Kino-Liebe, Endzeit-Sex und Kolonialverbrechen

Unsere Kino-Tipps im März

Abbildung: Simon Rauh („A Dancing Nomad“)

Drama um eine Dirigentin

Die begnadete Dirigentin Lydia Tár (Cate Blanchett) erlebt bei den Proben für eine Sinfonie Beziehungsprobleme mit ihrer Konzertmeisterin (Nina Hoss) und verliert durch die Folgen von Entscheidungen, Vorwürfen und Obsessionen die Kontrolle über ihr Leben. Nach 16 Jahren Pause ist Regisseur Todd Field („Little Children“) zurück mit einem provokativen Drama über eine Frau im klassischen Musikbetrieb. Cellistin Sophie Kauer gibt ihr Schauspiel-Debüt, die Musik stammt von Hildur Guðnadóttir. „Tár“ ist für sechs Oscars nominiert.

„Tár“

ab Do, 02.03.

Programmkino Rex

 

Indische Filme mit Regisseur-Besuch

Mit der Deutsch-Indischen Gesellschaft Darmstadt-Frankfurt werden in Weiterstadt acht Beiträge (inklusive zwei Kinderfilme und zwei Dokus) gezeigt. Im Spielfilm „Mehrunisa“ kämpft eine 80-jährige Schauspielerin gegen das Patriarchat in der Gesellschaft und der Filmbranche. Bei Festivals in New York, Vancouver, Pristina, Stuttgart und Boston wurde die Großmutter-Enkelin-Story unter anderem als bester Film ausgezeichnet. Regisseur Sandeep Kumar hat in Darmstadt studiert und kommt zur Vorstellung plus anschließendem Gespräch.

India-Filmwoche

Fr, 03.03., bis Di, 07.03.

Kommunales Kino Weiterstadt (Bürgerzentrum)

 

Spielbergs Kino-Kinderstube

Steven Spielberg schuf ein sehr persönliches Semi-Biopic über seine Kindheit und Jugend in den 50ern und 60ern sowie seine Liebe zum Filmemachen: Die Leidenschaft von Sam (überzeugend: Gabriel LaBelle) wird von der kunstbegeisterten Mutter (großartig: Michelle Williams) gefördert, aber vom Vater (Paul Dano), einem Ingenieur, nur als Hobby betrachtet. Eine Krise in der sechsköpfigen jüdischen Familie verlangt Sam alles ab. Der Film ist für sieben Oscars nominiert. Jetzt schon legendär: David Lynchs Gastrolle als John Ford.

„Die Fabelmans“

ab Do, 09.03.

Programmkino Rex

 

Deutsches Kolonialverbrechen

Der Spielfilm von Lars Kraume („Der Staat gegen Fritz Bauer“) ist der erste, der den Genozid an den Herero und Nama zwischen 1904 und 1908 in der Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“ thematisiert. Ein junger Berliner Ethnologe (Leonard Scheicher) freundet sich mit einer schwarzen Dolmetscherin (Girley Charlene Jazama) an und wird zum Zeugen des Völkermords. Er verurteilt zwar das Geschehen und widerspricht auch der gängigen Rassentheorie, schickt aber seinem Berliner Professor (Peter Simonischek) dennoch Schädel und Skelette von toten Herero für die Forschung.

„Der vermessene Mensch“

ab Do, 23.03.

Programmkino Rex

 

Endzeit-Sex auf dem OP-Tisch

Der 80 Jahre alte kanadische Kultregisseur David Cronenberg („Videodrome“, „eXistenZ“) ist zu dem von ihm geprägten Bodyhorror-Genre zurückgekehrt. In einer schmutzig-öden Endzeit-Welt spüren die Menschen keine Schmerzen mehr, und daher sind Operationen der neue Sex. Einem Performance-Künstler (Viggo Mortensen) wachsen immer wieder neue innere Organe, die ihm seine Partnerin (Léa Seydoux) vor Publikum herausschneidet. Die Live-Obduktion eines mutierten Kindes, das Plastik essen konnte, offenbart eine neue Evolutionsstufe.

„Crimes of the Future“

Do, 23.03., 20 Uhr (englische Originalversion)

Studentischer Filmkreis, TU-Audimax (Campus Stadtmitte)

 

Das Leben einer Tänzerin

Die in Kuba geborene Tänzerin und Choreografin Maura Morales tourt mit ihrem Tanz- und Musikkollektiv durch die ganze Welt. Simon Rauh hat sie jahrelang begleitet und ihr ein Dokumentarfilm-Porträt gewidmet – inklusive Knieverletzungs-Problemen und einem Besuch in ihrer Heimat. Morales und ihr Mann Michio Woigardt (Komponist und Musiker) waren auch Ensemblemitglieder im Darmstädter Staatstheater und kommen immer wieder mal zu Gastspielen an den Woog. Regisseur Simon Rauh wird bei der Vorführung anwesend sein und Fragen beantworten.

„A Dancing Nomad“

Mo, 27.03., 20 Uhr

„Cinemafoyer“ im Foyer des Großen Hauses im Staatstheater Darmstadt

 

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