„Ich bin doch nur die Seniorchefin“, meint sie bescheiden und mag gar nicht so recht interviewt werden: Gerda Jakob, die vierte Generation bei Käse Buchheimer, steht schon seit 1954 hinter der Käsetheke – und kennt die meisten ihrer Kunden persönlich.
Rund 200 Käsesorten gibt’s in Darmstadts Ältestem Käseladen, der sich in der Gasse zwischen Ratskeller und der Büchergilde Gutenberg (am Marktplatz) versteckt. Aber für Gerda Jakob können es gar nicht genug sein. Auch wenn die meisten der Stammkunden immer wieder die gleichen Sorten kaufen, möchte sie ihnen Neues zum Probieren anbieten. Sie selbst bekommt den Käse sowieso nicht über: „So ein Stückchen Handkäs’ zwischendurch, das ist mir lieber als ein Schokoriegel.“ Vor 54 Jahren hat sie in den Käse-Clan eingeheiratet und später dann mit ihrem Mann Günter dafür gesorgt, dass das Angebot immer mehr erweitert und spezialisiert wurde. Das traditionsreiche Geschäft war aber auch früher schon hoch angesehen: 1858 von Johannes Buchheimer gegründet, hat man es 1902 sogar zum großherzoglichen Hoflieferanten erhoben.
Die heutige Kundschaft weiß nicht nur die Käsevielfalt zu schätzen, sondern auch den Service. Das merkt man zum Beispiel an einer Urkunde im Schaufenster: Auf Initiative der Kunden wurde das Geschäft dieses Jahr als besonders seniorenfreundlich ausgezeichnet. Weil es für Gerda Jakob und ihre Familie eben selbstverständlich ist, den Älteren Kunden die Einkäufe in die Tasche zu packen oder das Kleingeld aus dem Portemonnaie zu zählen. „Bei uns werden auch alle mit eingespannt“, erzählt sie. „Unsere Tochter Petra, die ist schon als Kind mal eben zur Molkerei geschickt worden, wenn noch ein paar Liter Sahne gefehlt haben, erst mit dem Fahrrad und später dann mit dem Mofa. Wir sind halt ein Familienbetrieb.“
Seit 2003 hat Tochter Petra mit ihrem Mann Klaus das Regiment bei Käse Buchheimer übernommen, aber Gerda Jakob ist trotzdem noch jeden Tag im Einsatz. Hat sie jetzt mehr freie Zeit als früher? „Ach, woher!“, winkt sie ab. „Wir machen doch alles selbst: Putzen, Einräumen, Ware bestellen, was halt alles so dazu gehört. Und dann noch unsere hausgemachten Sachen! Der Kochkäse, zum Beispiel, der muss ja alle zehn Minuten gerührt werden.“ Dann lacht sie und sagt: „Und schreiben Sie bloß nix von unserm Käsesalat.“ Der findet sowieso schon so viele Liebhaber, dass sie kaum mit der Produktion nachkommt. Zentnerweise könnte man den verkaufen. Und während sie das erzählt, wandert schon das nächste, gut gefüllte Päckchen Käsesalat über die Theke – zum Probieren. Kein Wunder, dass Gerda Jakob so viel zu tun hat …