Foto: Jan Ehlers

Dass Christian Gropper Anfang der 80er als junger Erwachsener ein wildes Leben in Köln und Berlin führte (Hausbesetzungen und Bundeswehrflucht inklusive), sieht man ihm heute nicht mehr an. Mit schwarzer Designerbrille, Drei-Tage-Bart und klarem Blick wirkt der 57-jährige Filmemacher wie jemand, der schon immer wusste, wo die Reise einmal hingehen soll. Entspannt sitzt er in seinem Darmstädter Büro und erzählt von früher, von Gelegenheitsjobs und vielen Partys. Der Vater starb, als Christian vier Jahre alt war, sein Elternhaus in Köln verließ er mit 15 – „ziemlich chaotisch und natürlich ohne Schulabschluss.“

Viele Jahre später hat Gropper sein Domizil auf der Rosenhöhe gefunden, lebt und arbeitet „mit Blick auf Bäume und Eichhörnchen“. Seine zweite Frau, Barbara Struif, ist ebenfalls in der Filmbranche tätig und brachte eine Tochter mit in die Ehe, er selbst ist zweifacher Vater. „Wir sind eine klassische Patchworkfamilie“, sagt Gropper und schmunzelt. Die Kinder, mittlerweile erwachsen, öffneten ihm in vielen Dingen immer wieder die Augen: „Wir haben schon spannende Diskussionen rund um Klimawandel, Fleischkonsum und Verantwortung geführt. Dadurch verändert man sich.“ Dass er in Darmstadt wohnt, obwohl er immer weg wollte, hat viel mit seiner Familie zu tun: „Ich bin hier verwurzelt“, resümiert der Regisseur, der seit 2015 Mitglied der Darmstädter Sezession ist.

Stabilität kam ab Mitte der 80er in sein Leben: „Ich habe damals alle Schulformen bis zum Abi nachgeholt und ab 1986 in Darmstadt Foto und Filmdesign studiert, später noch Geschichte.“ Einer seiner Professoren habe ihn schließlich darin bestärkt, Filme zu drehen: „Mein erster Dokumentarfilm entstand für meine Abschlussarbeit, mit einer geliehenen Fernsehkamera.“ Als er sein Diplom in der Tasche hatte, war er 30 und Vater einer Tochter. „Um Geld zu verdienen, fiel ich gnadenlos in den Werbebereich“, erinnert er sich. Manche Aufträge habe er gleich abgelehnt, weil er sie politisch nicht vertreten konnte. „Man muss eine klare Haltung im Leben haben, Stellung beziehen und hinschauen“, lautet das Credo des Geschäftsführers von Gropper Film.

Aus der Vorliebe des Filmemachers, gezielt nach Themen zu suchen, die unbequem sind, resultierten mehr als 50 Reportagen und Dokumentarfilme für öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten (unter anderem auch „Brandmale“ über die Darmstädter Brandnacht). Seine Neugier brachte ihn immer wieder in brenzlige Situationen – unter anderem war Christian Gropper in Syrien und im Irak unterwegs. Die gefährlichen Reisen hat er seiner Familie wegen zurückgeschraubt. Filme sind für ihn aber „nach wie vor eine Herzensangelegenheit“. Seiner Leidenschaft geht er nicht nur hinter der Kamera nach: Mindestens einmal die Woche ist Gropper im Kino anzutreffen, liebt gut gemachte Spielfilme und alte Hollywood-Streifen, denn: „Kino ist für mich die klassische Kunst des Geschichtenerzählens.“