Foto: Michael Hudler

Oftmals sind Empfehlungen besonders wertvoll, um Neues zu entdecken. Deshalb fragt das P namhafte, kulturaffine Darmstädter nach ihren fünf liebsten Favoriten in drei selbst ausgewählten Kategorien. Diesmal verrät uns Meike Heinigk, Geschäftsführerin der Centralstation und Bookerin für die Bereiche Theater, Literatur und Kinder, ihre Top 5.

5 Bands, die meinen Musikgeschmack prägten:

Cocteau Twins: Ein ganz besonderes und neues Ohr-Türchen öffneten mir die Cocteau Twins. Weiter ging’s mit This Mortal Coil oder Lush, bis dann Portishead kamen. So was in der Richtung gefällt mir bis heute.

Kemistry & Storm: Anfang der 90er prägten sie meine bis heute nur gelegentlich im Robert Johnson ausgelebte Leidenschaft, zu elektronischer Musik zu tanzen. Drum’n’Bass von Kemistry & Storm war dabei noch mal was ganz Besonderes. Die beiden tollen DJanes durften wir im Darmstädter Café Kesselhaus selbst erleben. Leider verstarb Kemistry kurz danach bei einem Autounfall. Das DJ-Kicks-Album wird nach wie vor gerne aufgelegt.

Tindersticks: Auch hier beeindrucken mich die düstere Melancholie und musikalische Vielschichtigkeit, gepaart mit spannenden Texten, die mir nicht selten ein paar „tiny tears“ entlocken. Live habe ich diese britischen Dandys schon mal betreuen dürfen, strumpfsockig im Backstage waren sie eigentlich ganz zahm und nicht ganz so arrogant, wie man meinen könnte.

Thom Yorke: „Eraser“ höre ich immer wieder. Dieses Album ist einfach großartig, aber wem sage ich das. Yorke beim Singen zuzuhören, ist ein bisschen, wie eine Weltreise im Kopf zu unternehmen und sich mal wieder neu zu sortieren und aufzutanken. Rhythmisch wie lyrisch wird das eigene Hirn hier mal wieder ordentlich durchgerüttelt.

The Notwist: Blumfeld, Tocotronic, Kante, jajaja. Aber mit The Notwist schlich sich eben diese geniale elektronische Indie-Note in die deutsche Musik der Jahrtausendwende ein. Mir gefallen Bands, bei denen alles möglich scheint, bei denen Genres aufpoppen wie hier: Jazz, Elektronik, Minimalismus und auch die Schrammel-Gitarre.

 

5 (plus 2) Lieblingsorte für eine Mittagspause in der Innenstadt:

Zoo Bar, An der Stadtkirche: Mal sehen, ob das dort angebotene „Hurtigessen“ wirklich irgendwann mal später als zehn Minuten ab Bestellung kommt und ich es dann nicht zahlen muss. Aber auch mit Bezahlen: Lecker!

Mondo Daily, Grafenstaße: Wenn ich mal wieder den Beweis haben will, dass veganes Essen auch wirklich lecker schmecken kann, dann hole ich ihn mir hier und bin erneut motiviert, mir ein bisschen was davon abzugucken.

Mein Schreibtisch, Im Carree: Weil es oft gar nicht anders geht: Essig, Öl, Salz und Pfeffer horte ich am Schreibtisch, schmeiße einen Salat aus der Tüte mit Tomaten und Schafskäse dazu und mümmele das Ganze beim Mails checken. Bitte nicht nachmachen!

Vapiano, Im Carree: Wenn ich Bock auf Promis habe, gehe ich hier essen, in der Hoffnung – so wie nicht selten – kohlenhydrat-verspeisende Lilien-Spieler anzutreffen. Dank meiner fußballbegeisterten Kollegin entdecke ich sie dann auch immer.

Kaiser Vollkornbäckerei in der Schulstraße: … ein superleckerer, unaufgeregter Vollkornbäcker mit schmackhaftem Sortiment. Notfalls nehm‘ ich nur ein Brot mit und geh dann doch einen Salat im Apéro oder Sommerrollen bei Tilmanns Bar & Grill essen. An dieser super Straße kommt man einfach nicht vorbei!

 

5 Live-Acts, die ich in anderen Venues gesehen habe:

1983: The 6th Golden Summer Festival mit The Police, UB40, Gianna Nannini, Kajagoogoo, Joan Jett and the Blackhearts, A Flock of Seagulls und anderen im – ja, genau – Böllenfalltorstadion. Ich war dort mit meinem damaligen Tennisfreund Roman Flügel, wir waren beide 13 und ohne Eltern dort. Das war cool und Roman besorgte uns Autogramme.

1989: David Byrne mit 14-köpfigem Latino-Orchestra im ausverkauften und abtanzenden Aragon Ballroom in Chicago. Cumbia und Co. sind nicht mein Ding, aber mit Byrne … anything goes (und mit 19 allein in Chicago auf der Gästeliste sowieso).

2015: In der Alten Oper und schon anderswo: Chilly Gonzales. Ihn muss man einfach einmal live erlebt haben, in Bademantel und Schlüffkes am Piano und mit wunderbar komischen Momenten und Dingen, die er dem Publikum mitteilt. Von seiner musikalischen Virtuosität ganz zu schweigen.

2017: Amsterdam und immer wieder: Nick Cave. Zuletzt im Oktober in der Grachtenstadt vor 17.000 Leuten. So viel Poesie, Tragik, Schönheit, Rock und Himmel bekommt für mich sonst keiner hin!

2017: Im Schlachthof: Faber! Vor nicht allzu langer Zeit entdeckt, hat mich diese Gesangsgranate plus Band begeistert. Großartige Geschichten und Lyrics, die wie ein Schlag ins Gesicht sein können. Im Auto singen meine Kids mit (obwohl nicht immer jugendfrei). Live einfach unfassbar gut und tanzbar.