Foto: HEAG Mobilo
Foto: HEAG Mobilo

Straßenbahnen sind fester Bestandteil des Darmstädter Stadtbildes, da reicht ein Blick auf den Luisenplatz. Ein Exemplar fällt visuell wie thematisch aus dem Rahmen der sonst recht uniformen Bahnen: der Datterich-Express, der seit dem Frühjahr frisch renoviert durch unsere Stadt gondelt und eine Brücke zwischen funktionell und hübsch schlägt.

Der Datterich-Express ist keine normale Straßenbahn – zumindest nicht mehr: Zwischen den 1950er bis 1980er Jahren hieß der Express noch Tram und beförderte im täglichen Straßenbetrieb Leute von A (rheilgen) nach B (öllenfalltor). Etwas in die Jahre gekommen wurde die Bahn schließlich – im wahrsten Sinne – aus dem Verkehr gezogen. Zum Glück beherzigte der Betreiber, die Heag mobilo, das Credo „zu alt zum Benutzen, aber zu schade zum Wegwerfen“ und restaurierte und modernisierte die ehemalige Tram in gut 17 Monaten.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Karosserie ist noch die alte, Technik und Innenleben bekamen aber eine Rundum-Erneuerung. Auch ein thematisches Konzept gab es: „Wir wollten einfach eine schöne Verbindung mit der Stadt herstellen und für Gesprächsstoff sorgen. Auch während der Fahrt“, erklärt Heag-Pressesprecherin Silke Rautenberg. Was echte Heiner natürlich wissen: Benannt ist der Express nach der Titelfigur der Lokalposse von Ernst Elias Niebergall aus dem Jahr 1841. Das Thema „Datterich“ prägt die Gestaltung des gesamten Zuges. Außen fast schon schlicht, zieren Schattenrissfiguren den Drei-Wagen-Zug und nehmen Bezug auf die Biedermeier-Zeit, in der das Stück spielt.

Nostalgie-Trip durch Darmstadt

Erst beim Einsteigen wird die Detailverliebtheit des Inneren richtig deutlich. Die Einrichtung ist im Retro-Look gestaltet, aber um moderne Komponenten wie Neonfarben und moderne Technik ergänzt. Jeder Wagen ist grundverschieden eingerichtet. Wände und Sitzbänke des Triebwagens sind in dunklem Rot gehalten. Das Design des Lounge-Wagen mit viel Platz und Stehtischen funkelt in Blau mit goldenen Verzierungen, der Beiwagen mit gemütlichen Sitzbänken in knalligem Grün-Lila. Rautenberg erklärt, dass „der Stil der alten Einrichtung ganz bewusst beibehalten und mit modernen Elementen kombiniert wurde. Jeder Wagen ist anders gestaltet, damit der Express attraktiv für alle Altersgruppen ist und man Lust hat, auch während der Fahrt zwischen den Wagen zu wechseln.“

Zitate aus dem Datterich und liebevoll gestaltete Begrüßungsflyer auf Deutsch, Englisch und – natürlich – Hessisch finden sich in allen Abteilen. Wer noch nie was vom Datterich gehört hat, kann die Wissenslücke auch während der Fahrt schließen. Diverse Lese-Exemplare der Lokalposse laden dazu ein. Insgesamt bietet der Datterich-Express 52 Sitzplätze. Er wird in der Regel als Ganzes für beliebige Anlässe gebucht. Verschiedene Routen werden dabei vorgeschlagen. Wer es aber gerne individuell möchte, kann selbst entscheiden, wo es lang geht. Die Cateringfirma „Meister Schmackes“ liefert bei Bedarf die kulinarische Rundumbetreuung. Unterschiedliche Beleuchtungsmöglichkeiten der Wagen können an den jeweiligen Anlass angepasst werden. MP3-Player können angeschlossen, CDs aufgelegt werden – und auch Livemusiker mitfahren. Die Lautsprecheranlage kann aber auch für Stadtführungen oder andere Ansprachen genutzt werden.

„Wir freuen uns, dass die Leute die Bahn so gut annehmen. Resonanz und Feedback sind großartig“, erzählt Rautenberg. Obwohl ursprünglich nicht geplant, bietet die Heag mobilo derzeit Fahrten an, für die auch Einzeltickets verkauft werden (9,50 Euro pro Person). Man muss also nicht mehr gleich die gesamte Bahn reservieren. Die „Zwiwwel“-Touren mit Federweisem und Zwiebelkuchen waren ein großer Erfolg – und Gleiches ist bei den Glühwein-Touren im Dezember zu erwarten.

Der Datterich-Express bereichert – zumindest optisch – das Bild unserer Stadt und bietet die Möglichkeit einer Nostalgie-Stadttour auf gemütliche Art, die im alltäglichen Hin und Her zwischen den Linien 3, 5, 7 und dergleichen eher auf der Strecke bleibt.

 

Rent a Datterich Express

Grundpreis für den Drei-Wagen-Zug für drei Stunden: 460 Euro (jede weitere Stunde: 90 Euro)

Buchung (auch von Einzeltickets) und weitere Informationen im Heag-Kundenzentrum am Luisenplatz 6 oder online unter www.heagmobilo.de

Foto: HEAG Mobilo
Foto: HEAG Mobilo