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Foto: Endlich Gutes

Wenn ich mich an die nächtliche Reise zu den Lebensmittel-Automaten in der Region erinnere, denke ich immer vor allem an eines: An die Landschaft, die sich in der Dunkelheit total verändert. Du erkennst nix wieder, was du tagsüber schon hundertmal gesehen hast. Mir zumindest geht es so. Natürlich ist mir klar, dass sich nicht die Landschaft verändert, sondern meine Wahrnehmung. Aber diese Erkenntnis hilft mir dann auch nicht. Mir hilft dann nur ein Navi.

Die Mission: Ein kulinarisches Abenteuer südlich von Darmstadt

Da setzen sich also zwei Typen bei einbrechender Dunkelheit im Johannesviertel ins Auto, um Lebensmittel-Automaten in der Region abzuklappern. Können die das nicht ganz entspannt an einem sonnigen Sonntag-Nachmittag erledigen? Nein, diese Typen wollen wissen, ob man die Automaten auch findet, wenn man niemanden nach dem Weg fragen kann. Wenn, wie es bei der Dienstvorschrift der Bundeswehr so schön heißt, nach Einbruch der Dunkelheit mit schlechter Sicht zu rechnen ist. Diese Typen sind Wolfgang Merkle und ich. Und jetzt fahren wir los.

 

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Foto: Endlich Gutes

49° 51’ 14’’ N, 8°46’26’’ O

Der Karlshof liegt direkt an der B38 zwischen Roßdorf und Reinheim und ist selbst nachts eigentlich nicht zu übersehen. Wir brettern jedoch volles Programm vorbei. Also umkehren, reinfahren und tapfer den Wegweisern zu einer kleinen Holzhütte auf einem riesigen Gelände folgen. Darin warten vier Automaten auf uns – zwei gefüllt mit Lebensmitteln, einer mit Rohmilch und einer mit Milchshakes. Neben den Milchprodukten gibt es vielerlei regionale Produkte wie Kartoffeln, Käse, Butter, Honig oder Konfitüre (wohl im Wechsel) – aber nur zwischen fünf Uhr morgens und zehn Uhr abends.

 

Meßbach_300_10
Foto: Endlich Gutes

49°45’0’’ N 8°48’29’’ O

Weiter geht es durch eine sternenklare Nacht. Wir hören auf der Fahrt übrigens das Album „Details“ von Frou Frou. Das hält uns wach, ohne uns groß aufzuregen. „Die Eiserne Kuh“ im Fischbachtaler Ortsteil Meßbach finden wir ohne Schwierigkeiten. Der Rohmilchautomat ist von einer kleinen Blockhütte umgeben, die direkt an der Hauptstraße liegt. Die frische Rohmilch tauscht der Automat rund um die Uhr gegen passendes Bares in Münzen.

 

Erbach_300
Foto: Endlich Gutes

49°39’40’’ N, 9°0’30’’ O

Zurück auf die B38 und dann auf die B47. Wir erreichen Erbach. Der pechschwarze kompakte Automat versteckt sich kein bisschen. „Darth Vader“ steht nämlich direkt neben der zugehörigen Metzgerei an der Straße. Diverse Fächer sind leer. Das Angebot an Fleisch- und Wurstwaren kommt wohl gut an. Uns quält inzwischen die Sehnsucht nach einem frischen Pils. Und das wird auch bis zum Ende der Reise so bleiben.

 

Unger_300_10
Foto: Endlich Gutes

49°402’’ N, 8°48’1’’ O

Rund fünfundzwanzig Minuten später. Der grüne Wurst- und Fleischautomat der Metzgerei Unger präsentiert sich und den lecker aussehenden Inhalt ganz selbstbewusst am Ortsausgang von Fürth-Krumbach in Richtung Lindenfels – also direkt an der B38. Ansehen, knipsen und dann wieder: Hit the road, Jack.

 

Viernheim_300_10
Foto: Endlich Gutes

49°31’15’’ N, 8°34’45’’ O

Wir sind sicher, dass wir falsch sind. Aber dann finden wir den Hof von Günter Wolk doch noch. Denn eine einsame Katze lädt uns ein. Im Wohnhaus läuft der Fernseher. Und gegenüber stehen die zwei Automaten in einer unbeleuchteten Ecke unter einem Dach. Irgendwie fühlen wir uns wie Hänsel und Gretel, als sie das Knusperhaus entdecken. Zu knuspern gibt es saisonales Gemüse und frische Früchte sowie Eier, aber kein Wechselgeld.

 

Ochsenschläger_2_300_10
Foto: Endlich Gutes

49°41’7’’ N, 8°24’73’’ O

In Biblis-Wattenheim bietet der bunt lackierte Automat die pralle Vielfalt. Vor dem Hofladen an der Hauptstraße ist er selbst in tiefster Nacht gut zu finden. Das Angebot kennen wir inzwischen gut aus dem Laden: Eier, Fleisch- und Wurstwaren sowie viele Produkte aus eigener Herstellung. Kochkäse ist aus.

Mission accomplished

Zurück im Johannesviertel. Hinter uns liegen rund zweihundert Kilometer Odenwald, Bergstraße und Ried. Wir haben acht Stellplätze mit Automaten für regionale Lebensmittel besucht. Zwei davon waren nicht zugänglich. Regional, nachhaltig und frisch gekühlt wie aus dem Laden – so kommt nach Ladenschluss Gutes und Leckeres aus den vielgestaltigen Automaten. Und warum halten sich einige Automaten an die Ladenschlusszeiten? Haben die Blechkollegen etwa Tarifverträge? Wichtig, um Frust zu vermeiden, ist Bargeld (Scheine bis 20 Euro oder Münzen). Zeit für das langersehnte Bier und das Bett.

Beim Schreiben für den Blog gehört: „Insomnia“ von Faithless … und beim Schreiben dieses Artikels fürs P wie auf der Fahrt: „Details“ von Frou Frou.

 

endlichgutes
Foto: Jan Ehlers

Endlich! Gutes.

Detailliertere Angaben zu den Automaten findet Ihr unter www.endlichgutes.de – genau wie weitere kulinarische Abenteuer im Odenwald und an der Bergstraße.

Auch künftig werden die „Endlich! Gutes.“-Blogger Michael Frank, Thomas Hobein und Wolfgang Merkle regelmäßig einen Abstecher zum Gedruckten machen und Euch in P-gerechter Art und Weise Episoden ihrer kulinarischen Abenteuer präsentieren.

Automatenmuseum Darmstadt

Sie sind weniger mit wahren Kulinarika bestückt als mit Nippes, Snacks und praktischem Zeugs. Dennoch möchten wir sie in diesem Rahmen unbedingt erwähnen: die unzähligen nostalgischen Wandautomaten im Darmstädter Café Chaos (Mühlstraße 36, gegenüber vom Parkplatz des Jugendstilbades). Ein Café mit integriertem Automatenmuseum – ziemlich einzigartig!