Sie liebt es, in Sommernächten durch die Stadt zu laufen, im Herrngarten zu entspannen oder Freunde in der Oetinger Villa zu treffen. Leider bleibt für so was gar nicht viel Zeit, denn Alex Kiefer ist ständig auf Achse, sich beruflich (sie hat Soziale Arbeit studiert) und ehrenamtlich für Mensch und Tier einzusetzen. „Manchmal wird mir klar, dass das gar nicht so selbstverständlich ist, wie es mir vorkommt“, sagt sie. „Aber ich mache es gerne.“
Die 41-Jährige Mutter eines 14-jährigen Sohnes ist in München geboren und großgeworden. Später ging es für sie über Bamberg und zehn Jahre Karlsruhe 2009 nach Heinertown. „Ich wollte nach meiner Zeit in Karlsruhe eigentlich in einer coolen Stadt leben, bin dann, eher durch Zufall, in Darmstadt gelandet und habe erst später gemerkt, wie toll es hier eigentlich ist.“ Darmstadt ist für Alex eine kleine Großstadt, die alles bietet, was man braucht, aber nicht „so wahnsinnig ist wie Frankfurt“. Ihren Platz hat sie im Johannesviertel gefunden: Hier lebt sie mit Sohn sowie Katze und Hund aus dem Tierschutz. Schon immer hatte Alex ein Herz für Tiere. So ist es nicht verwunderlich, dass sie sich für die ehrenamtliche Stadttaubeninitiative „EiEiEi“ engagiert. „Mein Hund hat 2010 eine verletzte Taube im Gebüsch gefunden und ich, als gelernte Tierarzthelferin, habe sie versorgt. So ist das Ganze entstanden.“ Die Arbeit sieht mittlerweile so aus, dass sie und andere Engagierte Eier aus Taubennestern gegen Attrappen tauschen, um die Population einzudämmen, und verletzte Tauben zu versorgen. „Es gibt viele Menschen, die Tauben nicht mögen, sie vor die Straßenbahn treten und Ähnliches. Dabei sind Stadttauben ein menschengemachtes Problem, keine Taube würde jemals freiwillig auf dem Luisenplatz leben.“
Auch in ihrem Beruf ist Alex für all jene da, die am Rand der Gesellschaft stehen. Ihren Herzensjob hat sie in der Wohnungslosenhilfe gefunden. „Mir ist es wichtig, niedrigschwellig zu arbeiten – und ich habe Spaß daran, Perspektiven mit Menschen zu entwickeln, die die größten Ausgrenzungserfahrungen in der Gesellschaft machen.“ Auch privat hilft sie gerne Menschen, beispielsweise durch das Behördenchaos zu kommen, wenn die Sprache noch eine Hürde darstellt. „Schon in meiner Studienzeit habe ich mich für Geflüchtete engagiert und war auch politisch aktiv.“ Heute versucht die Frau, die gerne punkige Frisuren trägt (von Leomuster bis lila Strähnen), einfach alles unter einen Hut zu bringen: Kind, Haustiere, Arbeit, Stadttauben. „Trotzdem bin ich auch noch in der Wildtierhilfe tätig, versorge mal ein verletztes Eichhörnchen oder einen Igel, lese Chips von Katzen aus, die gefunden wurden, und informiere die Besitzer.“ Langweilig wird Alex nie, aber sie weiß auch genau, warum sie das alles macht: „Wenn man in Beziehungen geht, merkt man, dass alle Lebewesen Gefühle haben – und das ist meine Motivation.“