Foto: Jan Ehlers

Was ist so ein trister Schmuddelwettertag schon ohne ein Brot mit echtem, gutem Heiner-Honig?! Eben. Doch auch in Darmstadt haben es seine Produzenten, die Bienen, immer schwerer. Aber warum eigentlich? Warum sind die emsigen Arbeiterinnen in den letzten Jahren deutlich weniger zu sehen und zu hören? Wir haben vier Darmstädter Imker gefragt, womit das zusammenhängt – und was jeder für die edlen Tierchen tun kann.

„Der Honig ist für mich das Gold der Bienen“, bekennt der 72 Jahre alte Siegfried Holzapfel, während er zwei seiner Honiggläser mit dem Aufdruck „Sommerblüte“ und „Frühlingsblüte“ in den Händen hält. Seit der Pensionierung hat der ehemalige Studienrat, der mit 35 Jahren mit der Imkerei begann, endlich mehr Zeit für seine Bienenvölker, die im Nektargarten am Oberfeld leben.

Robert Herz, auch bekannt als DJ und als Schlagzeuger der Band Okta Logue, ist der Imker hinter dem „Okta Gold“-Honig aus Griesheim. Auch für ihn sind die Bienen eine echte Leidenschaft, „seit meinem elften Lebensjahr habe ich regelmäßig einem Imker aus Pfungstadt bei der Arbeit geholfen.“ Ähnlich ging es Thomas Gompf. Der 51-Jährige betreibt hauptberuflich einen Versandhandel für Briefmarken und Münzen und war von Kindesbeinen an fasziniert von den Insekten. Bis zum gemeinsamen Imker-Team mit Andreas Bel dauerte es dann aber doch etwas. „Wir wurden auf einen Jungimkerkurs des Imkervereins Frankenstein aufmerksam. Ruckzuck waren wir angemeldet – und dann ging es auch gleich los.“ Heute kümmern sich Thomas und Andreas als „Zwei Imker“ um die Bienen auf dem Dach des Hessischen Landesmuseums. Für die Völker auf den Eberstädter Streuobstwiesen sind die beiden unter dem Namen „Eberbiene“ im Einsatz.

Die Bienenvölker von Stefan Fuchs, die den „Stadthonig“ sammeln, residieren im Bürgerpark. Auch der 49 Jahre alte Umweltpädagoge ist mit den fleißigen Arbeiterinnen groß geworden: „Meine Mutter ist quasi im Bienenhaus aufgewachsen, natürlich nicht zu vergessen mein Urgroßvater, der über 100 Völker hatte“.

Bis so ein Glas köstlicher Honig fertig auf dem Küchentisch stehen kann, sind etliche Schritte nötig. Thomas Gompf erklärt: „Je nach Wetterlage setzt man im April/Mai mit dem Anfang der Kirschblüte die Honigzargen auf. In diesen Zargen befinden sich ausgebaute oder unausgebaute Mittelwände. Nun lässt man die Bienen weitestgehend in Ruhe, damit sie aus zusammengetragenem Nektar den köstlichen Honig machen können.“

Im Bienenstock übergibt die Sammlerbiene den Nektar an eine Stockbiene, die den Nektar dann in den Waben einlagert. Während der Aufnahme und Abgabe werden von den Bienen weitere Stoffe hinzugefügt und Wasser entzogen, um den Nektar haltbar zu machen. In den Waben verdunstet dann weiteres Wasser. Clever wie smart: „Die feuchte Luft wird von den Bienen ständig durch Fächeln aus dem Bienenstock transportiert“, fachsimpelt der Imker weiter.

Bevor der Honig geerntet werden kann, wird er auf den idealen Wassergehalt von unter 18 Prozent geprüft. „Die entnommenen Honigwaben werden anschließend in unserer Honigküche entdeckelt. Die Wachsschicht wird mit einer Entdeckelungsgabel abgehoben, in einer Honigschleuder wird dann der Honig aus den Waben geschleudert und gesiebt.“ Das sei notwendig, um vorhandene Wachspartikel zu entfernen. Gelagert wird der Honig schließlich in größeren Eimern. Dabei steigen noch Luftbläschen, kleine Wachspartikel und Pollen auf, die in den folgenden Tagen mehrmals abgeschöpft werden.

Fast täglich wird der Honig kontrolliert, um den geeigneten Zeitpunkt zur Weiterverarbeitung, dem Rühren, festzustellen. Damit der Honig feincremig wird, geschieht das mittels eines speziellen Rührwerkes. Über mehrere Tage wird die Masse immer wieder kurz gerührt, bis sie die gewünschte Konsistenz angenommen hat. „Dann endlich kann der Honig in Gläser abgefüllt werden“, schließt Thomas Gompf die Erläuterung ab.

Alle vier Imker betonen, dass die Bienen ohne den Menschen heute nahezu keine Überlebenschancen mehr haben. Die – durch den Menschen eingeschleppte – Varoamilbe, Umweltgifte und Pestizide bedrohen das natürliche Gleichgewicht der Völker.

Die Darmstädter Imker verwenden viel Zeit und Energie, um etwas für den Erhalt der Bienen zu tun. Siegfried Holzapfel hält wunderbar informative Vorträge – den nächsten Anfang Juni am Oberfeld. Stefan Fuchs bietet Führungen und Vorträge für Kinder und Erwachsene an. Thomas Gompf und Andreas Bel von „Zwei Imker“ denken über Bienenpatenschaften nach, „um den Darmstädtern unsere Bienen und die Imkerei näherzubringen“. Mehr dazu in der Infobox – informiert Euch, macht mit, rettet die Bienen!

 

Wo bekomme ich Heiner-Honig?

Okta Gold: Im Chez, „erst mal, bis alles leer ist“

Zwei Imker: Im Museumsshop des Hessischen Landesmuseums, in der Metzgerei Bradtke in Eberstadt, bei Wilhelmine Delikatessen in Seeheim, im Mühltaler Gartenmarkt und direkt bei „Zwei Imker“ (info@eberbiene.de)

Oberfeld Honig: Bei Herrn Holzapfel persönlich (nach Absprache per E-Mail an siegfrieden@gmail.com) oder am Bienenstand auf dem Oberfeld

Stadthonig: Im Weltladen, im Teehaus am Riegerplatz und bei Arche der Bio-Laden im Martinsviertel

 

Was kann jeder für die Bienen tun?

Besucht die Vorträge von Siegfried Holzapfel: www.landwirtschaft-oberfeld.de/hofgut-veranstaltungen.html und von Stefan Fuchs: www.darmstadt.bund.net/nc/termine

Geht zu einem Info-Tag der Imker-Vereine rund um Darmstadt: www.bzv-rossdorf.de und www.imkerverein-darmstadt.de

Sät Saatgut aus, das die Bienen vertragen und aus dem Blumen wachsen, die Blütenstaub bieten. Bepflanzt Eure Balkone und Vorgärten mit Blumen, die für Bienen geeignet sind. Unser Recherche-Tipp: einfach „Bienenschmaus“ googeln!

Sät Wildblumensamen aus, pflanzt keine Monokulturen an und erkundigt Euch doch einfach mal, welche Blüten Bienen gerne anfliegen.