Foto: Jan Ehlers
Foto: Jan Ehlers

Ein frisch gebackenes Brot mit Rosmarin – teuer, aber lecker. Dazu, natürlich erst mal probiert, eine Flasche italienischen Weißwein und eingelegte Oliven. Der Beginn des Wochenendes ist gesichert. Nebenan werden handgemachte Seifen verkauft, Brotaufstriche und Gewürzmischungen sowie Bioprodukte aus der Region. Jetzt erst mal eine Pause. Sie holt sich einen frisch gepressten Orange-Avocado-Saft, er sich sein erstes Bier – okay, auf dem Viktualienmarkt in München trinkt man das auch schon ab elf Uhr zur Weißwurscht. Die gibt es hier auch beim Metzger. Wir könnten aber auch die Falafel mit Mangosauce … oder vielleicht asiatisch zum Mittagsimbiss? Die Entscheidung ist schwierig – es riecht von überall her aromatisch und lecker. Schließlich setzen wir uns – mit einem Mix aus allem – gemeinsam an einen der langen Holztische in der Mitte.

Endlich strahlen sie Gemütlichkeit aus. Keine Lacktischdecken und Plastikstühle mehr. Stattdessen: frische Kräutertöpfe auf den Tischen. Auch bei den Ständen wurde auf ein einheitliches Konzept geachtet und die Form- und Materialschlacht beendet.

Weniger ist mehr. Das zeigt sich auch an der Decke, die nun eine erkennbare Struktur hat. Sieht wieder aus wie eine richtige Halle – und die Oberlichter kommen nun auch zur Geltung. Was Tageslicht doch ausmachen kann. Die Markthalle ist jetzt die gelungene Ergänzung zur benachbarten Centralstation, die ebenfalls durch Homogenität in ihrer Gestaltung besticht und – direkt oder indirekt – Darmstadt-Marketing betreibt.

Die Markthalle (ein Mockumentary)

Ach, wie klasse: die „Samstagsmaler“ im Carree. Auf der erhöhten Ebene der Markthalle können Kinder mit Darmstädter Künstlern gestalten – heute wird gemalt.

Alle haben große bunte Malkittel an und rühren glücklich mit riesigen Pinseln in Farbtöpfen herum. Das kostet lediglich drei Euro, denn das Betreuungsangebot inmitten der Innenstadt wird städtisch gefördert. Kinderfreundlichkeit wird in Darmstadt groß geschrieben.

Es gibt hier auch ein „Darmstadt-Service-Center“, wo man alles rund um Darmstadt erfahren kann. Auch Gutscheine sind erhältlich, die an allen Ständen eingelöst werden können – samstags sogar bis Mitternacht. Im Sommer stehen draußen Tische, Stühle und sogar ein paar Liegestühle zum Entspannen. Wenn es besonders heiß ist, werden kleine Planschbecken aufgestellt, damit sich die ganz Kleinen abkühlen können.

Und die Toiletten im Untergeschoss: Sie sind liebevoll renoviert, ein echter Hingucker und vor allem: penibel sauber! Sie kosten jetzt zwar wie auf Raststätten 50 Cent, aber der Bon kann dann wiederum in der Markthalle eingelöst werden – und wenn es nur für eine süße Tüte für 50 Cent ist, die der „Heinerkiosk“ anbietet. Der wird von Studenten geführt, die Kunst und Kreatives „made in Darmstadt“ anbieten.

Die Markthalle ist endlich ein Magnet geworden, pulsierendes Herz der Innenstadt. Jeder, der nach Darmstadt kommt, wird hier gerne Halt machen. Allein schon deshalb, weil viele unterhalb der Halle im Parkhaus parken, welches nun wieder bezahlbar geworden ist, nachdem die Stadt Darmstadt wieder die Oberhand über die Immobilien in ihrer City gewonnen hat – und das innerstädtische Leben nach ihren Kriterien fördern kann.

Danke Darmstadt (wenn’s endlich mal so wäre)!