Ihre Leidenschaft ist „der afro-amerikanische Gute-Laune-Tanz Lindy Hop“, wie Betina Fischer den Tanzstil aus den dreißiger Jahren gerne bezeichnet, der in Harlem, New York, entstand. „Zum Tanzen kam ich über Umwege, so wie es bei vielen anderen Dingen in meinem Leben war“, erklärt die Selbstständige. 2010 begann sie, Lindy Hop an der TU Darmstadt zu unterrichten, seit 2020 führt sie in Darmstadt das „Sunny Side Swing“-Studio, mit dem sie auch andere Menschen von Jazz und den zugehörigen Tänzen begeistern will. Geboren ist Betina in Kanada.
„Meine Familie ist nach Kanada und die USA ausgewandert, weil sie das Land so toll fanden. Noch heute habe ich dort Verwandte“, erzählt die nach Deutschland Zurückgekehrte, die in Mannheim großgeworden ist. „Hier habe ich eine Ausbildung zur Buchhändlerin absolviert – für mich leider ein typischer Geringverdienerjob.“ Da Betina aus einer Nicht-Akademikerfamilie stammt, war diese Erkenntnis für sie immer ein Problem: „Ich dachte: Das kann es doch nicht gewesen sein. Ich wollte mehr.“ Mit diesen Gedanken holte Betina ihre Fachhochschulreife nach, mit dem Ziel, Bücher zu restaurieren. „Das gestaltete sich aber schwierig, weil für das Studium ein zweijähriges unbezahltes Praktikum nötig war, dies für mich aber nicht funktioniert hätte.“ Die Idee, zu studieren, blieb: „Ich entschied mich für Biologie, weil das Fach viele Bereiche vereint, die mich interessierten. So landete ich in Darmstadt.“
Tanzen und Musik waren immer schon ein Thema in Betinas Leben. „Zum Lindy Hop kam ich durch eine Kollegin. Sie wackelte mir etwas vor und ich dachte sofort: Oh, das sieht interessant aus“, erinnert sie sich und schmunzelt. „Die Entscheidung, Swing zu tanzen, hat mich damals sehr beeinflusst – sie und mein inzwischen verstorbener afro-amerikanischer Stiefvater, der mich mit seiner Jazzplattensammlung stark geprägt hat, sind der Grund, dass ich hier stehe, das Studio führe und jeden Tag tue, was ich tue.“ Zunächst arbeitete Betina nach ihrem Studium in verschiedenen Unternehmen, gab nebenher immer mehr Swing-Tanzkurse, adoptierte einen Hund aus dem Tierheim und probierte Yoga aus. „Mit Gleichgesinnten in Kontakt zu kommen und die körperliche Bewegung haben mich vorwärts gebracht.“ Daraus folgte: „Ich mache das hier jetzt hauptberuflich und habe noch viele Pläne – zum Beispiel würde ich das Studio gerne mit einem Café vereinen, dafür suche ich noch eine Fläche.“
Für Hobbys bleibt neben Freunden und Tanzen nicht viel Zeit. Diese Zeit nutzt die 45-Jährige für Spaziergänge, Lesen und Museen. In Kontakt zu sein mit sich und anderen, sind Dinge, die für Betina essenziell sind: „Es ist wichtig, nicht alleine in seinem Kämmerlein zu sitzen, sondern etwas beizutragen, sich auszutauschen und mittendrin zu sein.“ Mittendrin im Leben.