Foto: Jan Ehlers

Der Prinz-Emil-Garten in Bessungen zählt sicherlich zu einem der schönsten Parks Darmstadts. Mit seinem kleinen Teich, dem Schlösschen und der davor gelegenen Hangwiese, die sich im Sommer perfekt zum Sonnenanbeten und im Winter zum Rodeln eignet, ist die Parkanlage ein einzigartiges Kleinod unserer Stadt. Jetzt kommt mit einem Nachbarschaftsgarten in der ehemaligen Minigolfanlage am südlichen Ausgang eine weitere Attraktion dazu.

Das Schlösschen im Prinz-Emil-Garten kennen viele. Der Verein Nachbarschaftsheim hingegen ist außerhalb Bessungens nur wenigen bekannt. Dabei leistet er wichtige Arbeit für den Stadtteil im Süden. Mit rund 350 Mitgliedern und 80 Ehrenamtlichen blickt der Verein mittlerweile auf eine 70-jährige Geschichte zurück. Gegründet von den Amerikanern, basierend auf basisdemokratischen Strukturen. Seit vier Jahren ist Sandra Freitag die Geschäftsführerin. „Das Nachbarschaftsheim soll als soziokultureller Begegnungsort für alle Generationen und alle Menschen aus Bessungen dienen“, fasst sie den Auftrag des Vereins zusammen.

Unter dem Motto „Prinz Emil baut an“ erweitert das Nachbarschaftsheim sein Angebot. Das jahreszeitlich begrenzte Jäten, Pflanzen und Ernten liegt seit einigen Jahren im Trend. Auch in Darmstadt kann man das beobachten: Die Saisongärten auf dem Oberfeld sind mittlerweile zu einer riesigen Attraktion mit hunderten Kleinäckern geworden. Aber der Ansatz im Bessunger Prinz-Emil-Garten möchte über die reine Selbstversorgung mit Gemüse hinausgehen, wie Sandra Freitag erläutert. Bereits 2014 hatten Architekturstudenten des Fachbereichs Entwerfen und Stadtplanung der TU Darmstadt Vorschläge und Entwürfe für die zukünftige Nutzung der brachliegenden Minigolfanlage erarbeitet. In einem weiteren Schritt wurden die Bessunger befragt, was sie sich denn gerne dort wünschen würden. Es kamen viele weitere Ideen zusammen, für die in einem nächsten Schritt dann Geld eingeworben wurde. Schließlich hat der Verein im Herbst 2016 einen zehnjährigen Pachtvertrag für das 4.000 Quadratmeter große Gelände mit der Stadt geschlossen.

„Prinz Emil baut an“

Danach konnten die ersten Arbeiten beginnen. Der größte Aufwand war dabei die Beseitigung der Minigolfanlage, wie Freitag berichtet. Dann folgte das Anlegen der eigentlichen Saisongärten. Momentan sind es sechs Parzellen mit jeweils 28 Quadratmetern Fläche, die von April bis November beackert werden können. Mehr sind aufgrund des Baumbewuchses derzeit nicht möglich. Ein Landwirt hat diesen Bereich vorbereitet und unterstützt die Hobbygärtner bei ihrer Arbeit. Die Gärten sind bereits alle vergeben, ab November können sich Interessierte für die nächste Saison bewerben.

Der Nachbarschaftsgarten soll aber mehr sein als ein Gemüseacker. „Wir wollten nie einen reinen Nutzgarten machen, denn unser Auftrag ist ja auch Begegnung zu schaffen, Generationen, auch Menschen aus Flüchtlingsunterkünften machen mit. Wir wollen damit auch ein Gefühl von Gemeinsamkeit hinbekommen“, umreißt Freitag den Anspruch des Projekts.

Kunst, Kultur, Yoga, Schach und Boule

Um das zu erreichen, ist ein vielfältiges Angebot geplant. Es wird ein Kunstatelier geben, in dem auch Workshops stattfinden sollen. Ein Teil des Gartens ist für eine kleine Bühne reserviert, dort sollen zukünftig Konzerte und Lesungen stattfinden. Es ist ein kleiner Sportbereich angedacht, wo die Yoga- und Pilates-Angebote, die bereits heute im Nachbarschaftsheim stattfinden, eine sommerliche Bleibe finden können. Es gibt zahlreiche Hochbeete, die von Paten aus der Nachbarschaft für eine Saison betreut und fachlich vom BUND unterstützt werden. Eine Schachgruppe hat sich für ein Schachfeld eingesetzt und es wird eine Boulebahn angelegt. Vieles ist noch im Werden und kann mitgestaltet werden, das ist Sandra Freitag ganz wichtig: „Es ist ein Projekt, das mit den Bürgern entsteht und mit ihnen wächst. Es wird nie ein fertiger Zustand sein“, so die Initiatorin.

Ein großer Wunsch der Bürgerinnen und Bürger war ein Café. Das ist gegenwärtig allerdings noch die größte Baustelle, wie Freitag zugibt, da der ursprüngliche Kiosk der Minigolfanlage nicht weitergeführt werden kann. Aber sie hat auch hierfür eine Lösung gefunden: Zusammen mit dem Darmstädter Cateringservice Dekhalu wird in den nächsten Monaten ein Foodtruck einmal die Woche die Verpflegung übernehmen. Es muss sich ja erstmal zeigen, ob und wie groß die Nachfrage nach einem Cafébetrieb wirklich ist.

Das Interesse am Saisongarten ist bisher jedenfalls groß. Beim letzten Helferfest kamen 70 Ehrenamtliche, die sich zukünftig engagieren wollen, erzählt Freitag. Das freut die Initiatorin sehr, denn bisher wurde ihr Verein vor allem als Ort für Kinder und Senioren wahrgenommen, durch den Saisongarten würden jetzt aber auch Familien und jüngere Menschen angesprochen. Obwohl der Verein natürlich ein Bessunger Verein ist, sind auch Darmstädter aus anderen Vierteln willkommen und können mitarbeiten, das betont Sandra Freitag zum Abschluss noch einmal.

 

Foodtruck im Saisongarten

Im Juli, August und September kann im Bessunger Saisongarten an folgenden Foodtruck-Terminen gesnackt und getrunken werden:

Di, 11.07. + 18.07. + 08.08. + 29.08. + 12.09. + 26.09., jeweils von 17 bis 22 Uhr

Aktuelle Infos: www.nbh-darmstadt.de/57-0-Nachbarschaftsgarten.html