Ungewöhnliche Produkte mit merkwürdigen Namen füllen die Regale. Im Hintergrund sind exotische Musik und Unterhaltungen in fremder Sprache zu hören. Im Kopf herrschen Erstaunen und Neugier. Wir befinden uns in Darmstadt, aber gehen gedanklich auf Reisen. In einem der vielen internationalen Supermärkte, die es in unserer Stadt gibt, und die unsere durch die Pandemie aufgestaute Reiselust wenigstens etwas stillen können. Schließlich zählen neue kulinarische Eindrücke zu den wunderbarsten Eindrücken, die man von einer Reise nach Hause bringt.

In dieser Spezial-Folge unserer Reihe „Darmstadt international“ stellen wir vor allem die weniger bekannten Darmstädter Lebensmittelgeschäfte mit Produkten aus aller Herren Länder vor. Weitere folgen im Juli-und-August-P.

 

Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Cantinho de Portugal

Der Laden: Seit 2012 bietet der Laden in der Heinheimer Straße 90–92 auf etwa 200 Quadratmetern Produkte aus Portugal, Spanien und Brasilien an. Inhaberin Alcina Azevedo führt den Laden alleine. Die Öffnungszeiten sind Mo bis Fr: 10 bis 12.15 Uhr und 14 bis 18.30 Uhr sowie Sa: 10 bis 18 Uhr. Es gibt auch einen Onlineshop.

Sortiment: Im portugiesischen Eckladen reicht das Angebot von Snacks und Süßgebäck über Fertiggerichte in der Keramikschale bis hin zu Portweinen. Hervorzuheben ist die sehr große Auswahl an Deko-Artikeln, Haushalts- und Küchenwaren. Eine Mini-Paellapfanne. Eine Cataplana zum schonenden Garen von Fisch und Meeresfrüchten. Figuren vom Hahn von Barcelos, dem inoffiziellen Nationaltier Portugals. Oder einfach nur Kühlschrankmagnete mit portugiesischen Landschaften. Stellenweise fühlt man sich wie in einem Souvenirladen in Porto.

Tipps: Laut Azevedo sind die Bestseller Wein, Oliven, Kaffee und Käse. Aber sie hat auch etwas ganz besonderes, was es in Darmstadt sonst nirgends gibt. Dafür geht die Portugiesin ins Lager und holt einen knapp ein Meter langen Fisch hervor: Bacalhau, getrockneter und eingesalzener Kabeljau, das Nationalgericht Portugals.

Getränk: Neben der vielfältigen Weinauswahl und dem auch hierzulande bekannten Bier „Super Bock“, gibt es auch portugiesische Limonaden und Fruchtsäfte zu kaufen. Unsere Empfehlung: Rote-Früchte-Nektar der Marke Compal.

Süßes: Azevedo empfiehlt uns Pastel de Nata aus der Tiefkühltruhe. Das sind Blätterteigtörtchen mit Sahnepudding.

Nonfood: Assador de Chouriço ist ein Wurstgrill für die mit Paprika und Knoblauch gewürzte Wurst Chorizo. Es gibt das Gerät sowohl in schlichter Variante als Schiffchen als auch in Schweineform. Man stellt die kleine Keramik auf den Tisch, füllt sie mit brennbaren Alkohol, zündet diesen an und grillt die Wurst.

cantinhodeportugal.de

 

Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Griechischer Top Markt

Der Laden: Erst seit Dezember 2020 bereichert dieser Supermarkt in der Frankfurter Straße 68 Darmstadt. Es ist die zweite Filiale von Sotirios Poulos, der seit 2017 schon einen Markt in Mainz-Kastel führt. Öffnungszeiten: Mo bis Fr: 09 bis 19.30 Uhr und Sa: 9 bis 17 Uhr. Es gibt auch einen Onlineshop.

Sortiment: Auf 450 Quadratmetern gibt es mehr als 1.500 Artikel aus Griechenland. Von tiefgekühltem Oktopus über Honig und Bier bis hin zu Süßgebäck. Poulos ist es wichtig zu betonen, dass er keine Produkte „griechischer Art“ hat, sondern wirkliche Originale direkt aus Griechenland. Darunter viele Produkte, die es bisher in Deutschland noch nicht gab.

Tipps: Die Bestseller seines Ladens seien, so Polous, die Weine und der griechische Mokka. Gyros (auf griechisch: Yeeros) und Souflaki gibt es in zahlreichen Varianten, auch vegan. Und die Bäckerei bietet unter anderem verschiedene Blätterteige an, gefüllt mit Käse, Spinat oder Vanillecreme.

Getränk: Uns wurde Greek Mastiha Water Sparkling Drink empfohlen, ein Sprudelwasser mit Mastix. Das von der Insel Chios stammende Harz riecht und schmeckt nach Tannennadeln. Nach der Verkostung haben wir uns aber entscheiden, lieber noch den griechischen Bergtee zu erwähnen. Dessen milder Geschmack erinnert uns an Kamille, nur viel besser. Beiden Getränken werden Heilkräfte nachgesagt.

Süßes: Tsoureki ist ein süßer Hefekranz, den es eigentlich nur zum griechischen Osterfest gibt. Aber da er so beliebt ist, verkauft der Top Markt ihn das ganze Jahr über.

Nonfood: Die Griechen gehören mehrheitlich der griechisch-orthodoxen Kirche an, bei der Weihrauch eine bedeutende Rolle einnimmt. Daher gibt es im Laden sowohl Weihrauch als auch die dazugehörigen Gefäße zu kaufen. Außerdem auch Grillzubehör und Mokkakannen.

Extras: Eine große Auswahl an veganem Käse. Und neben der Bäckerei wird es ab Juni auch eine Fleischtheke geben. Diese wird, so Poulos, wie eine authentische Metzgerei samt Metzger in Griechenland sein. Mit Souvlaki, gefüllten Rollo und anderen Fleischwaren.

griechische-foods.de

 

Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

King David Afroshop

Der Laden: Seit 2014 gibt es den von außen kaum als Lebensmittelgeschäft zu erkennenden Laden in der Holzstraße 9 (neben dem „Kröner“). Statt Lebensmittel werden Perücken, Pflegeprodukte und Telefonkarten prominent nach außen beworben. Aber im Inneren des inhabergeführten Ladens eröffnet sich eine ganz neue Welt. Geöffnet Mo bis Sa: 10 bis 20 Uhr. Es gibt auch einen Onlineshop.

Sortiment: Die meisten Produkte stammen aus Westafrika, vor allem aus Ghana und Kamerun. Es gibt aber auch Spezialitäten aus Süd- und Mittelamerika. Im Laden findet man Wurzelgemüse, Fleisch- und Fischgerichte, Ölpalmenspezialitäten, tiefgekühltes Gemüse, eine große Auswahl an Erdnussbutter und die verschiedensten Mehlsorten, ob aus Mais, Bohnen oder Maniok.

Tipps: Kochbananen sind in vielen Gegenden Afrikas ein Grundnahrungsmittel. In Scheiben geschnitten und mit etwas Öl angebraten ergeben sie eine leckere Beilage. Die Kochbanane schmeckt eher nach Kartoffel als nach Dessertbanane. Umso länger man sie stehen lässt, desto süßer und bananiger wird ihr Geschmack. Des Weiteren verkaufen sich Yamswurzeln und Maniok gut.

Getränk: Neben „Guinness Export“ und einer reichen Auswahl an Malzbieren gibt es auch Limonaden wie das Fruchtgetränk D’jino aus Kamerun – Geschmacksrichtung: Fruchtcocktail.

Snack: Die Kochbananenchips aus Ecuador schmecken leicht süß, sind aber ohne Zuckerzusatz.

Nonfood: Der King David Afroshop verkauft afrikanische Waxprints der Marke Dutch Wax. Das sind Baumwolltücher mit bunten Mustern, die man unter anderem zu Kleidung verarbeiten kann. Ein weiterer Blickfang sind die vielen (Kunst- und Echthaar-)Perücken sowie Haarverlängerungen. Auch zahlreiche Pflegeprodukte für Haut und Haare bietet der Laden an.

Extras: Der Onlineshop verlinkt Youtube-Kanäle, die afrikanische Rezepte vorstellen. Es gibt noch einen weiteren afrikanischen Laden, den African-Caribbean Shop in der Dieburger Straße 15. Dieser hat ein ähnliches, aber kleineres Sortiment.

king-david-afroshop.de

 

Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Mix Markt

Der Laden: Das Geschäft in der Siemensstraße 2–16 in Kranichstein ist eine von über 300 Filialen in Europa, davon allein über 170 in Deutschland. Das deutsche Unternehmen mit Sitz in Baden-Württemberg existiert seit 1997. Den Markt in Kranichstein gibt es seit mehr als zehn Jahren. Öffnungszeiten: Mo bis Sa: 09 bis 20 Uhr. Es gibt auch einen Onlineshop.

Sortiment: Der Fokus liegt bei Produkten aus Russland, Polen, Rumänien und dem Balkangebiet. Aber es gibt auch Produkte aus anderen Weltregionen, sodass man eigentlich alles bekommt. Und falls nicht gibt es direkt gegenüber den türkischen Korkmaz Market.

Tipps: Über zwei Regalwände erstrecken sich typisch russische Bonbons, Pralinen und anderes Konfekt. Alle einzeln zu kaufen und daher miteinander mischbar. Auch die fertig gebackenen imposanten Torten sind ein Bestseller. Dazu gibt es noch eine große Auswahl an Meerrettich, Sonnenblumenkernen und Snacks aus verschiedenen in Salz eingelegten Fischen.

Getränk: Kwas ist wohl eines der bekanntesten russischen Erfrischungsgetränke. Es wird durch Gärung aus Brot hergestellt und schmeckt sicher nicht jedem. Unsere eigene Empfehlung ist die Estragonlimonade.

Süßes: Halva kennen einige vermutlich schon aus dem türkischen Supermarkt, wo es sie mit Sesam gibt. Die Süßspeise, die im Wesentlichen aus Ölsamen und Zucker besteht, stammt tatsächlich aus dem Orient. Aber ist auch in Russland bekannt. Dort gibt es sie anstatt mit Sesam mit Sonnenblumenkernen. Wer es experimenteller möchte, sollte Lebkuchen mit Minzaroma probieren.

Nonfood: Mantowarka ist ein stapelbarer Dampfgartopf. Der Name bedeutet Mantı-Kochtopf. Im Wesentlich ist er dazu gedacht die kleinen mit Hackfleisch oder Linsen gefüllten Teigtaschen zu dämpfen. Aber es lassen sich auch andere Teigtaschen damit zubereiten.

Extras: Es gibt einen sehr umfassenden Onlineshop. Dort gibt es auch Merchandise zu bestellen, wie zum Beispiel eine super stylische Mix-Markt-Kappe.

mixmarkt.eu/de/germany/maerkte/53

 

Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Prime Bazar

Der Laden: Bereits seit 21 Jahren, also seit 2000, führt Manochehr Sobouti den Laden in der Kasinostraße 55. Der gebürtige Perser arbeitet alleine. „Von außen mag mein Laden vielleicht klein wirken, aber es ist der beste persische Laden in Südhessen.“ Geöffnet von Mo bis Fr: 10 bis 19 Uhr und Sa: 10 bis 18 Uhr.

Sortiment: Fast alles im Laden kommt aus dem Iran. Aber auch Produkte aus Afghanistan, Pakistan, Indien und Nordafrika gibt es hier. Die Auswahl erstreckt sich von Tee (zum Beispiel Earl-Grey-Tee nach persischer Art) über Tiefkühlkost und Gewürzen bis hin zu Fladenbrot. Das meiste aber ist in Dosen oder Gläsern. Frisches Obst und Gemüse findet man nicht.

Tipps: Es gebe, so Inhaber Sobouti, hier „die besten Gewürze und den besten Reis in ganz Darmstadt“. Zu den Highlights zählen gemahlene getrocknete Weintrauben (säuerlich) und das Gewürz Golpar (süßlich-bitter), auch persischer Bärenklau genannt. Außerdem gelte der persische Reis als der beste der Welt. Dieser langkörnige und aromatische Reis stamme aus der nordiranischen Region Māzandarān am Kaspischen Meer. Wir ergänzen: „… dem besten Meer der Welt!“

Getränk: Dugh, der stark an Ayran erinnert, ist ein erfrischendes Getränk aus Joghurt, Molke, Wasser und Salz. Oft ist er mit Kohlensäure und Minze versetzt.

Süßes: Gebäck aus Kichererbsenmehl ist eine vegane Süßigkeit, gewürzt mit Kardamom, Pistazien und Safran.

Nonfood: Der persische Reiskocher brät den Reis an der Außenseite etwas an, sodass eine leckere Kruste entsteht. Diese lässt sich noch verfeinern, indem man den Boden des Reiskochers mit Öl und Safran einreibt. Außerdem zu finden: persische Teeservices und Shishas.

Extras: Manochehr Sobouti gibt bei Nachfrage Rezeptempfehlungen und druckt diese auch aus. Zudem gibt es einen Bücherschrank mit persischen Büchern zum kostenlosen Ausleihen.

prime-bazar.business.site

 

Zum Abschluss noch ein Reisehinweis: Es ist hilfreich, wenn man sich schon ein wenig mit der jeweiligen Landesküche vertraut gemacht hat, bevor man einen der internationalen Supermärkte Darmstadts besucht. Denn die Vielfalt an unbekannten Produkten kann im ersten Moment etwas überfordern. Bei Fragen helfen einem die Mitarbeiter gerne. Und die praktische Handyapp „Google Lens“ macht Fotos von den Produkten, scannt das Internet nach ähnlichen Bildern und liefert Infos dazu. Auch die Übersetzungsfunktion funktioniert einigermaßen gut. Und was am wichtigsten ist, um es mit Steve Jobs zu sagen: Stay hungry!