Foto: Laura Pastior

Die Menge selbstgemachtes, frisches Eis, die sie in ihrem Leben verkauft hat, könnte aufgetürmt den Langen Lui ergeben.  Oder den Fünffingerturm. Schoko, Vanille, Erdbeere, Waldmeister … Monumental lecker! Die Rede ist von Darmstadts ungekrönter Eis-Königin: Friedel Ernst, besser bekannt als „die Eis-Friedel“. Seit 59 Jahren mit dem Eiswagen in Südhessen unterwegs.


Ihr offizielles Hauptquartier ist das ehemalige Kassenhäuschen der Schlossgarage, mit Blick auf den Weißen Turm. Doch dort trifft man sie eher selten: Die Bratwürste, Fischbrötchen (nur im Winter!) und das Eis (ab April!) verkaufen hier ihre Kolleginnen. Die 85-jährige Geschäftsfrau ist viel lieber on the road. „Wissen Sie, ich bin ein Mensch, der raus muss“, erklärt sie -und freut sich. Zum einen, weil sie generell ein fröhlicher Mensch ist. Zum anderen, weil sie jetzt endlich wieder unterwegs ist mit Ihrem Eis-Friedel-Kastenwagen. Vorfahren, parken, Heckklappen auf, Schirm eingehängt -und los geht’s: In dieser Eis-Saison nur noch an der Grube Prinz von Hessen und am Oberwaldhaus, früher auch noch im gesamten vorderen Odenwald. Ihre Stammkundschaft  ist riesig: „Bei mir kaufen  ja mittlerweile drei Generationen ihr Eis“, erklärt sie, „Großeltern, Eltern und Kinder.“
Und die Älteren können sich vielleicht noch an die Anfangstage der Eis Friedel erinnern: Damals, 1949, in Spachbrücken am Sportplatz.

„Da haben wir unser Eis noch mit Stangeneis aus der Brauerei und viel Salz gekühlt.“„Friedels Eis -so zart wie Sahne“ stand auf der ersten mobilen Eisstation. Und so wurde Friedel Ernst zur „Eis-Friedel“. Und ist es heute noch. Während des Zweiten Weltkrieges, im April 1940,  besuchte die damals 17-Jährige aus Kehl bei Straßburg ihren hier stationierten Bruder -und ließ sich nieder: „Die Leute waren so schön elegant angezogen, das hat mir gefallen“. „Am Anfang war die Krone“, erzählt sie weiter. Denn zum einen arbeitete Friedel Ernst ein Jahr lang als Servierdame und Küchenhilfe im Hotel „Zur Goldnen Krone“(und feierte ihren 18. Geburtstag dort). Zum anderen schenkte der damalige Hotelchef der jungen Friedel zum Abschied eine Eismaschine, die acht Jahre später den Anstoß zur Geschäftsidee ihres Lebens gab.

Reich habe sie diese Idee nicht gemacht, lacht Friedel Ernst. Auch nicht, als sie von 1967 bis 1977 gemeinsam mit ihrem Ehemann das „Eis-Café Roth“ in der Landgraf-Georg-Straße betrieb. Aber glücklich: „Wenn ich noch einmal geboren würde, würde ich wieder Eis verkaufen.“