorhandener Erfahrung für eine Hauptrolle in dem von Michael Jackson produzierten Musical „Sisterella“ – und bekam sie. Nach der Europa-Tournee des Musicals entschied er sich, weiterhin in Deutschland, konkret: in Darmstadt, zu bleiben.
Learing by doing
„Es war aus Zufall beim Vorbeigehen“, erinnert sich Jimmie an seine Entdeckung der damaligen Coffea Bar, dem Vorgänger des nach seiner Mutter benannten Larsie Mae Cafés. „Schicksalhaft“ sei das gewesen, denn es ist seit nunmehr 17 Jahren sein liebster Ort in Darmstadt. „Das Café war mein zweites Zuhause, ich kenne jede Ecke in diesem Haus“, erzählt er. Viele Jahre war er hier Stammgast, bevor er sich einen Traum verwirklichte und es selbst übernahm. In vielen Teilen des Innenraumes ist sichtbar, dass Jimmie hier einen Teil seiner persönlichen Geschichte erzählt. Bereits Monate vor der Eröffnung wählte er Farbkombinationen aus – insbesondere die rote Lieblingsfarbe seiner Mutter, die heute noch in Detroit lebt, Mutter von 13 Kindern ist und deren Abbild das Logo des Cafés schmückt (Jimmie ist übrigens der Jüngste dieser 13 Kinder). Erst zwei Wochen vor der Eröffnung bereitete der Autodidakt seinen allerersten Cappuccino zu. Typisch für ihn. Learning by doing.
Musik als Brücke
Auch auf die soulige Musik, die er passend zum Wohlfühl-Ambiente seines Cafés sorgfältig ausgewählt hat, ist der hauptberufliche Musiker sehr stolz: „Jedes Mal, wenn ich hierherkomme und diese Musik höre, fühle ich mich wie zu Hause. Das ist Absicht!“, erzählt er. Denn diese Klänge sind für ihn mehr als nur Hintergrundmusik. Sie sind eine klangliche Brücke zwischen seiner Heimatstadt Detroit, Michigan, und seiner neuen Hometown Darmstadt. Jimmies Musikgeschmack ist tief in den Motown-Klängen verwurzelt. Der Soul der 60er- und 70er-Jahre, den man im Larsie Mae zu hören bekommt – darunter beispielsweise Lionel Richie, der ebenfalls bei Motown Karriere machte – zählt zu seinen Favoriten.
2017 trat Jimmie beim Eurovision Song Contest für San Marino an, qualifizierte sich aber nicht fürs Finale. Seine Gesangs- und Entertainment-Qualitäten beweist der durchtrainierte Mann mit dem wohligen Timbre gerne auch mal spontan in seinem Café, a cappella davor oder auch an den Abenden des Heinerfests. Dann füllt er die Ludwigspassage mit positiver Energie und macht Heinerinnen und Heiner glücklich – besonders, wenn er mit Stammgast Dynelle Rhodes von den Weather Girls „It’s Raining Men“ singt.