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Sport, der in Darmstadt betrieben wird, und – Trommelwirbel – nicht Fußball ist? Vor lauter Lilienfieber ist’s ein bisschen in den Hintergrund geraten, aber: Jawohl, den gibt’s. Hier stellen wir sie vor, die Sportarten, die (noch) nicht von einem großen Publikum bejubelt werden. Zum Beispiel, weil sie bislang kaum jemand kennt. Oder weil sie eben einfach zu speziell sind, um die Massen zu begeistern. Oder vielleicht, weil man lieber unter sich bleibt? Wir gucken uns das für Euch aus der Nähe an. In dieser Ausgabe: Ninja Warrior.

Da hänge ich nun, die Kraft in den Armen schwindet, meine Hände schwitzen, die Schwerkraft macht mir schwer zu schaffen. Ich erwische mich dabei, wie Seufzer der Erschöpfung aus mir herausdringen. „Mehr Schwung aus der Hüfte“, ruft mir Luisa Plümer (28), die mir heute die Halle zeigt, unterstützend zu. Ich nehme noch einmal Schwung, bewusst aus der Hüfte, strecke mich, so weit es nur geht in Richtung Holzring, bekomme ihn tatsächlich zu fassen, rutsche aber im gleichen Moment ab und falle rückwärts Richtung Hallenboden. „Alles gut?“, fragt Luisa leicht besorgt. „Alles gut, nichts passiert“, antworte ich. Ehrlicherweise habe ich mir die Landung etwas weicher vorgestellt. Voller Einsatz fürs P, das für Euch den Trend-Randsport in der „Ninja Skillz“-Halle in Weiterstadt. die Ende 2023 vom 8-fachen „Ninja Warrior Germany“-Teilnehmer David Eilenstein eröffnet wurde, auscheckt.

Wechselklamotten habe ich keine mitgebracht, denn in der RTL-Show „Ninja Warrior Germany – Die stärkste Show Deutschlands“ wäre ich sicher weicher gelandet, dafür aber klitschnass geworden. Wenn in der TV-Unterhaltungssendung Athlet:innen an Hindernissen scheitern, führt der Weg unweigerlich ins kühle Nass, genauer gesagt in ein Wasserbecken: Versuch gescheitert, Chance vertan. In der Weiterstädter „Ninja Skillz“-Halle hat man zum Glück mehrere Versuche, ansonsten hätte ich jede Menge Wechselklamotten mitbringen müssen. Trotzdem gilt auch hier: Wer den Boden berührt, muss von vorne beginnen. Nach den ersten Hindernissen (den „Obstacles“) merke ich schnell, worauf es beim Ninja-Sport grundsätzlich ankommt: Kraft, Koordination, Geschicklichkeit, Balance und Intuition. Im Wettkampf kommt noch Schnelligkeit hinzu, was mir immer wieder bewusst wird, wenn ich sehe, in welchem Tempo mir Luisa zeigt, wie man am besten die Hindernisse überwindet.

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Kraft, Koordination, Geschicklichkeit, Balance und Intuition

Ob man sich beim Ninja-Sport hier und da auch wie ein Ninja fühlt? Klares Ja! Was erstaunlich viel Spaß macht: Teilweise erwische ich mich, während ich mich durch die Obstacels schwinge, beim Grinsen. Selbst, wenn es bei dem einen oder anderen Hindernis auf Anhieb nicht klappt, liege ich gescheitert auf dem Mattenboden und muss vor Freude an den ungewöhnlichen Bewegungen plus der schneller als gedacht eintretenden Erschöpfung anfangen zu lachen. Schnell bin ich angefixt und denke mir: Gleich noch mal probieren!

Die „Ninja Skillz“-Halle ist 1.000 Quadratmeter groß, relativ hell und, so weit das Auge reicht, mit Hindernissen versehen. Über 50 Obstacles sind hier auf zwei Etagen verteilt. Mir stellt sich auf Anhieb die Frage, ob die Halle durch eine Horde von Kindern – besonders in den Ferien – nicht doch zu einer Art Leos Spielpark 2.0 mutiert? „Wir verstehen uns als Sportstätte, nicht als Indoorspielplatz“, entgegnet Luisa. „Die Weiterentwicklung von sportlichen Kompetenzen soll bei uns im Fokus stehen, dazu kommt die Freude an Bewegung.“ Eine bestimmte, eingeschränkte Zielgruppe gibt es dabei nicht: „Wir wollen sowohl den Ninja-Sport der breiten Masse bekannt und zugänglich machen, aber auch ambitionierten Athleten eine geeignete Trainingsmöglichkeit bieten.“ Durch modifizierbare Hindernisse und verschiedene Schwierigkeitsgrade von sehr leicht bis sehr schwer gelänge es, diese recht unterschiedlichen Zielgruppen unter einen Hut zu bekommen.

Für Neulinge und Fortgeschrittene

Die Halle ist in drei Sport-Areale aufgeteilt: Ninja, Mini/Kids und Fitness. Das größte Areal ist der Ninja-Bereich: Hier finden Ninja-Neulinge (ab 8 Jahren) bis Profi-Ninjas ihren Meister – in Form von mehr als 20 Hindernissen. Auch die Athleten, die hier trainieren, um sich auf ihren „Run“ in der RTL-Show vorbereiten zu können. Viele Obstacles sind sogar denen aus der Show nachgebaut: wie die Himmelsleiter, bei der es darum geht, eine lose Klimmzugstange, die auf zwei parallelen Schienen mit mehreren Sprossen liegt, durch eine hektische Klimmzugbewegung eine oder mehrere Stufen nach oben zu „springen“. Sieht verdammt schwer aus – und ist es auch. Bekannt aus der TV-Show dürfte auch die sogenannte „Wrapped Wall“ sein: eine sechseinhalb Meter hohe gewölbte Wand, die es zu erklimmen gilt. Traditionell ist die „Wrapped Wall“ das letzte Hindernis in der TV-Show „Ninja Warriors“.

Im Ninja-Bereich der Halle in Weiterstadt werden die Hindernisse immer mal wieder umgebaut, angepasst und verändert, „auch, damit unseren Stammkunden nicht langweilig wird“, wie Luisa erklärt. Zudem finden sich hier kreative, selbst konzipierte Hindernisse wie der Schleuderstamm, bei dem man sich so fest wie möglich an ein Kunststoffrohr klammert, welches sich um die eigene Achse dreht. Achtung, Schwindelgefahr!

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Platz für Klein und Groß

Bestens für kleine Ninjas geeignet ist der Mini/Kids-Bereich. Hier können sich Kinder von vier bis sieben Jahren austoben und sich – bis sie alt genug sind – auf den großen Ninja-Bereich vorbereiten. Die Hindernisse hängen etwas tiefer, damit die Geräte auch gut erreicht werden können. Die Kids finden in ihrem Bereich fast alle Obstacles, die auch im Rest der Halle vorhanden sind, nur eben in klein und kompakt. Um Chaos zu vermeiden, „muss hier aber immer eine Begleitperson pro Ninja anwesend sein“, betont Luisa.

Im Fitnessbereich, der auch gerne fürs Aufwärmprogramm genutzt wird, finden die Sportler:innen verschiedenste Utensilien, um sich für den Ninja-Sport fit zu machen: An der Wand hängt ein Campus Board, um die Griffkraft zu trainieren, eine Slackline und andere Fitnessgeräte. Ob sich in der Halle jemand mal schlimmer verletzt habe, frage ich Luisa: „Zum Glück nicht. Wenn man sich hier an die Hallenregeln hält und sich ordentlich aufwärmt, bleibt das Verletzungsrisiko beim Ninja-Sport eher gering.“

So richtig Fahrt aufgenommen hat der Trendsport erst durch die TV-Show „Ninja Warriors Germany“. Man könnte sogar so weit gehen, zu behaupten, der Nischensport sei erst durch die Unterhaltungsshow entstanden. Mittlerweile geht RTL mit ihr in die zehnte Staffel. Die Community wächst, ist aktiv, nimmt auch gerne an der Show teil. „Fairness trotz Wettkampf“: Diese Einstellung zeichne die Ninja-Sport-Szene aus, so Luisa. Obwohl zu den Individualsportarten gehörend, berichtet Luisa von „extrem guten Vibes“, die während der zweimal im Jahr stattfindenden „Skillz Gamez“ in der Weiterstädter Halle zu spüren seien. Bei der jüngsten Ausgabe Anfang März 2025 traten 239 Athleten:innen an. Mitte September steigen die nächsten „Skillz Games“ – also noch genug Zeit, um sich für die Qualifikation vorzubereiten. Ende April feiern zudem die „Mini Skillz Games“ (für Kinder von 5 bis 7 Jahren) ihre Premiere.

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Von der TV-Show zum Breitensport?

Die landesweite Organisation des Sports steckt hingegen noch in den Kinderschuhen. Immerhin wurde der Verein IGN e. V. (Interessengemeinschaft Ninja-Sport) gegründet. Sein Ziel ist, den ursprünglich aus Japan stammenden Ninja-Sport als Breitensport in Deutschland zu etablieren. Mit über 150 Mitgliedern hat der Verein kürzlich ein allgemeingültiges Regelwerk für Wettkämpfe ausgearbeitet. Laut Luisa sollen diese Regeln helfen, in Zukunft offizielle Meisterschaften zu veranstalten. Auch ein deutschlandweites Ninja-Ranking ist in Planung, „mit dem Platzierungen der Ninja-Wettkämpfe in einer Saison widergespiegelt werden“, sagt Luisa, die auch Beisitzende des IGN e. V. ist.

Doch wie funktioniert der Sport und welche Regeln gibt es? „Ziel ist es, möglichst viele Hindernisse, in möglichst kurzer Zeit zu bewältigen“, fasst Luisa zusammen. Und „der Boden ist Lava“, richtig? „Ja, wer den Boden oder eine unerlaubte Fläche berührt, hat das Hindernis nicht erfolgreich gemeistert.“

Für Luisa macht die Kombination aus Körper und Geist den Ninja-Sport so speziell. Außerdem sei der Sport leicht zugänglich, es wird weder teures Equipment noch eine Ausrüstung benötigt: „Jeder mit Sportkleidung und Turnschuhen kann hier anfangen.“ Da den meisten Anfängern nach den ersten Hindernissen etwas die Griffkraft und die Körperspannung fehlen – ich spreche aus Erfahrung! – findet Ihr in der Infobox Tipps von Luisa, damit es schon beim ersten Besuch in der „Ninja Skillz“-Halle möglichst gut klappt. Falls diese Tipps nicht ausreichend helfen sollten, könntet Ihr über die Website der Halle ein Personal Training buchen. Also nicht den Kopf in den Sand stecken, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Wer auf Hangeln, Schwerelosigkeit und Challenges steht, wird an Ninja Warrior sicher Gefallen finden – ausprobieren lohnt sich!

 

Kurse, Trainings und Events

Das Angebot in der „Ninja Skillz“-Halle ist vielfältig: Es gibt Mini-Trainings (Alter: 4 bis 7 Jahre) für Anfänger und Fortgeschrittene, Kids-Trainings (8 bis 11 Jahre) für Einsteiger oder Fortgeschrittene, Teens-Trainings (12 bis 15 Jahre) sowie Erwachsenen-Trainings (ab 16 Jahre) für Einsteiger, Fortgeschrittene und auch als „Tricking Training“, zudem die Spezialkurse „Ninja Frauentraining“ und „Krafttraining für Ninjas“.

Der nächste Workshop „Himmelsleiter & Stangenflug“ läuft am Samstag, 10. Mai, von 11 bis 13 Uhr (ab 12 Jahren, Teens & Erwachsene).

Ninja-Feriencamps gibt es in Form von Anfänger- und Fortgeschrittenen-Camps für Kids & Teens (8 bis 15 Jahre) sowie als Mini-Feriencamps (für 4- bis 7-Jährige).

Gebucht werden kann die „Ninja Skillz“-Halle auch für verschiedenste Anlässe wie Geburtstage, Firmenevents oder Schulklassenausflüge.

Alle Uhrzeiten, Termine und Preise findet Ihr online unter ninja-skillz.de.

Aktuelles und visuelle Eindrücke: instagram.com/ninja_skillz_darmstadt

 

Tipps für Anfänger

Basics trainieren: Körperspannung, Griff- und Sprungkraft gezielt und stetig verbessern.

Technik statt Kraft: Viele Hindernisse sind mit der richtigen Technik leichter zu überwinden.

Klein anfangen: Erst die einfachen Hindernisse zu meistern lernen, dann die Schwierigkeit langsam steigern.

Gemeinsam trainieren: Ninja-Sport zu treiben, macht gemeinsam am meisten Spaß – und wenn Du nett fragst, geben Dir erfahrene Ninjas wertvolle Tipps!

Spaß im Fokus behalten: Nicht zu sehr aufs Ziel fixieren, sondern den Weg dorthin genießen.