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Foto: Das Blumen

Der Gang durch das unscheinbare Tor offenbart einen Ort für Kultur und Geselligkeit, Workshops, Ideen und Taten: das Blumen. Genau genommen: das neue Blumen. Entstanden 2008 in einem Blumenladen, der vor drei Jahren einer gewinnbringenden Wohnbebauung weichen musste, hat der Verein „das blumen e. V.“ in einer alten Schlosserei in der Hügelstraße 77 seinen neuen Lebensraum gefunden. Zur Neueröffnung sprachen wir mit Benjamin, Dennis, Jonas, Jurek, Larissa und Tobias vom Blumen-Kollektiv.

Durch das Tor geht es in den Hof mit dem Blick auf ein Gerüst aus Stahl mit industriellem Charme. Sein früherer Zweck lässt sich gerade so noch erahnen. Geradeaus daran vorbei führt der Weg in die Halle. Aus der früheren Werkstatt wird der neue Veranstaltungsraum. Jurek vom Blumen erzählt: „Wir haben da die praktisch leere Werkstatt vorgefunden, also ohne Maschinen. Drin waren ein paar Überbleibsel, ein paar Ambosse und ein Kamin, der da rumstand, und ein altersschwacher Lastenkran.“ Seither haben bereits einige Umbauten stattgefunden – alle in Eigenarbeit. Zum alten Beton gesellt sich nun viel frisches Holz. Eine Theke gibt es schon, modulare Möbel und ein paar der Wandelemente sind so geplant, dass das Raumkonzept variabel ist und die Halle verschieden bespielt werden kann. Viel fehlt nicht mehr, bis es losgehen kann. Nur noch, „dass ‘ne Tür reinkommt, durch die die Leute rauskommen, und Klos“ – und diverser Papierkram. Mit Programm soll es spätestens am 15.07. losgehen.

„Unser Konzept als Kulturverein ist natürlich erstens Mal, ein breites Kulturangebot zu liefern. Das heißt Konzerte, Ausstellungen, Theater, Tanzveranstaltungen, Lesungen, Symposien, alles was dazu gehört. Das haben wir bisher immer gemacht und das wollen wir auch weiterführen“, erklärt Jonas. Aus Rücksicht auf die Nachbarn wird die Halle allerdings kein Ort für lange Partys. „Da passen wir natürlich auch unser Programm an und gucken, was funktioniert.“

Plattform für externe Künstler

Für das vielfältige Programm wünschen sich die 16 aktiven Vereins-Mitglieder – neben ihren eigenen Veranstaltungen – auch eine Basis für Künstler zu schaffen, die von extern auf sie zukommen. Jonas ergänzt: „Das war schon immer unser Ziel, auch für Leute eine Plattform anzubieten, die jetzt kein Publikum haben und keinen Ort, wo sie das machen können.“ Tobias erzählt, die „geilsten Momente“ seien die, in denen man merke, dass die Gäste total verschieden seien und immer wieder auch neue Leute das Blumen entdecken. Vielfalt ist immer wieder ein Thema in unserem Gespräch. Beim Umbau ebenso wie beim Programm. „Der eine kann eben das Planen irgendwie gut, der andere kann das Bauen gut, der andere dann wiederum drucken oder ist musikaffin. Es ist schon wichtig, dass wir so viele Leute aus verschiedenen Backgrounds sind“, meint Jurek.

Aus der Darmstädter Kulturlandschaft sind die Blumen-Macher nicht mehr wegzudenken, ihre Meinung ist auch auf lokalpolitischer Ebene gefragt. Jonas beispielsweise wünscht sich mehr Aktionen und Kooperation zwischen den kulturell Aktiven. Larissa fordert besseren Informationsaustausch zwischen einzelnen Gruppen und Kreisen: „Vieles spricht sich nicht so richtig rum oder immer nur in den gleichen Gruppen und nur da zirkuliert das dann.“ Und Jonas kritisiert: „Ich glaube, wenn es mehr Orte gäbe wie unseren, dann wäre die Reichweite automatisch höher. Und das hängt, denke ich, auch schon davon ab, was die Stadt ermöglicht.“ Gerade beim Thema „Leerstand finden“ sehen die Blumen-Macher noch mehr Unterstützungs-Potenzial seitens der Stadt für Kulturschaffende.

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Foto: Jan Ehlers

„Öffnungszeiten“ auf der Terrasse

Dann geht es aus der Halle wieder raus über den Hof. Von hier führt rechter Hand eine Treppe hoch auf die Terrasse. Die ist bereits jetzt regelmäßig geöffnet. Jeden Dienstag und Sonntag werden hier selbstgemachte Kuchen oder Suppen, Kaffee und kühle Getränke serviert. Jonas erwähnt: „Wir versuchen Ideale, die wir selber vertreten, auch im Verein umzusetzen. Das heißt, wir versuchen regional und biologisch einzukaufen, wenn es geht.“ Dazu gibt es Musik, oft legen bei diesen „Öffnungszeiten“ verschiedene DJs auf.

Die Treppe wieder runter laufen wir vom Hinter- zum Vorderhaus. Das beherbergt das Vereinsheim des Kreativkollektivs. „Vereinsheim mit ’nem ganz großen Augenzwinkern“, zwinkert Jurek. Auch hier wirkt alles liebevoll pragmatisch – wenn mal eine Wand entfernt wurde, sieht man das daran, dass an dieser Stelle der Wände der Putz fehlt. Und die eine oder andere rauschende Party soll es im Vereinsheim auch schon gegeben haben.

Die Finanzierung von Umbau und Miete wird durch Spenden ermöglicht. Einen Großteil steuern die Gäste bei, die bereits in den vergangenen Wochen das Blumen regelmäßig besucht haben. Und die Mitglieder arbeiten nicht nur ehrenamtlich, sie tragen durch einen ordentlichen Mitgliedsbeitrag von monatlich 50 Euro mit zur Finanzierung bei: „Weil wir dann nicht dazu gezwungen sind, Veranstaltungen zu machen, nur weil sie Geld abwerfen“, erklärt Tobias.

Einziger Wermutstropfen: Wie schon dem Blumenladen droht der Schlosserei ein trauriges Schicksal: Der Abriss kommt – vermutlich schon im nächsten Jahr.

 

Von der Nieder-Ramstädter in die Hügelstraße

Der Grundstein für das Blumen wurde bereits in den 90ern gelegt: in einem ehemaligen Blumenladen in der Nieder-Ramstädter Straße. Gegründet wurde es von Architektur-Studenten und jungen Party-Enthusiasten (einige davon betrieben später auch das Stella in der Rheinstraße). 2006 wurde das Blumen von einigen Architekten als Arbeitsraum weitergeführt – so entstand 2008 auch der Kulturverein. Seitdem durchlebte der Verein zwei mal einen größeren personellen Wandel. Nach einigen Trennungen scharten die Verbliebenen der Gründungsmitglieder eine zweite Besetzung um sich, die das Blumen bis zur Schließung der alten Location 2013 betrieb. Nach der Schließung trennten sich erneut einige Mitglieder vom Verein – darunter alle Gründungsmitglieder. Um den verbliebenen Kern herum bildete sich im Anschluss die heutige dritte Generation des „das blumen e. V.“, zu deren Schaffenswerk die Bunkerprojekte 2014 unter dem Karolinenplatz und seit März 2016 schließlich auch der Umbau der neuen Location in der Hügelstraße 77 gehören.

Blumen-Programm

Dienstags und sonntags ist das Blumen geöffnet. Aktuelle Informationen gibt es in dieser Facebook-Gruppe.

Vom 15. bis 17.07. wird ein Teil der Diplomarbeiten Kommunikationsdesign der Hochschule Darmstadt ausgestellt.

Mitmachen und Infos

Wenn Ihr Euer Kultur-Projekt im Blumen unterbekommen möchtet, meldet Euch per Mail bei: info@dasblumen.de.

Weitere Infos, Bilder und Videos unter: www.dasblumen.de und www.facebook.com/dasblumen