Foto: Jan Ehlers

Rund um Darmstadt lässt sich an etlichen Quellen frisches Trinkwasser zapfen. Das P hat die vier beliebtesten für Euch getestet.

Dass wir bei uns zuhause in der Küche oder im Bad nur den Hahn aufdrehen müssen und es kommt frisches Wasser heraus, ist für uns selbstverständlich. Dabei ist die Darmstädter Wasserversorgung auch schon 137 Jahre alt. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts versorgten die Stadt 73 öffentliche Brunnen und Pumpen mit Wasser. Außerdem gab es rund „um Darmstadt und Bessungen etwa 25 gefasste Quellen, die zunächst mittels sehr störanfälliger Holzröhren, später mit Ton- oder Bleirohren Wasser zu Brunnen oder privaten Schöpfstellen transportierten“, wie der Festschrift zum Jubiläum „150 Jahre Gas- und 125 Jahre Wasserversorgung der HSE“ (von 2005) zu entnehmen ist.

Mit der Industrialisierung und dem Bevölkerungswachstum des 19. Jahrhunderts wurde das Wasser in Darmstadt jedoch nicht nur knapp, sondern es war auch mehr und mehr mit Chemikalien wie Salpetersäure und Chlor sowie Kot und Urin belastet. Der Darmstädter Bürgermeister Albrecht Ohly erklärte 1877 vor der Stadtverordnetenversammlung: „Ich selbst beobachte im Sommer wochenlang, daß in der Grafenstraße der eine Brunnen im Haus der Stadtkasse fast den ganzen Bedarf dieser und der angrenzenden Theile der nächsten Straßen befriedigen muß, daß sich die Dienstboten vom Morgen bis Abend um die Pumpe drängen und daß oft schon im Laufe des Nachmittags nur eine trübe Jauche herausgepumpt wird … In jedem Sommer kann man beobachten, wie zu verschiedenen Tageszeiten die Dragoner mit ihren Eimern bis in entfernte Straßen laufen und sich das nothdürftigste Wasser zusammen betteln … und wenn einmal unsere Stadt von einer großen Feuersbrunst heimgesucht werden sollte, dann können wir ganze Straßen niederbrennen sehen, weil wir kein Wasser zum Löschen haben.“

Ohly hatte im Parlament gegen die „Traditionalisten“ zu kämpfen, die ähnlich wie heute die Gegner Erneuerbarer Energien vor viel zu hohen Kosten warnten, an der Technik zweifelten oder vor dem Arbeitsplatzverlust von Wasserverkäufern und Pumpenmachern warnten. Auch das Geschäft der Kotsammler, die die Exkremente aus den Rinnsteinen der Stadt sammelten und als Dünger an die Bauern verkauften, würde die 1,5 Millionen Mark Investition in Wassernetz und Kanalisation beenden. Allen Unkenrufern zum Trotz: Am 1. Dezember 1880 pumpte das Wasserwerk im Eichwäldchen zwischen Griesheim und Eschollbrücken zum ersten Mal Wasser aus 60 Metern Tiefe in das – noch heute bestehende – Hochreservoir auf der Mathildenhöhe. Der Beginn der Darmstädter Trinkwasserversorgung.

Dennoch holen heutzutage wieder viele Darmstädter ihr Trinkwasser aus den alten Quellen rund um die Stadt. Neben einem gestiegenen Naturbewusstsein mag das auch daran liegen, dass das Quellwasser einfach besser schmeckt. Es ist viel weicher und nicht so kalkhaltig wie das Leitungswasser, und wird daher besonders von Tee- und Kaffeeliebhabern geschätzt. Auch nutzen die Quellen viele Einwanderer aus südlicheren Ländern, wo das Leitungswasser meist mit Chlor versetzt ist. So treffen wir am Melita-Brunnen in Eberstadt einen syrischen Geflüchteten, der sich sein Wasser dort mit dem Fahrrad holt. Und an der Vogelsquelle in Waschenbach steht der Hinweis, man möge bitte keinen Müll am Parkplatz hinterlassen, nicht nur in deutscher, sondern auch in türkischer Sprache.

Hier nun die Test-Ergebnisse der vier Quellen, die rund um Darmstadt liegen und über Google Maps leicht zu finden sind:

 

Foto: Jan Ehlers

Darmbachquelle

Erreichbarkeit: Vom Vivarium aus etwa 30 Minuten zu Fuß, an der Fischerhütte vorbei, zum Oberjägermeisterteich.

Geschmack: Deutlich besser als das Woogswasser. Der Favorit für Lokalpatrioten!

Besonderheit: Die vielleicht schönste Quelle rund um Darmstadt.

 

Foto: Jan Ehlers

Melita-Brunnen

Erreichbarkeit: Etwa 15 Minuten zu Fuß vom Eberstädter Steckenbornweg oder 30 Minuten zu Fuß von Trautheim aus.

Geschmack: Unser Testsieger!

Besonderheit: Hochzeitsgeschenk für die erste Frau von Großherzog Ernst Ludwig. Nach der Scheidung wurde Melitas Name aus dem Stadtbild getilgt, nur der Brunnen wurde dabei anscheinend vergessen.

 

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Quelle am Steigertsweg

Erreichbarkeit: Fließt im Steigertsweg in Eberstadt auf Höhe des Wingerts kurz vor der Weggabelung aus einem unscheinbaren Rohr im Straßengraben. Die Quelle kann, entgegen unserer Behauptung in der Print-Version des Artikels, nicht mit dem Auto angefahren werden, da sie in einem Naturschutzgebiet liegt.

Geschmack: Besser als das Mühltalbad.

Besonderheit: Speist das Mühltalbad.

 

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Vogelsquelle

Erreichbarkeit: In Waschenbach auf die Ortsstraße, dann „In der Geberstadt“, 50 Meter vom Parkplatz.

Geschmack: Ein Hauch von Odenwald.

Besonderheit: Gilt unter den Einheimischen trotz gegenteiliger Laborergebnisse als Heilquelle.