Dank steigender Temperaturen verlagern wir unseren Aufenthaltsort wieder ins Freie und sehen uns deshalb veranlasst, einen Blick auf Darmstadts Außentreppen zu werfen.

Treppen verbinden. Als Element der Architektur ist die Treppe die Schnittstelle von Ebenen. Treppen führen hin zu Portalen oder Eingängen. Treppen sind überall. Auch der urbane Raum ist von ihnen geprägt. Treppen sind Orte der Bewegung, des Auf und Ab, aber auch Orte des Verweilens und der Kommunikation. Zahlreiche Städte haben Treppen, die als Wahrzeichen gelten, Treppen, an denen man sich trifft, verabredet, auf denen man verweilt. Auch wenn unsere Stadt kein Prunkstück wie die Spanische Treppe in Rom vorzuweisen hat, so gibt es sie dennoch: Treppen in Darmstadt, auf deren Stufen man sich gerne aufhält.

Ursprünglich haben Treppen die Funktion, Höhenunterschiede zu überwinden. Ihre Qualität, zu repräsentieren oder als kleine Bühne zu fungieren, ist aber nicht zu unterschätzen. Treppen sind ein Thron für Stadtstreicher, ein Sitzplatz für Pausierende, eine Bühne für Gesehen-Werden-Wollende und ein Ausguck für mit-ihren-Blicken-Jagende.

Schon in der Antike wurden Treppen in der sakralen und auch der repräsentativen Architektur als „Würdemotiv“ eingesetzt und hatten eine starke Symbolkraft: Sie erhöhen Gebäude sockelartig, der Besucher wird erniedrigt, da er niedriger steht als die Person, die oberhalb der Treppe auf ihn wartet. Die Theater der griechischen Antike bedienten sich der treppenförmig angelegten Sitzreihen eher aus Gründen der Sichtfunktion, bis heute auch fortgeführt in Fußballstadien. Die Nutzung von Treppenaufgängen zu Repräsentationszwecken war im Barock Grund für deren prunkvolle Ausstattung.

Auch Darmstadt hat Stufiges zu bieten: schöne Treppen an menschenleeren Orten, hässliche Treppen an Orten mit vielen Schauplätzen, rollende Treppen, begrünte Treppen, schattige Treppen, historische Treppen, moderne Treppen, unsinnige Treppen. Belagert sie, (be-)tretet sie, erzählt Euch Treppenwitze auf ihnen oder betrinkt Euch stufenweise! Der Sommer ist Eure Kulisse.

 

Darmstädter Treppen

 

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Foto: Laura Morche

Centralstation: Die wohl schattigste aller Darmstädter Treppen – und dennoch Hauptbühne der „Inner City“ mit Musikbeschallung und Getränkeverkauf an warmen Tagen.

 

Staatstheater
Foto: Laura Morche

Staatstheater: Frisch begrünt und seicht ansteigend ist diese „Treppe“ mehr Platz als Höhenüberwinder. Darmstadts schickste Stufenansammlung, wenn man die leeren Bubble-Tea-Becher, die einige Besucher dort leider immer mal wieder gerne vergessen, ignoriert.

 

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Foto: Laura Morche

Darmstadtium: Repräsentativer geht’s kaum, gelenkt wird der Blick des (aber irgendwie nicht vorhandenen) Treppennutzers über einen verkehrs-chaotischen Cityring hinweg auf viele schöne historische Wahrzeichen der Stadt.

 

Karo 5.2
Foto: Laura Morche

„Karo 5“ der TU: Treppe für Studienzwecke, unverbaubarer Blick auf den Karolinenplatz.

 

Bürgerpark
Foto: Laura Morche

Bürgerpark: Treppe, die im Nichts endet.

 

Landesmuseum
Foto: Laura Morche

Hessisches Landesmuseum: Perfekte Kulisse für Abschluss-Gruppenfotos von Stadtrundreisenden – und von Klassenausflüglern, die das Museum besuchen (wieder ab September 2013).

 

Karstadt
Foto: Laura Morche

Karstadt: Während oberhalb der Treppe Sonnenbrillen zu Schnäppchenpreisen feilgeboten werden, sitzen die Sonnenbebrillten kaffeetrinkend auf den Stufen, an deren unterem Ende Straßenmusiker mit Mikrofonen aus Karotten für freundliche Cents ihr Bestes geben.

 

Rolltreppe
Foto: Laura Morche

Rolltreppe an der „Krone“: Vernachlässigter, einziger Ruhepol am Cityring – die (so gut wie) nie funktionierende Rolltreppe, deren Steigungsgrad für einen erhöhten Fitnessfaktor sorgt. Historisches Zeugnis der 1980er.

 

Ernst-Ludwig-Haus
Foto: Laura Morche

Treppe am Ernst-Ludwig-Haus auf der Mathildenhöhe: Prominenteste Hintertreppe der Stadt, schöner kann eine Treppe kaum sein. Leider fehlt hier das (museale) Leben.