Sport, der in Darmstadt betrieben wird, und – Trommelwirbel – nicht Fußball ist? Vor lauter Lilienfieber ist’s ein bisschen in den Hintergrund geraten, aber: Jawohl, das gibt’s. Hier stellen wir sie vor, die Sportarten, die (noch) nicht von einem großen Publikum bejubelt werden. Zum Beispiel, weil sie bislang kaum jemand kennt. Oder weil sie eben einfach zu speziell sind, um die Massen zu begeistern. Oder vielleicht, weil man lieber unter sich bleibt? Wir gucken uns das für Euch aus der Nähe an. In dieser Ausgabe: Padel Tennis.
Leise, aber bestimmt machte sie sich auf den Weg von Lateinamerika über den Großen Teich nach Europa – diese neue Sportart, die so schnell gewachsen ist wie kaum eine andere: ein Spielfeld, etwa so groß wie ein Badmintonfeld, mit flachem Netz, umgeben von Gittern und hohen Plexiglaswänden, alles irgendwie ein Tennis-Squash-Mix. Ihr Name: „Corcuera Padel“, oder auch: Padel Tennis. Die neue Trendsportart erobert inzwischen auch Darmstadt: Neben einem Court in der Halle der „Bilgin Sports Lounge“ (Soccerhalle) gibt es neuerdings auch zwei coole Outdoor-Plätze.
Die Attraktion zum 100-Jährigen
Es war der 29. Juni 2024, als die Tennisabteilung der Darmstädter TSG 1846 endlich 100 Jahre Vereinsgeschichte feiern durfte. Mit einem ausgiebigen Sektempfang wurde an jenem sommerlichen Samstagnachmittag am Woog nicht nur auf den Jahrestag angestoßen, sondern auch auf die zwei brandneuen Padelplätze (mit Flutlicht!), die – neben einem Beachtennis-Feld – eröffnet wurden und die Attraktion des feierlichen Nachmittags waren.
Mehrere Jahre hatte sich TSG-Vorstandsmitglied Benjamin Kuhrke durch langatmige organisatorische Prozesse kämpfen müssen, um den Bau der Plätze zu verwirklichen. Die beliebte Volkssportart aus Lateinamerika hat inzwischen auch in Deutschland Anklang gefunden und soll eine bedeutende Rolle in der neuen „Merck Racket Sport Arena“ der TSG spielen. Dementsprechend groß war der Applaus, als am Jahrestag endlich das Band an der neuen Anlage zerschnitten und die topmodernen Padelplätze betreten werden durften. Auch wir P-Tester und -Texter, Christine und David, feierten unsere Padelpremiere und konnten die Immer-noch-Nischen-Sportart hier erstmals ausprobieren.
Eine Mischung aus Tennis und Squash
Bevor es aufs Feld ging, machten wir zunächst mit unseren Gegenspielern – Benjamin Kuhrke und Jakob Wittmann – Bekanntschaft. Jakob Wittmann, der dieses Jahr die Herren-40-Padel-Meisterschaften in Rheinland-Pfalz gewonnen hatte, fragte uns sofort, ob wir bereits Erfahrungen in Tennis oder Squash haben: Christine hat bereits vier Jahre Badminton im Verein gespielt, was sich im Padelspiel sowohl als Fluch als auch Segen herausstellen wird. Ich, David, hatte ab und zu im Winter mit Freunden Squash gezockt, und im letzten Sommersemester an meiner Uni den Grundkurs Tennis belegt.
Als wir die nigelnagelneuen Courts betreten, fällt mir zuerst der sattgrüne Kunstrasen auf, der bei mir ein wenig Fußball-Vibes aufkommen lässt. Alles andere am Court erinnert an eine Mischung aus Squash und Tennis. Mit einer Größe von 20 mal 10 Metern ist der Padelplatz etwas kleiner als ein gewöhnlicher Tenniscourt. Umgeben von vier Meter hohen Plexisglasscheiben hinter der Grundlinie sowie Flutlichtern sieht der Platz schon sehr ansehnlich aus, irgendwie futuristisch – wir bekommen sofort Lust, loszulegen.
Die Padelschläger werden uns vom Verein ausgeliehen. Auf den ersten Blick wirken sie schwer und klobig. Die Griffe sind kurz, die Schlagfläche ist mit fast fingernagelgroßen Löchern versehen. Diese dienen der Luftdurchlässigkeit und haben Einfluss auf Balance und Starrheit des Schlägers. Der Rahmen des Schlägers besteht aus Kunststoff, im Inneren ist Schaumstoff verarbeitet, was es leichter macht, Bälle abprallen zu lassen.
Drei erste Erkenntnisse
Wie beim klassischen Tennis spielen wir uns zum Aufwärmen locker die Bälle über das Netz zu – David mit Jakob und Christine mit Benjamin. Drei Dinge fallen mir aber bereits nach ein paar wenigen Ballkontakten auf. Erstens: Der Padelball springt nicht so stark ab, wie ein normaler Tennisball es tun würde. Das liegt am niedrigeren Druck. Laut Benjamin kann man Padelbälle „mit den roten Tennisbällen, die für das Kindertraining verwendet werden,“ vergleichen. Sie springen höher als Squashbälle und niedriger als Tennisbälle. Zweitens: Mit dem Padelschläger habe ich überraschenderweise auf Anhieb ein besseres Ballgefühl als bei Squash- oder Tennisschlägern. Drittens: Es macht sofort richtig Spaß! Vom klassischen Tennis kennt man den typischen Spielverlauf: Aufschlag, Return, Punkt – ziemlich monoton, wie ich finde. Beim Padel geht es auch bei Neulingen schnell hoch her. Denn hier wird auch mit den Plexiglaswänden gespielt. Der Ball darf dort abprallen und das Spiel geht trotzdem weiter. Weil der Ball deshalb seltener im Aus landet, entstehen häufiger spannende Rallys als beim Tennis.
Wichtige Regeln gibt es natürlich trotzdem: Der Ball muss vor dem zweiten Aufsetzen zurückgespielt werden, der Aufschlag darf nach einem Fehler einmal wiederholt werden und Punkte werden genauso gezählt wie beim Doppel im Tennis. Zwar gibt es noch weitere Regeln, doch für blutige Anfänger:innen reicht dieses Wissen für ein gutes Spiel vollkommen. Während wir beim Einspielen langsam das Tempo der Ballwechsel erhöhen, gibt uns Jakob auch noch einen groben Überblick über die technisch-taktischen Elemente im Padel. So seien die von mir mit Topspin gespielten Bälle, die kurz vor der gegnerischen Scheibe landen, „besonders schwierig für den Gegenspieler zu verarbeiten“.
„Mehr Lebensphilosophie als Wettkampfsport“
Anfänglich tut sich Christine mit dem Timing beim Schlagen der Bälle ein wenig schwer. Vom Badminton ist sie es gewohnt, dass vor allem niedrig gespielte Federbälle, besonders schnell und mit einem kleinen Ruck aus dem Handgelenk gut spielbar sind. Im Padel wird aber mit größeren Bewegungen gespielt. Hohe Bälle fallen ihr dagegen umso leichter. Je länger wir spielen, desto besser wird ihr Timing – so langsam hat auch sie jetzt den Dreh raus. Benjamin betont auch immer wieder: „Padel ist mehr eine Lebensphilosophie als ein Wettkampfsport.” Es ist ein leicht zugänglicher Sport, den man schnell lernen kann, eine Lernkurve sei bei den meisten Anfänger:innen bereits nach wenigen Spielen deutlich zu erkennen.
Padelcup 2024
Zusammentreffen in familiärer Atmosphäre wird bei der TSG 1846 großgeschrieben. Deshalb organisiert der Verein regelmäßig Events, um sowohl Sportbegeisterte als auch Gesellschaftsliebende aus Darmstadt und Umgebung zusammenzubringen. Vom 20. bis zum 22. September steigt beispielsweise die erste Woogskerb auf dem Gelände der TSG und bietet neben Livemusik, Kerbebaumstellen und Bieranstich auch diverse sportliche Turniere an. Am Samstag, 21. September, findet der große Padelcup statt, bei dem auch Anfänger:innen ihr Können unter Beweis stellen können. Der Verein bietet an, die Anlagen auch für kleinere freudige Zusammenkünfte (von Firmenevents bis Geburtstagsfeiern) zu nutzen. Denn neben Sport und Bewegung dienen die Plätze vor allem einem: Spaß zu haben und dem Alltag zu entfliehen – all das ganz ohne Leistungsdruck.
Padelregeln, kurz und knapp
Padel wird ausnahmslos im Doppel – zwei gegen zwei – gespielt. Die gegeneinander spielenden Teams stehen sich auf den durch das Netz geteilten Spielfeldhälften gegenüber.
Das Spiel beginnt mit einem Aufschlag „von unten“, von rechts, diagonal über das Netz in das schräg gegenüberliegende Aufschlagfeld. Der Aufschläger muss mit beiden Füßen hinter der Aufschlaglinie stehen, er muss den Ball zunächst auf den Boden prellen und dann maximal aus Hüfthöhe schlagen. Im Spiel darf der Ball maximal einmal auf dem Boden aufsetzen. Volleys sind erlaubt, jedoch kann der Ball nach dem Aufsetzen im Spielfeld auch an eine oder mehrere Seitenwände prallen gelassen und anschließend, solange er nicht den Boden berührt, weitergespielt werden. So kommt es oft zu langen und spannenden Ballwechseln, die für großen Spielspaß sorgen.
Die Padelregeln ähneln im Wesentlichen denen des Tennis-Doppelspiels, auch die Zählweise der Punkte und Sätze (inklusive Tiebreak bei 6:6 Spielen oder der Doppelfehler-Regel beim Aufschlag).
Lust mitzumachen?
Kostenlose Schnupperstunde Padel bei der Darmstädter TSG 1846: immer montags von 18 bis 20 Uhr, Anmeldung per E-Mail an sport@tennis.tsg-1846.de (bitte mit Name, Telefonnummer und Spielstärke)
Events veranstalten auf der Merck Racket Sport Arena: Anfragen bitte per E-Mail an benjamin.kuhrke@vorstand.tsg-1846.de
Informationen zur Padel-Court-Buchung (auch ohne Vereinsmitgliedschaft möglich!) und verschiedenen Arten der Mitgliedschaft: tsg-1846.de/angebote/abteilung/tennis/padeltennis