Wie schon im Juni 2006 dreht sich auch in diesem Monat rund um den Globus alles um Fußball – speziell in der Welt der Werbeindustrie. Bestes Beispiel: der Nutella-Kunstwettbewerb. Mehr als tausend Entwürfe für ein WM- taugliches Nutella-Etikett gingen im vergangenen Jahr bei der Jury, die vor allem aus der Nutella-Marketingdirektion bestand, ein. Darunter auch das Design „Pfeifenwirbel“ von Anja Trautmann, einer gebürtigen Darmstädterin.
Die 20-jährige Kommunikationsdesign-Studentin der Hochschule Darmstadt brachte ihren ersten Entwurf – ganz oldschool – mit einem stinknormalen Buntstift zu Papier. Auf den Wettbewerb aufmerksam wurde Anja durch ihre Mutter, die an der Hochschule als Sekretärin tätig ist und ihr den entsprechenden Flyer in die Hand drückte. Um ihr Motiv „Pfeifenwirbel“ zu einem der ideenreichsten zu gestalten, schrieb sie zuerst einmal alle ihre Assoziationen zum Thema „WM 2010 in Südafrika“ auf ein Blatt Papier. Außerdem inspiriert haben sie „das Fußballspiel selbst und das Stöbern in Fanshops“. Dabei sei auch die Idee mit dem Schiedsrichter und der Trillerpfeife entstanden. Die Farben spiegeln für Anja die bunte Vielfältigkeit und Lebendigkeit Südafrikas wider, passend zur Atmosphäre einer Fußballweltmeisterschaft. Ihr Entwurf nahm rund drei Wochen Zeit in Anspruch – von der Idee bis zur Realisierung.
In dieser Zeit absolvierte die Bensheimerin ein Praktikum in der Darmstädter Werbeagentur von Andrea Groß, das sie vor allem bei der technischen Umsetzung ihres Entwurfs weiterbrachte. Denn das grafische Gestalten am PC war für die damalige Abiturientin völliges Neuland. Glücklicherweise hatte Anja eine engagierte und von dem Thema begeisterte Praktikumsleiterin an ihrer Seite, welche sie auf diesem Weg in die Arbeit einer Werbeagentur einführte. Anja gewann also nicht nur den Design-Contest – sondern auch jede Menge praktische Erfahrung.
Ohne sich große Chancen auf e nen Gewinn auszurechnen, wurde der Entwurf von Anja Trautmann aus über 1.000 Einsendungen zu einem der fünf besten gekrönt und kann seitdem auf den aktuellen 1.000-Gramm-Nutella-Gläsern öffentlich bewundert werden: „Es ist einfach klasse, ich kann es immer noch nicht glauben“, beantwortet Anja die Frage, was für ein Gefühl es denn sei, das von ihr gestalteten Nutella-Glas in nahezu jedem Supermarkt im Regal stehen zu sehen.
Von Anfang April bis Mai 2010 wurden die 44 besten Motive des Wettbewerbs im Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt einen Monat lang ausgestellt. Unter den von der Jury ausgewählten 44 besten Motiven seien aber „viele besser als die ausgewählten Top 5, also auch als meines“, gibt sich Anja bescheiden.
Auch nicht ganz unwichtig: Die Studentin erhielt ein Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro. Was sie damit machen will, ist für sie auch schon klar: Mit einer neuen Spiegelreflexkamera will Anja ihrer eigentlichen Leidenschaft, der Fotografie, nachgehen. „Vielleicht bleibt dann noch was für einen Urlaub über, aber auf jeden Fall möchte ich alle lieben Leute zum Essen einladen.“ Auf die Frage, ob das ihr erster und letzter gestalterischer Wettbewerb gewesen ist, antwortete Anja, dass sie sich künftig wieder auf die Fotografie konzentrieren will. Auch in diesem Bereich gibt es ja den ein oder anderen Wettbewerb.