Lieblos abgerissene Paste-Ups, die mit einem Sticker mit der Aufschrift „Fuck Streetart“ überklebt sind: Warum macht jemand so etwas? Mag derjenige einfach nur keine Streetart und verleiht seiner persönlichen Abneigung auf diese Weise Ausdruck im öffentlichen Raum? Vielleicht. Der Hintergrund kann aber auch wesentlich komplexer sein. 

Dadurch, dass er die Werke anderer zerstört und sie mit den Mitteln der Streetart überklebt, wird der Verursacher selbst aktiv – und Teil des Streetart-Geschehens. 2007 sorgte in New York ein sogenannter „Splasher“ für Aufsehen. Besonders aufwendige Werke angesehener Streetartkünstler wurden mit Farbe überschmiert und ein Manifest in der Nähe angebracht. In diesem wurden die zerstörten Werke als „Werbung für die Vermarktung der Künstler über Galerien“ bezeichnet und die damit verbundene wirtschaftliche Ausnutzung der Streetart kritisiert. Die monetäre Verwertung der Streetart hat uns inzwischen sogar Kinofilme wie kürzlich „Banksy“ beschert. Einer der vermeintlichen „Splasher“ wurde 2007 bei dem Versuch, eine Stinkbombe in einer Galerie zu zünden, verhaftet, womit die Zerstörungswelle erstmal beendet war.

Im kunstgeschichtlichen Kontext bieten sich hier auch wieder Parallelen an: vom Abbrennen des Aremis-Tempels in der Antike bis zum Besprühen oder Aufschlitzen von in Museen ausgestellten Bildern. Die  Motive reichen hier vom Wunsch, selbst Bekanntheit zu erlangen, bis hin zum Versuch, in einen Dialog mit dem eigentlichen Künstler zu treten. Man kann also nur spekulieren, was auch immer den Verursacher im hier abgebildeten Fall angetrieben hat. Nur ganz so einfach ist es wohl nicht.

Foto: Paul Gruen
Foto: Paul Gruen