Foto: Teresa Novotny

Rosa ist typisch Mädchen und Jungs tragen Blau? Denkste. Die heute gängige Farbzuordnung war vor knapp Hundert Jahren genau andersherum. Doch selbst bei modernen Nassrasierern sticht direkt ins Auge: Varianten in Silber-Blau versprechen Jungs glatte Haut, Mädchen haben die Wahl zwischen Rosa und Türkis. Dabei könnten doch eigentlich alle dasselbe, baugleiche Produkt benutzen.

Gendersensibles – also „kritisch abwägendes“ – Design bei Alltagsprodukten umzusetzen, lautete die Aufgabe der Entwurfs- und Forschungsarbeit von Teresa Novotny. Das Ergebnis: der atemberaubend reduziert, nachhaltig und „geschlechtslos“ gestaltete Rasierer „Pli“.

„Pli“ bedeutet so viel wie Schliff, Weltgewandtheit. „Ich wollte Konsument:innen eine Alternative zu einer stereotypen, rosa-blauen Produktwelt bieten. Nassrasierer sind neben Kleidung und Kinderspielzeug diejenigen Produkte, bei denen diese Stereotypen am offensichtlichsten auftreten“, erklärt die 26-jährige Industriedesignerin, die auf der Mathildenhöhe in Darmstadt studiert hat. Ihre Kritik: Stereotype Gestaltung habe nachteilige Effekte auf soziokulturelle Dynamiken, werde aber weiterhin praktiziert.

 

Foto: Teresa Novotny

 

Für „Pli“ wird der Griff aus einem Stück Edelstahlblech in die richtige Form gebogen. „Die Klinge und der Steg, der sie befestigt, werden von Nutzer:innen beim Erstgebrauch oder Klingenwechsel aufgesetzt“, erklärt Teresa die Fertigung des elegant geschwungenen Einfachklingenrasierers. Beim Entwurf war der Designerin wichtig, den gesamten Prozess der Rasur auf lange Sicht zu optimieren. Dazu gehört eine reizarme Rasur sowie die Vor- und Nachbereitung der Haut. Es braucht mit „Pli“ zwar ein wenig Übung für die richtige Technik, aber dann läuft alles glatt.

„Pli“ gibt es bislang noch nicht zu kaufen. Den Henriette-Fürth-Preis 2020 des Gender- und Frauenforschungszentrums der Hessischen Hochschulen (gFFZ) hat Teresa aber schon gewonnen. „Ich kann mir gut vorstellen, in Produktion zu gehen und eine nachhaltige und genderneutrale Rasurpflege-Serie daraus zu machen“, fasst die junge Designerin und Wissenschaftlerin ihre Pläne für die Zukunft zusammen.

instagram.com/teresalauranovotny

instagram.com/designforschungdarmstadt

 

Mehr über „Pi“ könnt Ihr hier lesen:

www.gffz.de/publikationen/abschlussarbeiten-und-weitere-veroeffentlichungen

www.researchgate.net/publication/343934266_pli_gendersensibel_gestalten