Foto: Jan Ehlers

Der Frühling kommt – und dazu passend, zum Auftakt der Fahrrad-Saison: das Heinerbike. Die Initiative Transition Town stellt im Auftrag der Stadt Darmstadt „Einkaufs-Esel“, „Schoppe-Schlepper“ und „Krempel-Karren“ kostenlos bis zu drei Tage lang leihweise zur Verfügung. Zum Start Ende März wurde der Online-Buchungskalender für die E-Lastenräder, Marke „Bakfiets Cargobike Cruiser Long“, überrannt – bis Ende Mai ist man praktisch ausgebucht. Doch ein Termin war noch frei und den hat unsere P-Redakteurin Susann Franke genutzt. Ein Erfahrungsbericht.

Als ich der Frau am Tresen das Code-Wort – das ich nach meiner Registrierung auf www.heinerbike.de per Mail erhalten habe –, zuraune, komme ich mir vor wie eine Geheimagentin. Schade, dass das Wetter zu mies für eine Sonnenbrille ist. Zum Glück gut genug für einen Fahrrad-Ausflug. Deshalb lasse ich mir von der netten Dame im Darmstadt-Shop am Luisenplatz – eine von fünf Verleih-Stationen – erklären, worauf ich beim Heinerbike achten muss, wie es technisch funktioniert und, dass das geliehene Lastenrad grundsätzlich versichert ist (Ausnahme: vorsätzliche Beschädigung).

Erleichterung des Alltags

Eigentlich bin ich nicht der sportliche Typ, aber zur sportlichen Betätigung eignet sich das E-Lastenrad auch weniger – sehr zu meiner Freude. Es ist eher für die Erleichterung des Alltags bei Großeinkäufen oder Ähnlichem gedacht. Und das ganz ohne Auto, aber dafür an der frischen Luft. Nach einer kurzen Unterweisung kann es losgehen. Aufgeschwungen und … abgestiegen. Beim ersten Versuch – okay, es waren fünf – fühlte ich mich wie eine Dreijährige, der die Stützräder abgenommen werden. Doch nachdem ich zur Belustigung der Passanten beigetragen habe, beginnt der wilde Ritt. Etwas wackelig anfangs, aber immer besser nehme ich Stock und Stein auf dem Weg zum Oberfeld. Allerdings mit kurzem Zwischenstopp daheim, um den Transportkasten zu befüllen. Statt Wein kommt in meinen „Schoppe-Schlepper“ neben Kaffee, Saft und Wasser ein Haufen Decken und so viel Essen, dass man davon eine Familie einen ganzen Tag ernähren könnte. Also alles bereit für ein Picknick zu zweit. Die 80 Kilo Höchstgewicht sind noch nicht vollständig erreicht, es wäre also noch Platz für – zum Beispiel – eine Menge Blumen.

Neues Fahrgefühl

Am Ostbahnhof vorbei zur Rosenhöhe machen sich die drei Kilo Käse nun doch etwas bemerkbar und ich habe Angst, rückwärts den Buckel runterzufahren – bis ich das E in E-Bike entdeckte. Auch die kleinen Höhen auf der Rosenhöhe nehme ich jetzt mit Leichtigkeit, das Gewicht meiner Fracht ist kaum spürbar. Man gewöhnt sich schnell an das neue Fahrgefühl. So radle ich locker flockig an meinem Begleiter vorbei und frage, leicht vergnügt, ob es denn gehe. Nicht die beste Idee, denn an manch schlecht einsehbarer Kreuzung muss ich mich darauf verlassen, dass er mir die kreuzenden Autos ansagt. Wenn ich selber schauen würde, wären Vorderrad und Kasten schon halb auf der Straße, da meine Sitzposition durch die längliche Transportkiste – üppige 45 mal 72 Zentimeter groß – weiter hinten eher ungünstig ist. Letztlich erreichen wir die Weiten üppigen Grüns aber doch noch wohlbehalten. Und just in diesem Augenblick klart auch der Himmel auf. Wir nutzen die Chance, bocken das Gefährt auf und breiten unsere Decken aus. Das Rad macht auch ohne Fahrerin eine gute Figur. Der schnittige „Schoppe-Schlepper“ bekommt erst mal eine Pause, ebenso wie mein ins Schwitzen gekommener Picknick-Partner.

Der Himmel weint

Auf dem Rückweg muss es dann doch ganz schnell gehen, da der Himmel mit uns fühlt, als wir das Fahrrad zurückbringen müssen. Es beginnt zu tröpfeln. Doch dank der praktischen Regenplane ist auch das kein Problem. Pluspunkt: Durch das grelle Orange der Plane läuft man nicht Gefahr, bei trüben Aussichten von anderen Verkehrsteilnehmern übersehen zu werden. Durch den Elektroantrieb bin ich aber auch schnell wieder zurück bei der Abhol-/Abgabestation. Ebenso schnell funktioniert die Rückgabe. Schade eigentlich. Würden die 4.000 Euro Kaufpreis für so ein praktisches Gefährt nicht eindeutig meine Mittel übersteigen, würde ich mir ein ganz persönliches Heinerbike glatt vor die eigene Tür stellen.

 

Rent a Heinerbike!

Ausgeliehen werden können die fünf Heinerbikes an fünf (alle zwei Monate wechselnden) Stationen im Darmstädter Stadtgebiet. Und so funktioniert’s:

1. Erst einmal www.heinerbike.de in den Internetbrowser Deiner Wahl tippen.

2. Registrieren und einloggen.

3. Auf ein Wunder hoffen und schauen, wo und wann noch ein E-Lastenrad verfügbar ist.

4. Nach Deiner Auswahl erhältst Du eine Bestätigungsmail mit einem Geheimwort (bitte merken!).

5. Voller Vorfreude beim Abholen bitte Deinen Perso und Dein Geheimwort bereithalten. Und schon geht’s auf die große Cargobike-Reise!

Kooperationspartner Radkontor in der Soderstraße 85 bietet zudem an, „Bakfietskontor“-Lastenräder zum Testen auszuleihen.

www.radkontor-darmstadt.de