Label-Boss Matin Nawabi Foto: Jan Ehlers

Langsam wird’s auffällig: Darmstadt ist die Heimstatt der Cassettentäter! Neben Declaration Of Santo, Knertz und Fat & Holy gibt es nun eine vierte „Plattenfirma“, die potenziellen Bandsalat produziert. Labelbetreiber Matin Nawabi erklärt, was er macht und warum er das macht.

 

Woher stammt der Labelname?

Die Namensfindung war echt ätzend und irgendwie war es mir auch total egal. Irgendwann kam ich auf Fear Of Heights – Höhenangst. Das fand ich irgendwie klangvoll und passend, weil ich mich nun mal nicht so wohl fühle, wenn zwischen mir und dem Boden mehr als zwei Meter Abstand sind.

Seit wann existiert das Label und warum wurde es gegründet?

Die Idee, ein Label zu starten, hatte ich schon länger. Ende 2012 gab es dann eben einen Anlass. Meine Freunde von den Rollergirls hatten ihre ersten Aufnahmen am Start. Vier wundervolle Pop-Punk/Emo-Songs, die melodischer kaum sein konnten, und mir war klar, dass ich das unbedingt veröffentlichen will. Die Band hatte Bock und dann ging auch alles ziemlich schnell.

Wie viele Releases gibt es?

Insgesamt vier. Die schon erwähnte Rollergirls-„Bombs“-EP. Die Zweite war die Wiederveröffentlichung der „Four Song“-EP der Post-Hardcore-Band The Tidal Sleep, die ursprünglich als einseitige LP auf dem Münsterer Label This Charming Man erschienen ist. Der Erlös aus den Verkäufen wurde Skateistan gespendet [soziales Skateboard-Projekt in Afghanistan, siehe P-Ausgabe 23, Anm. d. Red.]. Dann gibt es noch das Rant-Tape und – ganz frisch aus dem Presswerk – jetzt die erste Rollergirls-LP „Satisfied With Less“. Auch für mich die erste Vinyl-Veröffentlichung.

In welchen Auflagen sind die Tonträger erschienen?

Die Tapes in 50er bis 100er Auflage. Die neue Rollergirls-LP kommt mit einer Erstauflage von 300.

In welchem Format / welchen Formaten wird veröffentlicht und warum?

Angefangen habe ich mit Cassetten. Das Format würde ich jetzt nicht überbewerten, der Sound nutzt sich einfach schnell ab, da hilft keine Romantik. Trotzdem sind Tapes eine tolle Sache, gerade im Vergleich zu CDs, die meiner Meinung nach Wegwerfprodukte sind. Tapes sind nicht nur günstig und somit für kleine Auflagen gut geeignet, sondern auch super, wenn eine neue Band nicht nur mit MP3s um sich werfen will. Und wie gesagt: Mit ein wenig Kreativität kann man schicke Dinger draus machen. Früher oder später wollte ich aber auch LPs machen, sozusagen der „real deal“. Platten sind klasse, für mich persönlich das schönste Format. Eine Vinyl-Veröffentlichung ist aber natürlich mit viel mehr Risiko verbunden, als einfach mal ein paar Kassetten rauszufeuern. Bei der Rollergirls-LP bin ich aber recht guter Dinge!

Welche Platte der Musikgeschichte hättest Du am liebsten veröffentlicht?

Eine Lieblingsband oder DIE Platte für die Ewigkeit kann ich nicht festmachen.

Welche Platte der Labelgeschichte hättest Du rückblickend betrachtet lieber nicht veröffentlicht?

So viel ist ja noch nicht passiert und ich bereue nichts.

Was ist der Label-Bestseller?

Das Rollergirls-Tape war ein ziemlicher Chartbreaker! Aber auch The Tidal Sleep ging gut weg und ist jetzt ausverkauft. Die Tendenz sehe ich langfristig auch beim Rant-Tape.

Was ist Deine Lieblingsplatte des Labels?

Ich mag alle Tapes, aber bei der neuen Rollergirls-LP schmelze ich wirklich dahin. Natürlich bin ich bei der Platte gerade euphorischer, die steckt in den Startlöchern und es war ziemlich viel Arbeit und Stress, das Stück Plastik fertig zu bekommen. Die Resonanz ist bisher auch ziemlich super.

Wer ist Dein Lieblingskünstler auf dem eigenen Label?

Gleiche Liebe für alle! Mit den drei Bands verbinden mich seit langem auch Freundschaften.

Und wer sind Deine Lieblingskünstler allgemein?

Ich sag mal so: 90 Prozent meiner Platten hier im Schrank sind irgendwelche Hardcore-, Punk- und ähnliche Scheiben. Aus dem Sumpf komme ich wohl nicht mehr raus [lacht]. Ich veranstalte ja auch Konzerte [Angeschimmelt-Youth-Crew] und eine Sendung bei Radio Darmstadt [„The Punkrock Show“]. Vor ein paar Wochen habe ich mir meist Wave/Elektro-Platten gekauft. Die neue Mazzy Star mit Dream-Pop finde ich ganz geil oder auch die neue Modern Life Is War und die neue Obitis mit Garage/Post-Punk.

Zukunftsperspektive für das Label?

Erst mal bin ich natürlich gespannt, wie die Rollergirls-Platte laufen wird. Mehr steht jetzt noch nicht an. Das Label betreibe ich ja auch nur in meiner Freizeit, die jetzt schon ziemlich knapp ist. Bisher habe ich mich langsam an die ganze Label-Geschichte rangetastet und hoffentlich geht es auch Stück für Stück so erfolgreich weiter. Denn Lust auf weitere Veröffentlichungen habe ich auf jeden Fall.

 

www.facebook.com/fearofheightsrecords