Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Pünktlich zum guten Wetter ist der neue Außenbereich des Nordbads fertig geworden und offiziell eröffnet. Das Bad wurde als Kombi aus städtischem Nordbad und Trainingsbad des DSW 1912 (Darmstädter Schwimm- und Wassersport-Club) entworfen. Was es zu bieten hat und wie Ihr hier einen heißen Sommertag verbringen könnt – darum geht’s jetzt.

Mittwoch, der letzte Tag im Mai – es ist sonnig, warm und ich kann endlich meinen Durst nach Sommer stillen. Ich lasse mich langsam vom Beckenrand ins Wasser gleiten, das angenehm warm ist und trotzdem ein bisschen erfrischt. Mit dem alten Nordbad, in dem mir mein Papa das Schwimmen beigebracht hat, hat das hier nicht mehr so viel zu tun. Das alte Bad hatte seine ganz eigene, etwas schäbige Romantik und diese neue Version wirkt großzügig, freundlich und sauber.

Nach vierjähriger Bauzeit ist das neue Nordbad mit seinen imposanten 3.500 Quadratmetern Schwimmfläche seit Mitte Mai offiziell eröffnet. An diesem Mittwochmittag ziehen einige Schwimmende gemächlich ihre Bahnen, während andere Gäste auf hübsch hergerichteten Holzpodesten in der Sonne brutzeln. Vereinzelte Sonnenschirme bieten nur sehr partiell Schutz, ein Sonnensegel wie über dem Becken für die jüngsten Besucher:innen fehlt hier – und auch auf der kleinen Liegewiese mit den noch jungen Bäumchen nebenan.

Die Freibadlandschaft besteht aus einem seriös und einem weniger seriös wirkendem Becken, in dem fröhlich-buntes Chaos regiert. Zusätzlich gibt es ein flaches Becken für Kleinkinder oder Leute wie mich, die gerne einfach im seichten Wasser liegen. Das weniger ernste Becken ist nicht so tief und hauptsächlich von Kindern besucht – aber für den Titel „Spaßbecken“ reicht es nicht, dafür fehlt eine Rutsche oder ein Strudel. Spaß haben kann man hier trotzdem, zum Beispiel wenn man versucht, Stille Post unter Wasser zu spielen. Das andere Becken ist in Bahnen unterteilt und bietet viel Platz zum Schwimmen – und für große Ambitionen. Denn hier trainiert der DSW, dessen Schwimmer:innen es teils schon zu internationalen Wettkämpfen geschafft haben.

Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Olympisches Flair

Im Jahr 1912 gegründet, haben die ersten Schwimmer:innen des Vereins in etwas algigerer Umgebung im Großen Woog trainiert. Vor etwa 50 Jahren ist der Verein in das damals neue Sportzentrum in den Bürgerpark umgezogen. Zu den größten Erfolgen der DSW-Schwimmer:innen in den mehr als 100 Jahren Vereinsgeschichte zählen die Titel Deutscher Meister und Europameister sowie die Teilnahme an Olympischen Spielen.

Die Schwimmabteilung des Wassersportvereins fokussiert sich auf leistungsorientierten Schwimmsport und bietet an fünf Tagen in der Woche verschiedene Kurse für Kinder und Erwachsene an. Darunter sind auch Kurse für ganz unerfahrene Schwimmer:innen – jeder Anfang ist schließlich klein. Der nächste Kursbeginn ist nach den Sommerferien geplant, anmelden könnt Ihr Euch dafür jetzt schon. Das Nordbad lässt sich easy mit den Straßenbahnlinien 4 und 5 erreichen, es gibt sowohl Auto- als auch Fahrrad-Parkplätze – und vom Martinsviertel aus ist man auch zu Fuß schnell da.

Foto: Nouki Ehlers, nouki.co
Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Zeitlos modern – und nachhaltig gesund

Das neue Nordbad ist ein Kombibad – der DSW-Schwimmverein und das städtische Nordbad teilen sich hier Becken und Anlage sowie die Finanzierung. Der Begriff Kombibad bezieht sich aber auf das winterliche Drinnen – mit (Schul-)Sportbecken, Ninja-Parcours, Kurs- und Babybecken – und sommerliche Draußen der neuen Anlage. Denn beide Elemente des neuen Schwimmbads teilen sich einen Eingang. Architekt Christopher Höfler (Sacker Architekten, Freiburg) bezeichnet dies als „Geste der Gemeinschaft“, der Kombi-Eingang biete zudem eine einfache Orientierung. Bemerkenswert: Der zeitlos moderne Baukörper mit den Materialien Holz, Glas und Metall fügt sich harmonisch in den Landschaftsraum Bürgerpark ein. Das neue Nordbad ist ein 47 Millionen Euro teures Schmuckstück, das sich die Stadt Darmstadt geleistet hat (nur eine Million Euro kam in Form von Förderbeiträgen seitens des Landes Hessen). Und gleichzeitig eine nachhaltige Investition in die Gesundheit der Heiner:innen.

Während ich draußen im großen Becken ein paar Bahnen schwimme, flattern über mir Fähnchen mit dem Aufdruck eines DSW-Sponsors wild im Wind. Ich kann mir gut vorstellen, wie sie bei den Wettkämpfen, die hier an manchen Wochenenden stattfinden, bei voll besetzter Betontribüne für eine stimmungsvolle Atmosphäre sorgen. Weil sich meine Motivation, eine Schwimmkarriere zu starten, in Grenzen hält, beende ich nach einigen Bahnen mein Training und laufe zur angrenzenden Liegewiese. Hier spenden große Bäume Schatten und es gibt sogar ein Beachvolleyballfeld. Der neue Kiosk – ebenfalls im schönen Holzlamellendesign – komplettiert die Schwimmbaderfahrung: Mit schwimmen, Pommes (oder Eis) essen und sonnen kann ich hier Stunden verbringen.

Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Wunderbare Badetage

Ob ein Schwimmbad gelungen ist, entscheidet schließlich die Frage, ob ich hierher zum Schwimmen wiederkommen möchte. Für mich lautet die Antwort: definitiv ja. Ich will wiederkommen, um mich beim Schwimmen von ambitionierten Olympiaschwimmer:innen motivieren zu lassen, im seichten Wasser des Babybeckens zu meditieren oder mich einfach auf dem warmen Steinboden zu sonnen. Für Badespaß und Planschen ziehe ich immer noch den Woog vor – aber wer sich von Algen und Sand abschrecken lässt, kann auch im Nordbad wunderbare Badetage mit allem Drum und Dran verbringen. Wer gerne zum tatsächlichen Schwimmen schwimmen geht, dem empfehle ich das neue Bad am Bürgerpark ausnahmslos. Für Studierende zudem wirklich preiswert lässt es sich hier gut ein paar – und auch ein paar mehr – Bahnen ziehen. Ob man dabei nun auf Olympia zusteuert oder nicht.

 

Info, Info!

Öffnungszeiten des Freibads (bis 17. September): Mo + Sa + So: 9 bis 20 Uhr, Di + Mi + Fr: 8 bis 20 Uhr, Do: 7 bis 20 Uhr

Eintrittspreise im Sommer: Erwachsene 4,20 € (ab 18 Uhr 3 €), Kinder und Ermäßigte 2,10 € (ab 18 Uhr 1,50 €), Kinder bis 6 Jahren: Eintritt frei. Zudem gibt es eine Sommerferienkarte für Schüler:innen (für 25 Euro) sowie Bonus- und Familienkarten, Details: darmstadt.de/darmstadt-erleben/freizeit/schwimmbaeder/frei-und-naturbaeder/dsw-freibad

UPDATE: Die Stadtverordnetenversammlung hat am 20. Juli beschlossen, dass alle Unter-18-Jährigen auch während der diesjährigen hessischen Sommerferien (vom 22. Juli bis 1. September) freien Eintritt in alle Darmstädter Natur- und Freibäder haben werden. Diese Regelung gilt also auch für das Nordbad.

Kurse gibt es für Erwachsene wie für Kinder mit verschiedenen Leistungsniveaus; Anmeldung per E-Mail an Axana Dargatz: schwimmschule@dsw-1912.de

dsw-1912.de

sacker.de/projekt/nordbad-darmstadt