Die Wurzeln reichen tief, bis in die dritte Generation der Kaufmannsfamilie Roth, die 1928 begann, ihr eigenes Speiseeis in Darmstadt herzustellen. Damals war es Wilhelm Roth, der neben seiner Tätigkeit auf dem Bau im Sommer mit seiner Frau Maria Eis verkaufte. Ihr Sohn Heinrich übernahm das Geschäft später – und heutzutage führt es Willi Roth weiter.
Anfangs wurde das Eis im „Watzeverdel“ hergestellt und verkauft. 1935 kam ein mobiler Verkaufswagen nahe des Kantplatzes hinzu. Nach der schweren Bombardierung Darmstadts 1944 eröffnete die Famillie Roth einen der damals ersten typischen Behelfsläden in der noch unbegradigten Landgraf-Georg-Straße. Dort entstand die erste Einkaufsstraße Darmstadts.
„Des hat der Vadder immer so erzählt“, erinnert sich Willi Roth. „Stimmt des, Mudder?“, fragt er und blickt zu Mutter Waltraud, die hinter dem Tresen sitzt und unser Gespräch verfolgt. „A jo, da gab’s noch ein Fotogeschäft, eine Drogerie, en paar annere. Und das Eiscafé Benz.“ Zu dieser Zeit war man nämlich entweder Roth-Eis- oder Benz-Eis-Esser.
Die Konkurrenz störte aber nicht, sie war schließlich auch Verwandtschaft. 1960 zog die Familie Roth in ihr Geschäftshaus in die Landgraf-Georg-Straße 5, wo sie seitdem arbeitet und lebt. Zu Beginn standen die Eismaschinen noch neben dem Verkaufsfenster, wichen aber später dem Café, welches vereinzelt noch an die 1960er und -70er Jahre erinnert.
Das Besondere an dem Speiseeis der Familie Roth ist sein seit den Anfängen bewährtes Qualitätsrezept – Eis auf reiner Milchbasis, mindestens 20 Prozent Fruchtanteil und möglichst viele einheimische Zutaten. „Früher gab es Vanille, Schoko, Nuss, Zitrone und Erdbeere“, so Waltraud Roth, die nun als Rentnerin in ihrer freien Zeit im Geschäft arbeitet und die praktisch jeder Darmstädter kennt. Ihr Sohn Willi fügt hinzu: „Klar, wir bieten nun auch Malaga und so weiter an, aber des Zeugs wie ‚Himmelblau‘ oder so, des gibt’s bei uns net. Die Frage ist für uns also: Richten wir uns nur nach dem Trend, oder geht es eher um die Qualität des Eises?“
Noch immer kommen Eisliebhaber aus den frühen Zeiten zu ihnen, die wegen ihrer Diabetes zwar nur noch ein Kügelchen schlecken dürfen, dies aber mit Genuss tun. „Na, un’ des is uns wischdisch. Mir wolle de Leut’ was Gudes tun. Net einfach nur Eis verkaufe.“