Sport, der in Darmstadt betrieben wird, und – Trommelwirbel – nicht Fußball ist? Vor lauter Lilienfieber ist’s ein bisschen in den Hintergrund geraten, aber: Jawohl, den gibt’s. Hier stellen wir sie vor, die Sportarten, die (noch) nicht von einem großen Publikum bejubelt werden. Zum Beispiel, weil sie bislang kaum jemand kennt. Oder weil sie eben einfach zu speziell sind, um die Massen zu begeistern. Oder vielleicht, weil man lieber unter sich bleibt? Wir gucken uns das für Euch aus der Nähe an. In dieser Ausgabe: Squash.
Ich öffne eine Glastür und komme in diesen geschlossenen Raum, der kaum größer ist als ein gewöhnliches Wohnzimmer. Die weißen hohen Wände haben schon einiges abbekommen, überall sieht man kleine schwarze Flecken. Bevor es richtig losgeht, machen wir uns aber erst ein bisschen warm. Aus den Räumen neben uns höre ich lautes Ausatmen, zwischendurch einen Schrei und das Quietschen von abrupt abstoppenden Schuhen. Kaum sind wir mit dem Dehnen fertig, nehme ich den Schläger und den kleinen schwarzen Gummiball in die Hand – das Squash-Match kann beginnen.
Squash am Leben erhalten
Vorab noch ein kurzer Exkurs. Squash – was genau ist das eigentlich? Squash erinnert an Tennis auf einem Halbfeld in einer Box. Im Vergleich verwendet man kleinere Schläger mit einer dünneren Bespannung und weichere Bälle aus Gummi mit Luftkern, die an Wänden und Decke abprallen können.
Mit Schläger im Rucksack komme ich im Industriegebiet West im „Sports Up“ an. Hier kann man sich bei Badminton, Aerobic, Fitness (in einem 80er-Jahre-Ambiente) und eben auch beim Squash auspowern. Beim Betreten der Eingangshalle sieht man schon die ersten Squash Courts – die Räume mit den hohen weißen Wänden. Durch die Glasfront mit eingelassener Tür kann man die einzelnen Squash Matches sehr gut beobachten. Jeweils zwei Spieler hämmern den schwarzen kleinen Gummiball gegen die Wände. Ich merke: Hier kommt es auf Schnelligkeit, Ausdauer und Reaktion an.
Außerhalb der Courts steht Tommy Hahn, seit über 15 Jahren im Vorstand des 1. Darmstädter Squash Clubs sowie aktueller Bundestrainer der Jugend des Deutschen Squash Verbandes (DSQV). Leider sei Squash nicht mehr so weit verbreitet in Deutschland, wie es das in den 80er-Jahren mal war, bedauert Tommy: „Immer mehr Anlagen machen zu, weil sie kommerziell betrieben werden und die Betreiber natürlich Geld verdienen wollen. Sie kaufen also Squash-Center und machen daraus zum Beispiel ein Fitnessstudio“, erzählt er. Doch hier in der Heinerstadt hält der Bundestrainer den Sport am Leben. Im „Sports Up“ spielen neben Vereinen auch einfach alle, die Bock auf Squash haben. Neun Vereine gibt es in Darmstadt, die auch an internationalen Wettkämpfen und Europameisterschaften teilnehmen. „Letztes Mal haben wir da die Bronze-Medaille gewonnen, ein großer Erfolg“, erzählt Tommy stolz. Auch wenn die Sportart eigentlich aus England stammt, ist die momentane führende Nation Ägypten. Aber ich konzentriere mich jetzt erst mal darauf, was ich als Anfängerin so beachten muss.
„Nicht gegeneinander, sondern miteinander“
Tommy erklärt, dass es am Anfang wichtig sei, erst mal ein Gefühl für den Schläger zu bekommen und die Sprungkraft des Balls auszutesten. Ich halte den Ball also in der Luft und lasse ihn ein paar Mal auf der Schlagfläche aufkommen. Weil ich Anfängerin bin, bekomme ich den „Anfängerball“. Er springt besonders hoch und muss nicht warm gespielt werden. Erst als ich zusammen mit einer Freundin anfange, den Ball gegen die Wände zu spielen, merke ich, wie stark der Ball springt – teilweise bis zur Decke, die wohlbemerkt nicht Teil der Zone ist, die man beim Squashspielen normalerweise treffen sollte. Gar nicht so easy, dieses Squash! Aber es geht erst mal um den Spaß – das sagt auch Tommy: „Am Anfang ist es wichtig, einen Ballwechsel zu erreichen. Man spielt also nicht gegeneinander, sondern miteinander.“
Spielen und Schwitzen
Meine zwei Freundinnen und ich spielen jetzt also miteinander. Auch wenn es ein Sport für zwei Spieler:innen ist, stehen wir zu dritt im Court und probieren uns ein bisschen aus. Am Anfang ist es schwer, wirklich zu einem Ballwechsel zu kommen. Oft können wir die Sprungkraft des Balls nicht richtig einschätzen und er fliegt mal an die Decke oder bleibt flach am Boden. Wie viel Kraft wir zum Schlagen des Balles aufwenden müssen, finden wir erst nach ein paar Anläufen heraus. Aber je mehr wir spielen und den Ball im Blick behalten, desto besser ist unsere Reaktion und Ausdauer. Wir kommen ins Spielen und Schwitzen. „Squash ist Fitness“, sagt Tommy – und das habe ich sowohl beim Spielen als auch am Tag danach gemerkt. Muskelkater im ganzen Körper.
Squashregeln – kurz erklärt
Beim Squash spielst Du entweder im Einzel (zwei Spieler) oder im Doppel (vier Spieler) gegeneinander. Zwischen den Schlägen darf der Ball den Boden nur einmal berühren oder er muss in der Luft geschlagen werden. Das Ziel ist dabei immer gleich: den Ball so gegen die Frontwand zu schlagen, dass der Gegner oder die Gegnerin ihn nicht mehr treffen kann. Dabei können die Spieler:innen die Seitenwände und Rückwand miteinbeziehen. In einem Satz können die Spieler:innen elf Punkte erzielen. Die erreichen sie, wenn der Gegner einen Fehler macht, zum Beispiel, wenn der Ball ins Aus (oberhalb der oberen Linie oder über die gläserne Wand) gespielt wird oder zweimal auf dem Boden aufkommt. Wer drei Sätze für sich entscheiden kann, gewinnt. Auch wenn man beim Squash den Gegner zu einem Fehler zwingt, ist das oberste Gebot in einem Court die Rücksichtnahme. Beispielsweise soll die Bewegung beim Schlagen und Ausholen möglichst klein gehalten werden. Wer wissen will, wie das Ganze dann im beim Spielen aussieht, der probiert es einfach mal aus.
Squash – Was gibt es zu beachten?
Wie bei jedem Sport ist es auch beim Squash wichtig, jeglichen Schmuck abzulegen, um sich nicht zu verletzen. Als Sportkleidung empfehle ich eine kurze Hose und ein T-Shirt. Es ist sowieso schon warm in den Courts und beim Training fängt man schnell mal an zu schwitzen. Da ist eine kurze Hose angenehmer. Ansonsten braucht man natürlich Schläger und Ball. Wer keine eigenen hat, kann sie sich im „Sports Up“ gegen eine Leihgebühr ausleihen. Ein Leihschläger kostet 2,80 Euro, der Ball 0,50 Euro. Die Art des Balles kann je nach Fortgeschrittenen-Level ausgewählt werden.
Mitmachen
Im „Sports Up“ kannst Du neben Squash auch Badminton spielen oder Aerobic-Kurse buchen. Macht einem der Sport so viel Spaß, dass man öfter hingehen möchte, kauft man sich einfach eine Zehnerkarte. In Darmstadt gibt es einige Squashliebhaber:innen. Es ist deshalb sinnvoll, schon ein paar Tage vorher einen Court zu reservieren. Wie genau die Uhrzeiten und Preise sind und zu welchen Uhrzeiten Studis günstiger spielen können, siehst Du online unter: