Krieg in Amerika und Leichen in der Provinz

Unsere Kino- und Film-Tipps im April

 

Foto: Georg Lewark („I Was Never Really Here“)

 

Traue nicht Deinen Nachbarn

Als die Bevölkerung im Küstenort Littlehampton in den Zwanzigern obszöne Briefe erhält, fällt der Verdacht sofort auf die impulsive, alleinerziehende Rose Gooding. Ihre Verhaftung könnte es nach sich ziehen, dass sie das Sorgerecht für ihre kleine Tochter verliert. Eine indische Polizistin hält sie für unschuldig. Auf einen realen Fall basierend klagt Thea Sharrocks Tragikomödie Bigotterie und Doppelmoral an. Die überragenden Olivia Coleman und Jessie Buckley überspielen locker kleine Schwächen der Inszenierung.

Wicked Little Letters

ab Do, 28.3.

Programmkino Rex

 

Entfesselte Monsteraction

„King Kong vs. Godzilla“ sollte eigentlich den Schlusspunkt des Warner-Monsterverse setzen. Doch angesichts des weltweiten Erfolgs trotz Pandemie dürfen Indie-Genrespezialist Adam Wingart und sein steter Autor Simon Barrett erneut die CGI-Viecher zu Wasser, Land und im Erdinneren aufeinanderhetzen. Wenn nun in der fünften Kinoauflage King Kong mit Stahlkralle und Babykong samt der Riesenechse im pinken Barbie-Design gegen neue Feinde antritt, fragt angesichts perfekter Zerstörungsorgien niemand nach einem raffinierten Plot.

Godzilla x Kong: The New Empire

ab Do, 4.4.

Kinopolis + Helia (OV)

 

Tristesse in der Provinz

Unglücklich in Ehe und Beruf drängt Polizistin Andrea (Birgit Minichmayr) vor ihrem Umzug in die Stadt als Kriminalinspektorin auf Scheidung. Als sie nach einer Geburtstagsfeier ihren betrunkenen Noch-Ehemann anfährt und Fahrerflucht begeht, bekennt sich der ehemalige Alkoholiker Franz (Josef Hader) versehentlich zur Tat. In seiner zweiten Regiearbeit verknüpft Kabarettist Hader ein bitteres Provinzporträt aus lakonischen Dialogen mit einem nachwirkenden Schuld- und Sühne-Drama. Der Film funktioniert ebenso dank der trefflichen Besetzung.

Andrea lässt sich scheiden

ab Do, 4.4.

Programmkino Rex

 

Traue nicht dem Glück

Um den anhaltenden Missbrauchsvorwürfen zu entgehen und seinen 50. Film überhaupt finanzieren zu können, drehte Woody Allen erstmals in französischer Sprache. Den titelgebenden Begriff Glücksfall könnte man auch auf die Qualität des Werks beziehen. Als Fanny (Lou de Laâge) eine Affäre mit ihrem Schulfreund Alain (Niels Schneider) beginnt, ahnt sie noch nicht, dass sie den Zorn ihres betrogenen Gatten (Melvil Poupaud) auf sich zieht. Von der milden Gesellschaftskomödie des Beginns wandelt sich die Geschichte zunehmend zur bitteren Crime Story über Zufall und Schicksal in leuchtenden Bildern.

Ein Glücksfall

ab Do, 11.4.

Programmkino Rex

 

Mit Galgenhumor gegen Bürokratie

In Weiterstadt gehört Ali Asgari mit seinen Kurzfilmen schon zu den Stammgästen des Filmfests. Deshalb war er daran interessiert, dass sein dritter Spielfilm – nach der Rhein-Main-Premiere auf dem Exground Festival – im Kommunalen Kino gezeigt wird. Mit Alireza Khatami als Co-Regisseur schildert er in neun statischen, sarkastischen Szenen die Schikanen und herabwürdigenden Methoden, mit denen Bürokraten, Lehrer, Entscheidungs- und Arbeitgeber den iranischen Bürgerinnen und Bürgern das Leben zur Hölle machen.

Irdische Verse

ab Fr, 12.4.

Kommunales Kino Weiterstadt

 

God bless America

Science-Fiction-Spezialist Alex Garland („Ex Machina“) meldet sich mit einem Kriegsdrama zurück, das die Endzeitstimmung seines „28 Days Later“-Skripts mit einem scharfen politischen Kommentar verbindet. In einem vom Bürgerkrieg gespaltenen Amerika setzt sich der US-Präsident in dritter Amtszeit gegen texanische und kalifornische Streitkräfte mit Luftangriffen zur Wehr. Der dystopische Thriller aus der Sicht von Kriegsberichterstattern erweist sich von der Realität nicht allzu weit entfernt.

Civil War

ab Do, 18.4.

Kinopolis + Helia (OV)

 

Gefahren aus Weltraum und Meer

Mit einem umfang- wie abwechslungsreichen Programm startet der Studentische Filmkreis in das Sommersemester: Neben Arthouse-Hits gibt es zahlreiche Überraschungen zu entdecken wie die eher unbekannte deutsche Lovecraft-Adaption „Die Farbe“ (im Audimax am Di, 16.4., 20 Uhr) oder den Deutschen Kurzfilmpreis on Tour mit sieben Werken (im Rex am Mi, 17.4, 20.30 Uhr). Reichlich untergegangen ist der leider nicht in 3D verfügbare, wunderbare chinesische Fantasy-Trickfilm „Deep Sea“ (Audimax, 25.4., 20 Uhr, DF).

Sommerprogramm Studentischer Filmkreis

ab Di, 2.4.

Programmkino Rex + Audimax (DF/OmU)

 

 

Flucht gestern und heute

Auch in diesem Jahr ist das „goEast“-Festival in Kooperation mit dem Deutschen Polen-Institut zu Gast im Rex Kino. „Kos“ (am 25.4.) erzählt die Geschichte des rebellischen polnischen Nationalhelden, der 1794 von einem skrupellosen russischen Hauptmann verfolgt wird, als Action-Spektakel. In „In the Rearview“ (am 26.4.) schildert Regisseur Maciek Hamela die Flucht einer Gruppe von Zivilisten in einem Minibus vor russischen Angriffen in der Ukraine. Bei beiden Terminen sind die Regisseure anwesend.

„goEast“ zu Gast in Darmstadt

Do, 25.4. + Fr, 26.4., 20 Uhr

Programmkino Rex

 

Film-Festivals-Time!

Independent Days, Karlsruhe: Schauburg, 10.4. bis 14.4.

Lichter Filmfest, Frankfurt: mehrere Kinos, 16.4. bis 21.4.

India Filmfest, Weiterstadt: Kommunales Kino, 18.4. bis 24.4.

„goEast“, Festival des mittel- und osteuropäischen Films, Wiesbaden: Caligari Filmbühne/Murnau Filmtheater und weitere, 24.4. bis 30.4.

Fantasy Filmfest Nights, Frankfurt: Harmonie, 25.4. bis 28.4.