Alle türkischen und asiatischen Läden sind gleich. Oder? Nachdem wir in der Juni-Ausgabe die eher unbekannteren internationalen Lebensmittelgeschäfte besucht haben, stellen wir Euch jetzt eine kleine Auswahl türkischer und asiatischer Märkte vor: Von Lokum bis Tofu!

Vielen sind die Küchen und Speisen dieser Regionen bereits durch Restaurants, Imbisse und Bäckereien bekannt und vermutlich waren viele von Euch auch schon in einem solchen Supermarkt. Doch was haben die Ladenbesitzer:innen eigentlich zu erzählen, was ist das Besondere ihrer Geschäfte? Lasst es uns herausfinden …

 

Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Asia Overseas Markt

Der Laden: Seit 2007 bietet das Geschäft in der Rheinstraße 80a Lebensmittel aus Südostasien bis Afrika an. Die aus Thailand stammende Wayama Wöll gründete mit ihrem Mann Ralf das Geschäft, da sie in den anderen Asia-Märkten Darmstadts keine Produkte aus ihrer Heimat finden konnte. „Es gab nur Sachen aus Vietnam oder China, also musste ein eigener Laden her”, berichtet Wayama Wöll.

Sortiment: Der Laden führt Artikel aus Thailand, China, Indonesien, Indien, den Philippinen und sogar Afrika. Gerade die Auswahl an indischen und afrikanischen Produkten ist ein Alleinstellungsmerkmal.

Tipps: Thailändische Currypasten eignen sich super als beigefügte Würzpaste oder Grundlage für Gemüsegerichte. Wer es weniger scharf mag, sollte die gelbe Paste oder die Panang-Currypaste probieren. Wer auf Feuer im Gaumen steht, dem sei zur grünen Variante geraten.

Süßes / Snack: Mochi sind kleine, süßlich schmeckende Reiskuchen aus Japan. Es gibt sie mit verschiedenen Füllungen und Geschmacksrichtungen. Vorsicht: Da sie sehr klebrig sind, bleiben sie leicht im Hals stecken. Insbesondere bei übermäßigem Verzehr. In Japan ersticken tatsächlich jedes Jahr mehrere Menschen am Neujahrsfest, da es Tradition ist, zum Jahreswechsel sehr viele Mochis zu naschen.

Getränk: Singha ist ein Lagerbier und eines der beliebtesten Biere in Thailand. Ein starker Konkurrent ist das Chang Bier, ebenfalls ein Lager.

Nonfood: Zwischen kleinen Buddha-Statuen und riesigen Fächern gibt es auch Schalen und Schüsseln.

Extras: An den Regalen hängen Kochbücher, die kulinarisch inspirieren.

 

Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Candan

Der Laden: Das kleine Lädchen am Parkplatz hinter dem ehemaligen Pali-Kino eröffnete 1970. Damals noch unter dem Namen „Bosporus“ auf dem Schild als erster türkischer Laden Darmstadts! Damals lebten hier fast 1.200 Menschen mit türkischer Staatsbürgerschaft. Zum Vergleich: Ende 2019 waren es fast 13.000 Menschen (mit türkischem Pass beziehungsweise Migrationshintergrund). Seit 2009 betreibt das Ehepaar Irfan und Selma Şencandan das Geschäft.

Sortiment: Klein, aber fein. Der Fokus liegt auf dem Wesentlichen: Obst, Gemüse und konservierte Hülsenfrüchte. Aber es gibt auch Frischetheken, Getränke, Snacks und (auf Bestellung) auch frisches Fleisch.

Tipps: Allein die vegane Theke ist einen Ladenbesuch wert. Dort gibt es Bulgursalat, mit Gemüse gefüllte Auberginen und Weinblätter, Falafel und vieles mehr. Die täglich wechselnden türkischen Vorspeisen – Meze genannt – kocht Irfan selbst. Der ausgebildete Koch aus Izmir hat 17 Jahre im arabisch-türkischen Restaurant Haroun’s am Friedensplatz gearbeitet.

Getränk: Candan ist das einzige türkische Lebensmittelgeschäft in Darmstadt, das auch Alkohol verkauft. Zum Beispiel das aus Istanbul stammende Lagerbier Efes Draft.

Süßes: Irfan Şencandan sagt, er verkaufe die besten Melonen in Darmstadt. Außerhalb der Saison empfiehlt er die Süßspeise Helva mit Pistazien.

Nonfood: Hier findet Ihr türkische Teekocher, klassisch mit zwei Kannen. Die funktionieren so: In die obere kommen die Teeblätter und etwas Wasser, die untere füllt man nur mit Wasser. Der Kocher kommt auf den Herd, wodurch das Wasser in der unteren Kanne zu kochen beginnt. Das heiße Wasser aus der unteren Kanne in die obere schütten. Neues Wasser in die untere Kanne gießen. Den Tee lange ziehen lassen und, sobald in die Tasse eingeschenkt, nach Wunsch durch das heiße Wasser aus der unteren Kanne verdünnen. Dadurch kann jede Person selbst entscheiden, wie intensiv sie den Tee trinken möchte.

Extras: Die Şencandans gehen sehr auf ihre internationale Kundschaft ein. Dadurch, dass zum Beispiel auch viele Deutsche in ihren Laden kommen, verkaufen sie sowohl Alkohol als auch Produkte mit Schweinefleisch. Sogar regionale Lebensmittel aus Darmstadt findet man hier.

 

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Go Asia

Der Laden: Die Filiale im Untergeschoss der Galeria Kaufhof ist eine von 28 in Deutschland. Das Mutterunternehmen sitzt in Berlin, wo es 2009 den ersten Standort eröffnete. Den Darmstädter Go Asia gibt es seit 2017.

Sortiment: Über 7.000 Artikel aus China und anderen südostasiatischen Ländern füllen die Regale. Von Wurzelgemüse über Gewürzmischungen und Tütensuppen bis hin zu tiefgekühlten Fleischgerichten und Meeresfrüchten findet man hier alles, was man in einem Asia-Markt erwarten kann. Einen großen Anteil am Sortiment haben Getränke und Nonfood-Produkte.

Tipps: Hier gibt es die beste Auswahl an Tofu. Vor allem der Naturvariante von Treiber Tofu wird empfohlen. Außerdem: die vermutlich größte Auswahl an Kokosnussprodukten in Darmstadt: Kokosnussmilch, -mehl, -zucker, -creme, -öl, -wasser und mehr. Plus: mehr Sorten von Sonnenblumenkernen als im russischen Mix Markt in Kranichstein (zum Beispiel mit Walnuss-, Kokosnuss- oder Karamellgeschmack).

Getränk: Der Yuzu Tea von All Groo ist ein Instant-Tee, der im Wesentlichen aus der Yuzu-Frucht, einer Kreuzung aus Mandarine und Zitrone sowie Zucker besteht. Eignet sich für heißen wie kalten Aufguss und sogar als süß-saurer Brotaufstrich. Daneben ist eine vielfältige Auswahl an alkoholischen Getränken vorrätig: zum Beispiel japanische Biere und Sake, ein aus Reis gebrauter Schnaps.

Süßes / Snacks: Knusprige Seetang-Chips mit Wasabi- oder Knoblauchgeschmack oder auch mit Mandeln, Kürbiskernen sowie Sesam verfeinert. Auch zahlreiche Sorten Reiscracker liegen in den Regalen.

Nonfood: Wem das Essen mit Essstäbchen noch schwer fällt, der kann ein elastisches Gummi zu Hilfe nehmen, das die Stäbchen am oberen Ende zusammenhält. Dieses Hilfsmittel wird hier in Form niedlicher Tierfiguren (Panda, winkende Katze) verkauft. Teller, Schüsseln, Schalen und Tassen mit hübschen und außergewöhnlichen Mustern und Motiven sind ebenfalls erhältlich.

Extras: Wer an der Kasse seinen Studi-Ausweis vorzeigt, erhält fünf Prozent Rabatt auf den gesamten Einkauf. Jeden Samstag gibt es zehn Prozent Rabatt für alle. Und direkt nebendran ist das kleine Restaurant „Trans-Asia“. Dort gibt es unter anderem Nudel-, Reis-, Tofu-, Fleisch- und Fischgerichte.

 

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Kauff

Laden: Erst Ende März 2021 wurde in der Eschollbrücker Straße 42 der türkische Frischmarkt Kauff eröffnet. Inhaber Erkan Asfin und sein Geschäftspartner Murat Korkmaz haben ihre Fläche sehr modern eingerichtet. Mit Tiefkühlschränken statt Truhen, Marmorboden, Holz an der Decke und viel Platz zwischen den Regalen wirkt der Supermarkt groß, schick und aufgeräumt.

Sortiment: Mit circa 7.000 verschiedenen Produkten auf mehr als 500 Quadratmetern ist das Angebot reichhaltig. Der Fokus liegt hier vor allem auf Obst, Gemüse und Fleisch. „Wenn das passt, dann kaufen die Leute auch die übrigen Waren bei uns ein”, meint Erkan Asfin.

Tipp: Inhaber Asfin empfiehlt die Lammkoteletts und Lammkeulen von der Fleischtheke. Außerdem das Hackfleisch, das frisch und nach Kundenwunsch hergestellt wird.

Getränk: „Das Angebot an Getränken unterscheidet sich zwischen den türkischen Läden so gut wie gar nicht”, erklärt Asfin. Er persönlich empfiehlt den türkischen Steckrübensaft Şalgam. Gibt’s in einer milden und einer scharfen Variante. Der fermentierte Saft soll zwar reich an Vitamin C und Antioxidantien sein, ist für mitteleuropäisch geprägte Gaumen jedoch eine Herausforderung. Am besten zum Nachspülen die supersüße türkische Fruchtlimonade Uludağ bereithalten!

Süßes: Lokum – auch als Turkish Delight bekannt – sind feste, mit Puderzucker oder Kokosraspeln bestreute Zuckersirupwürfelchen. Es gibt sie in vielen Geschmacksrichtungen und mit Zusätzen wie Pistazien oder Mandeln.

Extras: „Man soll sich willkommen fühlen, egal welcher Nationalität man angehört.“ Daher sind die Regale möglichst übersichtlich und auf Deutsch beschriftet. Alle Kunden sind außerdem dazu eingeladen, Produktwünsche zu äußern. Noch dieses Jahr soll eine hauseigene Bäckerei eröffnen.

 

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Panda Asia Markt

Der Laden: Seit mehr als 15 Jahren führt das Ehepaar Hang Do und Ha Duong den Asiamarkt in der Saalbaustraße 18–20. Sie bauten den Familienbetrieb auf, nachdem sie von Vietnam nach Deutschland kamen. Das Geschäft ist im Vergleich zum Branchenriesen Go Asia zwar kleiner, aber das liege daran, dass „wir nicht alle Marken da haben, sondern uns die ausgesucht haben, die für uns eine gute Qualität haben”, erklärt Do Duong.

Sortiment: Die Produkte kommen überwiegend aus Vietnam, aber auch aus Thailand, Japan, Korea, Indien und von den Philippinen. „Wir haben sehr wenige chinesische Produkte, da uns deren Qualität oft nicht gefällt”, so Do Duong. Man findet aber trotzdem alles, was man für asiatische Gerichte benötigt. Neben Lebensmitteln und Getränken gehören dazu auch Kochutensilien.

Tipps: Die Inhaber empfiehlen uns die Fischsauce Thang Hà von der vietnamesischen Insel Phú Quốc. Die Sauce besteht überwiegend aus fermentierten Sardellen, dazu Salz und Zucker. Die Shrimps-Chili-Soße Satế Tôm Ngon sollen wir auch unbedingt probieren. Zurzeit seien außerdem Sommerrollen sehr beliebt. Hierfür sind nicht nur die passenden Zutaten im Sortiment, sondern auch Zubehör wie extra für die Reisblätter angepasste Matten und Wasserschalen.

Süßes / Snack: Tamarinde – auch als Indische Dattel bekannt – ist die Frucht des Tamarindenbaumes. Sie schmeckt süß-säuerlich und hat eine klebrige, dattelähnliche Konsistenz. Es gibt sie als Paste oder kandiert. Aber auch roh schmeckt sie hervorragend. Nur aufpassen: Die Kerne sind sehr hart. Wer es etwas weniger süß mag, dem seien die Cracker aus Klebreis ans Herz gelegt.

Getränk: Wer sich selbst einen Bubble Tea zusammenstellen möchte, kann hier die Zutaten dafür kaufen: bunte Tapioka-Perlen mit Matcha-Tee, ein gemahlener Grüntee, in kühlem Wasser mischen – und fertig ist das taiwanesische Getränk.

Nonfood: Maneki-neko heißen die aus Japan stammenden Katzenfiguren, die den Betrachter herbeiwinken und Glück und Wohlstand bringen sollen. Gibt’s hier sowohl als klassische Variante als auch in Form einer still stehenden Spardose. Daneben bietet das Geschäft kleine, auf Papier handgemalte Bilder aus Vietnam mit Tier- und Landschaftsmotiven an.

Extras: Im Laden integriert ist eine Sushibar. Die Sushirollen werden auf Bestellung frisch zubereitet. Inzwischen gibt es auch einen Abhol- und Lieferservice. Auf der neuen Webseite asiamarkt-sushibar.de könnt Ihr die Speisekarte einsehen. „Zuerst hatten wir nur den Laden, aber als wir vor über zehn Jahren in Frankfurt einen Asiamarkt mit Sushibar gesehen haben, wollten wir das auch hier machen. Wir wollten eine preiswerte Alternative zu den damals sehr teuren Sushi-Restaurants schaffen”, erinnert sich Ha Duong. Kund:innen berät sie zudem gerne bei Fragen zur Zubereitung von Gerichten sowie bei der Wahl der passenden Zutaten.

 

Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Yazgülü

Der Laden: Seit mehr als 15 Jahren beherbergt Darmstadt den wohl größten türkischen Supermarkt in Hessen. Auf mehr als 2.500 Quadratmetern gibt es unzählige Produkte aus der Türkei, dem Balkan und dem Orient. Es existiert noch eine ältere, kleinere Filiale in Offenbach.

Sortiment: Neben türkischen Produkten findet Ihr hier unter anderem arabische, bulgarische, griechische und sogar italienische sowie deutsche Erzeugnisse in den Regalen. Neben Lebensmitteln und Getränken gibt es viele Kosmetik- und Haushaltsprodukte. Nennenswert ist die große Auswahl an Gewürzen und Kräutern, bei der kein konventioneller Supermarkt mithalten kann. Weder preislich noch geschmacklich.

Tipps: Die Fleisch- und Fischtheke ist einen Besuch wert. Kalb, Lamm und Rind dominieren die Fleischtheke. Zwischen Lammrippen, Kalbsfüßen und Rindergulasch gibt es aber auch Hähnchen, Pute und Kaninchen. An der Fischtheke liegen Seezungen neben Calmaretti, Garnelen und Wolfsbarschen.

Getränk: Goran-Tee der Marke Mevlâna ist eine Schwarzteemischung, deren Blätter aus den Bergen Sri Lankas stammen. Wer ihn erst mal probieren möchte, kann sich ein Bardak Çay (Gläschen Schwarztee) bei der Bäckerei bestellen.

Süßes: In der türkischen Bäckerei kann man neben Fladenbroten auch türkisches Süßgebäck kaufen: zum Beispiel türkische Kekse und Baklava-Varianten (in Zucker eingelegter Blätterteig mit gehackten Pistazien).

Nonfood: Der Supermarkt listet bei Haushalts- und Kosmetikprodukten viele hierzulande bekannte Marken. Es ist aber auch Exotisches im Angebot: zum Beispiel Olivenölseife aus Syrien und Rasierseife aus der Türkei. Neben dem Supermarkt befindet sich mit „Elegance“ noch ein Laden ausschließlich für orientalische Teppiche, Haushalts- und Dekowaren.

Extras: Am Ausgang des Yazgülü, kurz hinter der Kasse, gibt es einen kleinen Stand, der vegane Çiğ Köfte verkauft. Das sind Wraps mit Bulgur, Salat und Petersilie.

 

Zum Abschluss noch ein Reisehinweis: Es ist hilfreich, wenn Ihr Euch vor dem Einkauf bereits ein wenig mit der jeweiligen Landesküche vertraut macht. Die Vielfalt an unbekannten Produkten kann im ersten Moment nämlich etwas überfordern. Bei Fragen helfen die Mitarbeiter:innen gerne. Kleiner Tipp: Die praktische Handy-App Google Lens macht Fotos von den Produkten, scannt das Internet nach ähnlichen Bildern und liefert Infos dazu. Auch die Übersetzungsfunktion spuckt einigermaßen gute Ergebnisse. Und was am wichtigsten bleibt, um es mit Steve Jobs zu sagen: Stay hungry!