Foto: Radio Darmstadt/Christian Grau

Radio verbindet. Egal, wann und wie: Ideen lassen sich kaum leichter teilen als durch Wort und Ton. Das wussten die Macher:innen von Radio Darmstadt schon 1995, als sie eine Radioinitiative gründeten, die über das Heinerfest berichtete. Was als sogenanntes „Heinerfestradio“ mit zwei Stunden Radiowecker und fünf Stunden Live-Programm am Nachmittag und Abend startete, ist heute fester Bestandteil in der Vermittlung kultureller und stadtrelevanter Inhalte – und das immer noch auf der 103,4.

Dabei sind weder die Redakteur:innen noch das Programm eine Selbstverständlichkeit. Es mangelt keineswegs an Radiosendern und -sendungen. Doch war den Gründer:innen klar: Darmstadt braucht eine Plattform für Bürger:innen, deren Interessen und Ideen. Von Beginn an als Ergänzung zu bestehenden Medien gedacht, gibt es hier nicht nur Platz für lokale Nachrichten, sondern auch persönliche Interessen und Themen. Denn „RadaR“ – so die liebevolle Kurzform von Radio Darmstadt – ist nicht kommerziell und nicht auf beständige Höchstquoten angewiesen. Die Inhalte stehen im Vordergrund. Obwohl die meisten Redakteur:innen und Moderator:innen Laien sind, lässt die Qualität der Beiträge dadurch nicht nach. Aurel Jahn, Vorstandsmitglied und Leiter des Ressorts „Offenes Haus“, betont die journalistische Sorgfaltspflicht, die sich in allen Sendungen zeigen müsse. Sichergestellt wird dieser Qualitätsstandard durch verschiedene Seminare, Lern- und Weiterbildungsangebote, die teilweise freiwillig, teilweise aber auch verpflichtend sind. Und die Türen der Redaktion stünden stets für Interessierte offen, die hier das professionelle Produzieren eines Beitrags lernen.

Diese Einstellung ist ein Überbleibsel aus der Gründungszeit, denn die Redaktion der ersten Stunde bildeten ebenfalls keine ausgebildeten Radiomacher:innen. Sie mussten sich heutige Medienkompetenzen selbst erarbeiten. Was sie gelernt haben, geben sie nun weiter. „Es ist toll zu sehen, wie viele junge Menschen hier laufen lernen und richtige Profis werden“, sagt Petra Schlesinger, Vorstandsmitglied und auch zuständig für Kommunikation und Marketing. Die Medienkompetenzen, die hier vermittelt werden, bilden für viele junge Redakteur:innen den Grundstein für eine erfolgreiche Karriere im Rundfunk. Denn neben dem Sprechen vor Interviewpartner:innen und in Mikrofone, dem Recherchieren von Inhalten sowie dem Produzieren eigener Sendungen legt RadaR Wert auf kritischen Journalismus, der auch aufgrund der absoluten Unabhängigkeit von Sponsoring und Werbepartner:innen möglich ist.

Formate ohne Ende

Da der Darmstädter Sender nicht auf Quoten angewiesen ist, kann er sich auch die Freiheit herausnehmen, Beiträge zu produzieren, die nicht auf Massentauglichkeit ausgelegt sind. Radio Darmstadt versteht sich als Einschaltradio, als ein Sender, der auf einer Frequenz eine Vielzahl unterschiedlicher Beiträge präsentiert. Während dieses Konzept zu Beginn auf Verwirrung unter den Zuhörenden stieß, ist es heute beliebt und etabliert. So ist es sowohl möglich, erst die Übertragung eines Raves, dann Klassik und anschließend eine fremdsprachige Themensendung zu hören (der Bildungsauftrag des Senders, Menschen und Ideen zu verbinden, kommt hier besonders zum Vorschein), aber auch, nur ganz bestimmte Inhalte und Interessen zu verfolgen und danach das Radio wieder abzuschalten.

Back in the days. Der Start in den 80ern. | Foto: Martin Zint
Foto: Martin Zint

„Wir normalisieren das Hören von Anderem und Anderen“

Diese Masse an Formaten unterschiedlichster Art wirkt auf den ersten Blick verwirrend, denn das Konzept ist praktisch konträr zu dem eines kommerziellen Radiosenders. RadaR ist nicht als 24-stündige Hintergrundbeschallung gedacht. So kann es dauern, das volle Potenzial des Senders zu erkennen – er ist nicht das Abspielen einer Charts- oder Best-of-Playlist, eher ein Theaterbesuch. Ein bisschen Zeit muss mitgebracht werden, Interesse auch. Es ist unwahrscheinlich, einfach einzuschalten und sich sofort zurechtzufinden. Dafür werden hier Themen behandelt, die auf anderen Sendern fehlen. Clemens Beier, Sprecher der Musikredaktion, fasst das Anliegen des Senders unter dem Motto „Wir normalisieren das Hören von Anderem und Anderen“ zusammen. Denn neben einer alteingesessenen internationalen Redaktion, die Inhalte unter anderem auf Dari, Italienisch und Polnisch produziert, werden auch Beiträge gesendet, in denen gelebte Inklusion im Vordergrund steht. Hier kommen zum Beispiel Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung zu Wort.

Früh übt sich! | Foto Martin Zint
Oldschool | Foto Martin Zint

25-Stunden-Dauer-Livesendung zur Feier des Tages

Die Diversität der aktuell 100 ehrenamtlichen Redakteur:innen bedingt auch das bunte Programm des Senders. Zwischen Nachrichten aus der Stadtverordnetenversammlung und Berichte über Woog und Bürgerpark finden Kochsendungen mit Live-Verkostung oder Berichte aus einem Segelflugzeug heraus Platz. Die elf Redaktionen leben von den Ideen und der Vielfalt ihrer Sender:innen – und das seit 25 Jahren mit Erfolg. Zur Feier dieses Jubiläums sendet RadaR einen Tag lang – vom 30.01., um 23 Uhr bis zum 01.02., um 24 Uhr – keine Sendungswiederholungen, sondern ein durchgehendes Live-Programm, unter anderem mit neuen Jingles und thematischen Schwerpunkten. Und auch in den folgenden Monaten wird dieser Jahrestag eine Rolle spielen: zum Beispiel mit einem geplanten „Tag der offenen Tür“ und in Rückblicksendungen, in denen ehemalige Vereinsmitglieder und Redakteur:innen von ihrer Zeit bei RadaR erzählen. Es wird spannend bleiben, hoffentlich auch in den nächsten 25 Jahren.

 

Akustische Perlen

Neben dem Sende-Marathon zum Jubiläum von RadaR gibt es auch im Februar wieder etliche regelmäßige Sendungen. Das P empfiehlt besonders diese akustischen Perlen:

Mi, 02.02., 19 Uhr: Popcorn Partnermenü | 
Die besondere Kinosendung, jugendlich fresh gemacht mit Hintergründen und Kritiken.

So, 06.02., 21 Uhr: Kopfhörer | 
Musik, abseits des Mainstreams. „Für das, was zwischen den Ohren ist.“

Mi, 09.03., 18 Uhr: Tierische Aspekte | 
Tierschutzsendung mit politischem Anspruch und veganen Themen.

Fr, 11.02, 17 Uhr: Stavo | 
Hintergrundbericht aus der Stadtverordnetenversammlung mit Originaltönen.

Mi, 16.02., 18 Uhr: Shakespeare & Co. | 
Berichte aus der Kulturszene Darmstadts (Theater, Kunst, Literatur).

Mo, 21.02., 17 Uhr: Digi.Tales by MuK | 
Digitales, aus einer bildungstheoretischen und pädagogischen Perspektive.

Das volle Programm: radiodarmstadt.de

 

Radio Darmstadt: Von 1994 bis heute

1994: Der gemeinnützige Verein RadaR e. V. wird gegründet.

1995 + 1996: Start als einwöchiges Veranstaltungsradio (Heinerfest und Bundestreffen der Deutschen Turnerjugend)

01. Februar 1997: RadaR geht als erstes hessisches, nichtkommerzielles Lokalradio auf Dauersendung. Die Zuschüsse der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen) werden für Raummiete, Technik, Verwaltung und FSJ’ler:innen verwendet.

2000: Erster Umzug – aus den zwei Studios in der Bismarck- sowie der Hindenburgstraße – an den Steubenplatz 12.

2006: Start des Livestreams auf liveradiodarmstadt.de

2010: Bezug des neuen Studios im Hinterhof von Steubenplatz 12.

2019: RadaR goes digital: Der Empfang ist nun auch über DAB+ möglich.

Wer bei RadaR mitmischen möchte, der melde sich telefonisch unter (06151) 87000 oder (06151) 291111 – oder per Mail an mitmachen@radiodarmstadt.de.

 

„Radio Darmstadt wird 25“

Jetzt reinhören! Radio Darmstadt zu Gast bei unserem Stadtkultur-Podcast „Parole P“.