Zuweilen greifen Institutionen wie die Stadt oder das Land in unseren Lebensraum ein und verändern diesen. Kürzlich geschehen, als die Georg-Büchner-Anlage vor dem Staatstheater zum Georg-Büchner-Platz wurde. Die Diskussion über die neuen Qualitäten und die ehemals vorhandenen, mit der Neugestaltung abhanden gekommenen, ist vielschichtig und wird gerne auch emotional geführt. Recht schön hat es vor einigen Wochen ein Leserbriefschreiber in der regionalen Tageszeitung auf den Punkt gebracht. Sinngemäß schrieb er, es ist den Architekten eher gelungen, einen Platz zum Ansehen zu gestalten als einen, der zum Verweilen einlädt.

Deutlich wird dies an den häufiger stattfindenden Fotoshootings. Seien es futuristische Outdoor-Lautsprecher, heiße Motorräder oder noch heißere Blondinen, die mit dauergewelltem Haar und entsprechend bekleidet, an der kleinen Wasserfläche mit der über dem Staatstheater untergehenden Sonne im Hintergrund, für professionelle Fotografen und nicht jugendfreie Webseiten lasziv posieren.

Wie auch immer man zu der Kombination aus Kopfsteinpflaster und eingemauertem Skateboard, Rasen-Zebrastreifen, Betonbäumen und -käsestücken stehen mag, der Platz ist da und wird nicht wieder verschwinden. So ist er ebenfalls zügig wieder in den Lebensraum vieler Mitmenschen aufgenommen worden und wir können hier inzwischen auch das erste, kleine Kunstwerk finden: Ein rotes Knetmenschlein sitzt auf einem der weißen Beton-Käsestücke. Es scheint, als blicke es über den Platz und beobachte das dortige Treiben.

Foto: Paul Gruen
Foto: Paul Gruen