Liebes Publikum,
es geht hier und heute und morgen auch, ja den ganzen September hindurch, um die Aufregung, welche in kleinem, aber nicht unbedeutenden Maße in Gazetten und Talkshows von enttäuschten „Tatort“-Darstellern über 65 ausgelöst wird. Scharenweise beschweren sie sich nun, sie würden durch Jüngere ersetzt. Ich verstehe alle, welche Angst um ihren Arbeitsplatz haben, und es tut mir leid, dass es so ist und ich es so aussprechen muss, aber: Irgendwann wird es unglaubwürdig, im Dienste der Kriminalpolizei im Schneckentempo Verbrecher zu verfolgen und zitterig mit einer Waffe zu zielen. So gern ich die beiden Münchner Kommissare ermitteln sehe, und die haben sich ja nicht beschwert, es wird in Bälde der Tag kommen, an dem sie in Pension geschickt werden. Oder, um es mit den Worten von Frank Drebin zu sagen: „Denkt nur, wenn ich das nächste Mal jemanden erschieße, können sie mich dafür einsperren.“
Max „Mensch, Freddy“ Ballauf und sein dicker Freund Schenk werden uns auch bald Adieu sagen, was schade ist, aber unvermeidbar. Darum möchte ich doch gerne, dass die paar betagten Krimi-Fossile, welche behaupten, sie würden altersdiskriminiert, explizit Frau Keller aus Ludwigshafen (73), Sekretärin von Lena Odenthal, sich fragen, ob sich die „Pfefferkörner“-Darsteller – wahrscheinlich vertreten durch ihre Eltern – im „KiKa“ an die Allgemeinheit wenden sollten und beklagen, sie würden mit 19 überraschenderweise nicht mehr für Hauptrollen in Kinder-Krimis gebucht.
Es wird wohl den meisten unter uns klar sein, dass im „Tatort“ der Alltag von Kriminalbeamten und -beamtinnen nicht eins zu eins dem realen Leben auf dem 1. Revier entsprechen wird. Das ist aber egal, solange die Schauspielenden glaubwürdig herüberkommen. Nicht jeder kann den Bullen von Tölz ertragen. Ich jedenfalls nicht. Und darum dürfen im „Tatort“ gerne Jüngere übernehmen, denn man wird sich an sie gewöhnen. Das haben wir Zusehenden schon immer. Mit Ausnahme vom „Alten“ natürlich, denn dieser Herr Schimpf war für mich nie der Alte, sondern immer der Neue. Erwin Köster war der einzig Alte.
Solange es Dicke gibt, wird es immer einen neuen „Der Dicke“ geben, wobei ich mutmaße, dass diese Serie bereits ebenso ein Relikt der Vergangenheit sein wird wie der Lange Donnerstag. Na ja, jedenfalls wird es so schnell nicht an Blinden, Rentnern, Aussichten, Seen und Hafenkanten mangeln. Darum ein freundliches „Hände hoch“ mit Ruhepuls 70 ohne Betablocker.







