Es ist ruhiger geworden um Christina Stappen, die man in Darmstadt und besonders im Martinsviertel nur als „Chrissy“ kennt und als eine, die den Mund aufmacht, wenn ihr etwas nicht passt. Schon früh setzte sie sich für ihre Themen ein, gründete Initiativen und war an Bürgerbewegungen beteiligt. „Seit ich ein Kind habe, bin ich nicht mehr so aktiv“, sagt die 39-Jährige. Nach dem Gespräch mit ihr wird aber klar: So ruhig ist es bei ihr gar nicht.
Ob Wildvogelhilfe, Spendenorganisation oder Flüchtlingshilfe: Chrissy versucht zu helfen, wo es geht. „Meine Tochter ist jetzt drei und ich habe eine alte Hündin, deswegen kann ich nicht mehr nachts im Wald ausgesetzte Zuchttauben suchen. Ich kann auch nicht an die Front fahren, um die Menschen im Ukrainekrieg zu unterstützten. Was ich aber kann, ist Projekte zu unterstützen oder das Haus mit einer geflüchteten Familie zu teilen.“ Genau das haben sie und ihr Freund, mit dem sie derzeit in Griesheim lebt, getan. Außerdem hält Chrissy Vorträge vor Schulklassen zum Thema Feminismus, sie organisiert Kleiderspenden und unterstützt die Wildtierhilfe. Ursprünglich kommt sie aus Viersen, einer Stadt am Niederrhein: „Dort habe ich mein Abi gemacht, bin in einem schwedischen Möbelhaus gelandet und hatte schnell eine Führungsposition inne. Trotzdem hat mir der Sinn gefehlt, Dinge an Menschen zu verkaufen, die sie nicht brauchen und die unter fragwürdigen Bedingungen produziert wurden.“ Also handelte sie, kündigte Job und Wohnung und zog nach Darmstadt, um dort Soziale Arbeit zu studieren.
Aktivismus und Subkultur
Da Chrissy früh mit Punk sozialisiert wurde, war sie schnell in der Darmstädter Subkultur unterwegs und kam mit Menschen in Kontakt, die „sehr viele, sehr coole Sache auf die Beine stellten“. Das ist das Tolle hier, findet sie: „Wenn du eine Idee hast, findest du immer Leute, die auch Lust darauf haben. Das macht Spaß.“ Auch beim Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) und im Studierendenparlament war Chrissy aktiv, um etwas gegen Dinge zu tun, die ihr nicht passten. „Das ist mein Motor, der Gedanke: Hey, da ist was, das passt mir nicht und statt zu meckern, will ich etwas machen.“
Die Themen, die die stellvertretende Geschäftsführerin der Darmstädter Aidshilfe bewegen, sind vielfältig. So war sie in einer Unterkunft für Geflüchtete aktiv, half mit, dort einen Kreis Ehrenamtlicher und eine Kleiderkammer aufzubauen, sie rettete Rehkitze und Wildvögel, organisierte Kleiderspenden, Demos, Konzerte und Veranstaltungen zu Themen wie Seenotrettung, Feminismus und Gleichstellung. Auch bei der Gründung der Bürgerinitiative gegen das geplante Haifischaquarium in Pfungstadt war sie dabei. Ihr Freund zieht bei allem mit. Auch bei dem Plan, im kommenden Jahr wieder ins Martinsviertel zu ziehen. „Ich liebe das Wuselige dort, die vielen sozialen Orte und die Begegnungen mit Menschen, aus denen tolle Ideen entstehen.“