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Foto: Jan Ehlers

Zehn Jahre ist es her, dass die WG-Kumpanen Kathrin Strohmaier und Florian Schopp eine Ausschreibung der Stadt Griesheim gewannen. Das geforderte Konzept eines „jugendlichen Cafés“ erweiterten sie um ein breitgefächertes Gastronomieangebot vom Frühstücksbuffet bis zum Cocktailabend. Außerdem boten sie Tanzveranstaltungen für viele Altersgruppen an und erschufen so die „Linie Neun“.

Schon das Eröffnungsfest war ein Highlight. Durch einen angegliederten Architekturwettbewerb für das Lokal und einen öffentlichen Wettbewerb zur Namensfindung, war das Projekt wochenlang durch die regionale Presse gegeistert und hatte schon im Vorfeld eine starke Resonanz. „Phunk Mob“ spielten als erste Band in der „Linie Neun“, der Laden war voll und ein neuer Ort für Kultur und Konzerte geboren. Nach den ersten Beschwerden wurden schalldichte Türen eingebaut und nichts schien dem kulturellen Frönen im Wege zu stehen. Als im Dezember 2001 die Organisatoren von „DasBlumen“ beschlossen, ihre nicht 100-prozentig legalen Clubabende vom Blumengeschäft in der Nieder-Ramstädter Straße in die „Linie Neun“ zu verlegen, musste die Stadt Griesheim gar zusätzliche Straßenbahnen einsetzen, um die partywilligen Massen aus Darmstadt befördern zu können. Und im Sommer lockte der große Biergarten.

Doch die bittere Erkenntnis kam dennoch: Kultur muss Subventioniert warden- und das wurde die  “Linie Neun nicht. Hohe Festgagen zu zahlen, war nicht  mehr möglich, so dass fortan eher lokale Bands auf Eintrittsbasis auftraten. Trotzdem hielten Kathrin und  Florian an der Idee fest, ihren Ort der Kultur in der Peripherie zu erhalten. Auch wenn die Nachfrage nach Privat- und Firmenfeiern stieg und diese heute einen Großteil des täglichen Geschäfts ausmachen, bietet die „Linie Neun“ immer noch ein bis zwei Konzerte sowie zwei bis drei etablierte Tanzveranstaltungen im Monat an.

„Obwohl wir jetzt eine bekannte Firmenfeier-Location sind, wollen wir immer Kultur präsentieren“, sagt Kathrin Strohmaier. Und Florian ergänzt: „Wir sind und bleiben auf alle Fälle Bestandteil der Darmstädter Kultur- und Musikszene.“ Überregional bekannt sind die monatlichen Tango- und Salsaveranstaltungen: „Zum Tangobrunch am ersten Sonntag des Monats kommen die Leute sogar aus Koblenz“, sagt Kathrin. Und der „Tanzsalon Ü 30“ füllt jeden ersten Samstag im Monat  das Haus mit bewegungsfreudigen Menschen in ihren „dreißiger Jahren“.

Ansonsten kann man in der „Linie Neun“ auch einfach einen netten Abend mit Speisen und Getränken verbringen oder im gemütlichen „Rauchsalon“ dem blauen Dunst nachschauen. Sonntags erwartet die Gäste ein üppiges Frühstücksbuffet, die Wände der Räumlichkeiten zieren gemalte Kunstwerke. „Wir sind sehr daran interessiert, jungen Künstlern, Fotografen oder Designern einen Präsentationsraum zu bieten“, sagt Florian Schropp. Die Ausstellungen wechseln monatlich, bewerben kann man sich direkt bei ihm.

Das junge Team der „Linie Neun“, das aus etwa 15 Mitgliedern besteht, versteht sich als Großfamilie. Kathrin und Florian legen Wert darauf, ein Teil des Ganzen zu sein und „sich nicht als Chefs aufzuspielen“, wie Florian sagt. Gerne unternimmt das gesellige Team Betriebsausflüge und trifft sich zur Weihnachtsfeier. „Wir haben auch kaum personelle Fluktuation“, ergänzt Kathrin. Praktisch jeder Mitarbeiter, der irgendwann mal ging, sei nach einer Weile wieder zurückgekommen.Besuchern sei gesagt: Wer denkt, Griesheim läge irgendwo in weiter Ferne, der irrt. Dreizehn Minuten dauert die Straßenbahnfahrt vom Luisenplatz in Darmstadt – und bis 2.30 Uhr wird man auch wieder bis dorthin zurückgefahren. Mit der Linie 9 natürlich.

www.linie9.de