Singende Hexen, fliehende Rentner und Reporter unter Druck

Unsere Film- und Kino-Tipps im Dezember + Januar

Foto: Jeremy Yap on Unsplash

Frauenpower in Polynesien

Mit Blick auf die Startliste der Disney-Studios ist mit „Zoomania 2“, „Eiskönigin 3“, „Ice Age 6“ (von Fox) oder der CGI-Fortsetzung „Mufasa – König der Löwen“ (ab 19.12.) wenig Originelles zu erwarten. Doch wenn sich Vaiana, die neue Stammesanführerin der Insel Motonui, mit dem verspielten Halbgott Maui und tierischen Gefährten auf eine riskante Odyssee begibt, um einen alten Fluch zu brechen, darf man wieder schräge Gags, reichlich Fantasy-Action und eine perfekte Animationswelt erwarten. Disney gehört ja ohnehin traditionell zum Weihnachtsprogramm.

„Vaiana 2“

ab Do, 28.11.

Kinopolis + Citydome (OV)

Rentner-„Thelma & Louise“ auf Achse

Die krebskranke Theaterdiva Helene (Christine Ostermayer) wünscht sich einen betreuten Tod und plant einen Trip in eine Schweizer Klinik. Da ihr Neffe jede Hilfe verweigert, engagiert die reservierte Dame ihre Nachbarin Toni (Margarethe Tiesel) aus der Seniorenresidenz als Chauffeurin. Doch eigentlich besitzt die redselige Frührentnerin ebenso keinen Führerschein mehr. Nicht immer glaubwürdig, doch amüsant, bissig und bestens gespielt erweist sich Sabine Hieblers und Gerhard Ertls liebenswertes Road Movie als Reflexion zu Alter, Würde und Tod.

„Toni und Helene“

ab Do, 5.12.

Programmkino Rex

Zurück zu den Wurzeln

In ihrem autobiografischen Roman „Nachtlichter“ blickt die schottische Journalistin Amy Liptrot auf ihr Leben als Alkoholikerin zurück. In der Verfilmung über die Rückkehr von Rona (Saoirse Ronan) auf die Orkney-Inseln zu ihren getrennt lebenden Eltern knüpft Nora Fingscheidt teils an ihrem Hit „Systemsprenger“ an: Auch die Protagonistin neigt oft zu Gewalt- und wechselnden Gefühlsausbrüchen. Einfallsreich bricht Fingscheidt die Chronologie auf und setzt auf Hell-/Dunkel-Kontraste neben imposanten Landschaftsbildern.

„The Outrun“

ab Do, 5.12.

Programmkino Rex

Zurück zum zauberhaften Land

Das Erfolgsmusical „Wicked“ erzählt die Vorgeschichte zum Klassiker „Das zauberhafte Land“ über die (vorgebliche) Rivalität der Zauberinnen Elphaba (Cynthia Erivo) und Galinda (Ariane Grande). Die Freundinnen wandelten sich zur bösen Hexe des Westens und guten Hexe des Nordens. Mit Jeff Goldblum als Zauberer von Oz und reichlich „Harry Potter“-Feeling im Gepäck bewies „Step Up“-Regisseur Jon M. Chu schon mehrfach sein Händchen für Musical-Magie. Man fragt sich allerdings, ob es zwei Teile in Überlänge gebraucht hätte.

„Wicked 1“

ab Do, 12.12.

Kinopolis + Helia Kino (OV)

Paranoia im Land und Familienalltag

Nachdem der streng gläubige Jurist Iman (Missagh Zareh) zum hohen Richter der Revolutionsgarden befördert wurde, achtet er noch stärker darauf, dass sich seine Töchter Rezvan und Sana aus der Iraner Protestbewegung heraushalten. Durch eine Freundin werden die beiden Mädchen jedoch stärker in die Teheraner Konflikte hineingezogen. Mohammad Rasulofs meisterlicher Kommentar zu Gewissenkonflikt, Überwachung und Unterdrückung mit Generationsdifferenzen wandelt sich allmählich zum packenden Paranoia-Thriller. Ein Arthouse-Highlight.

„Die Saat des heiligen Feigenbaums“

ab Do, 26.12.

Programmkino Rex

Lass den Affen raus!

Nicht nur auf den Theaterbühnen erweist sich die Weihnachtszeit als Musicalzeit. „The Greatest Showman“-Regisseur Michael Gracey nahm sich der Biografie von Superstar Robbie Williams an. Schon als Kind träumte dieser vom Ruhm. Doch als Mitglied der Boygroup Take That darf Robbie keine eigenen Songs schreiben und performen. Bald wendet sich der junge Künstler frustriert Drogen, Alkohol und zahllosen Affären zu. Graceys originell-satirischer Ansatz besteht darin, den Star als motion-capture-generierten Schimpansen darzustellen.

„Better Man – Die Robbie Williams Story“

ab Do, 2.1.2025

Kinopolis + Programmkino Rex (OV/OmU); Special: am Di, 31.12. um 20 Uhr: Preview im Helia Kino

 

Jagd nach dem Scoop

Nach zwei Endzeit-Thrillern wendet sich der Schweizer Tim Fehlbaum einem historischen Drama über die Macht der Bilder zu. Die Geiselnahme von Mitgliedern des israelischen Teams durch die Terrororganisation „Schwarzer September“ bei den Olympischen Spielen 1972 in München schildert er aus der Perspektive eines US-Sportjournalistenteams. Bei der deutschen Fassung des fesselnden Kammerspiels um Kompetenzgerangel, Moral und Medienverantwortung muss notgedrungen die Zweisprachigkeit des Originals entfallen.

„September 5 – The Day Terror Went Live“

ab Do, 9.1.2025

Programmkino Rex

 

Biopic übers „Do something!“

Nachdem der Dokumentarfilm „Real Life“ über Leben und Sterben des Youtube-Bastlers Philipp Mickenbecker vor eineinhalb Jahren durch die Kinos tourte, wurde die Erfolgsgeschichte der experimentierfreudigen Zwillinge nun ebenso als Spielfilm adaptiert. Als „Real Life Guys“ sorgten die „Do it yourself“-Videos der Bickenbacher Brüder Johannes und Philipp nebst Schwester Elli für stetes Aufsehen. In dem flotten, in stimmigen Bildern entwickelten Biopic, teils im Darmstädter Raum gedreht, folgen Maria-Anna Westholzer und Stefan Westerwelle den Aktivtäten des Trios unter Einbeziehung von Originalmaterial. Die christliche Prägung ihres Elternhauses gehört als Teil der Biografie unbedingt zur Handlung, welche tragikomischen Konventionen zwischen Freude und Schmerz folgt. Zur Darmstädter Premiere hat sich neben Darstellern und Team auch Johannes Mickenbecker angekündigt.

„Leben ist jetzt – Die Real Life Guys“

ab Do, 16.1.2025 (Premiere: Do, 9.1., 20 Uhr, Kinopolis 7)

Kinopolis

 

Eastwoods Kinoabschied?

Zum Glück beendet Kinolegende Clint Eastwood seine Karriere nicht mit dem fußlahmen Neo-Western „Cry Macho“. In seiner neuen, letzten (?) Regiearbeit stellt er moralische Fragen nach Recht und Gewissensentscheidung. Als Geschworener eines Mordprozesses über den Tod einer jungen Frau deutet sich an, dass Justin Kemp (Nicholas Hoult) mehr über den Fall weiß, als er zugeben kann und will. Mit Stars wie Toni Collette, Kiefer Sutherland und J. K. Simmons knüpft Eastwood in dem dramatischen Justizthriller an vertraute Qualitäten an.

„Juror #2“

ab Do, 16.1.2025

Programmkino Rex

 

Film-Festival-Termine

Kurzfilmtag: Sa, 21.12., 20.21 Uhr, Programmkino Rex (+ Sa, 21.12., 18 Uhr in der Oetinger Villa + am Fr, 20.12., 19.30 Uhr im Agora + am Do, 19.12., 17 Uhr auf dem Viktoriaplatz + am Mi, 18.12., 21 Uhr in der Kulturkneipe Sumpf + am Mo, 16.12., 20 Uhr im Foyer des Staatstheaters), Darmstadt

Fantasy Filmfest White Nights: 25. + 26.1.2025, Harmonie, Frankfurt