2. WK Ende amerikanische Soldaten
Ende des Zweiten Weltkrieges: Amerikanische Soldaten inspizieren den zerstörten Darmstädter Marktplatz | Foto: Wissenschaftsstadt Darmstadt

1.005 Angriffe gegen Flüchtlingsunterkünfte gab es im vergangenen Jahr. Eine unvorstellbar hohe Zahl, die zeigt, wie aggressiv die Stimmung in Deutschland mittlerweile geworden ist. In Darmstadt wurden die Neuankömmlinge zwar herzlich willkommen geheißen, aber die Kommunalwahl im März hat gezeigt, dass auch in unserer Stadt ein (wenn auch vergleichsweise kleines) Potenzial für fremdenfeindliche Parolen vorhanden ist. Deshalb ist es wichtig, daran zu erinnern, wozu Ideologien und Nationalismus in Deutschland geführt haben. Das tut die Stadt Darmstadt mit ihrer Veranstaltungsreihe „Darmstädter Gedenkjahr 2016“.

Wie bereits vor drei Jahren wurden wieder verschiedene Vereine und Organisationen zusammengetrommelt, um mit ihnen gemeinsam über das gesamte Jahr verteilt Vorträge, Ausstellungen, Führungen, Konzerte und andere kulturelle Happenings zu veranstalten, die an wichtige und oftmals schreckliche Daten in der jüngeren deutschen und Darmstädter Geschichte erinnern.

Lag beim letzten Mal der Fokus noch auf dem Nationalsozialismus, wurde das Programm in diesem Jahr um weitere Gedenkmomente erweitert. Der Schwerpunkt liegt vor allem auf der blutigen und sinnlosen Schlacht um Verdun im Ersten Weltkrieg, die sich 2016 zum hundertsten Mal jährt. Hierzu wird es im April zahlreiche Veranstaltungen geben.

Weitere Themen des diesjährigen Gedenkjahres sind der Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion und die Einführung des Judensterns vor 75 Jahren, der Themenkomplex Antiziganismus, also Vorurteile gegen Sinti und Roma, und weitere einzelne Aspekte des Nationalsozialismus. Es soll aber nicht nur der schrecklichen Ereignisse gedacht werden. So werden Veranstaltungen zum Topos „70 Jahre demokratischer Neuaufbau“ ein positives Signal senden und die Bedeutung der Demokratie gerade in Zeiten, in denen sie von Populisten unter Beschuss genommen wird, unterstreichen.

Ein besonderes Augenmerk möchte die Stadt in diesem Jahr auf die neonazistischen Pogrome in Hoyerswerda vor 25 Jahren, im September 1991, richten. Damals wurden in der sächsischen Stadt tagelang Flüchtlingsunterkünfte von Anwohnern belagert und angegriffen. Schaulustige applaudierten, die Polizei griff nicht ein. Hierzu ist eine größere Veranstaltungsreihe geplant, allerdings war das Programm bei Redaktionsschluss noch nicht veröffentlicht.

Bedauerlicherweise ist dies ein wiederkehrendes Problem des Gedenkjahrs: Die Planung und Werbung für dieses wichtige Projekt hinkt der Umsetzung hinterher, was sicherlich der schwierigen Koordination der zahlreichen Kooperationspartner geschuldet ist. Dennoch bleibt zu hoffen, dass viele Menschen die zahlreichen Veranstaltungen besuchen und sich so gegen die Wiederkehr von Intoleranz und Hass wappnen.

 

Veranstaltungen im April

„Mythos Verdun“ in der deutsch-französischen Erinnerungskultur (Vortrag)

Prof. Dr. Gerd Krumeich trägt vor, Pierre Lenhard (Verdun) moderiert. Anschließend: Ausstellungseröffnung „1914 – 1918: Residenz, Festung, Kurstadt. Darmstadt – Mainz – Wiesbaden“

Haus der Geschichte (Karolinenplatz) | Mo, 25.04. | 19 Uhr | Eintritt frei

Liederabend mit Jürgen Poth „vierzehn – achtzehn“

Musik und Geschichte(n) aus einer fast vergessenen Zeit. Zu Wort kommen Darmstädter Bürger, Handwerker und Odenwälder Bauern im hessischen Lied.

Haus der Geschichte (Karolinenplatz) | Do, 28.04. | 19 Uhr | Eintritt frei

Den Veranstaltungsflyer „Darmstädter Gedenkjahr 2016 – Gegen das Vergessen!“ und aktuelle Infos gibt es online.