Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Drei menschliche Figuren auf einem niedrigen Podest, zwei stehend, eine sitzend, keine Interaktion. Durch den metallischen Rahmen wirkt die Szene wie einer Haltestelle oder einer langen und seltsamen Fahrstuhlfahrt entnommen.

Es ist kein angenehmes Bild, im Gegenteil, diese Gruppe zu beobachten ist unangenehm. In ferner oder auch nicht so ferner Zukunft könnten diese Gestalten unseren Nachfahren als ein naturwissenschaftliches Diorama dienen, ähnlich jenen mit Tierpräparaten bevölkerten Großguckkästen im Landesmuseum. Vielleicht ist es eine Zukunft, in der wir als Menschheit die Fähigkeit verlernt haben werden, Räume mit unangenehmem Schweigen zu füllen. Einen Raum mit Schweigen zu füllen ist an sich nicht verkehrt, ganz im Gegenteil, gemeinsam zu schweigen kann und sollte eine großartige Erfahrung sein. Ein Moment zur stillen Anerkennung der Komplexität und Schönheit unserer Koexistenz.

Aber wie und wann und warum wurde das Schweigen unangenehm? Es dürfte schwierig sein, den Ursprung ausfindig zu machen. Sicherlich hat es aber etwas damit zu tun, dass es immer mehr rein funktionale Räume in unserer Umwelt gibt. Und das wäre dann ein Phänomen der Moderne. Aufzüge sind die vielleicht herausragendsten Beispiele dafür. Diese Art von Räumen gibt es erst seit dem 19. Jahrhundert und sie haben garantiert dazu beigetragen, dass sich das Schweigen vermehrt unangenehm anfühlt. Die Schuld liegt nicht allein an den Aufzügen, sie sorgen aber eben dafür, den guten Ruf des Schweigens zu ruinieren. Eine Bewegung muss her: Make Schweigen Great Again. Ach so, und nur um es erwähnt zu haben: Dieser Text wurde in keiner Weise von der Treppen-Lobby finanziert.

 

Kunst im öffentlichen Raum

Kunst findet man nicht nur in Museen und Galerien, sondern oft auch im Freien und für jede:n sichtbar. Manche Werke sind schon seit Jahrhunderten ein Teil des Stadtbildes, andere zieren es nur kurz. In Darmstadt haben einige Fügungen des Schicksals dafür gesorgt, dass es besonders viele Kunstwerke im öffentlichen Raum gibt. Ohne die schützenden Laborbedingungen eines White Cube gehen sie allerdings schnell unter. Dabei können gerade diese stillen Zeitgenossen unsere Wahrnehmung des Stadtraumes verändern und unser Verständnis von Welt herausfordern. Eine Einladung zum Fantasieren.