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Foto: Jan Ehlers

Jetzt, wo der Winter vorbei ist, und der Bodenfrost ihre Sohlen nicht mehr unmittelbaren Vereisungen aussetzt, beginnt sie wieder: die lange Saison der Schuhwerk-Negierer. Ohne Strumpf und Schuh durch die Straßen, Geschäfte und Büros.

Sicherlich werden manche, so die Klimaanlage ausfällt, vom Arbeitskollegen am gegenüberliegenden Tisch gebeten werden, doch vielleicht am nächsten Tag mit leichten Baumwollsocken und nahezu unfühlbaren Mokassins zur Arbeit zu erscheinen. Auch werden die Füße doch sicher unansehnlich schmutzig, da kann man unmöglich mit durch Großraumbüros streifen, um Krankenversicherungsakten zu Hygieneproblemfällen auszuwerten.

Doch geht es hier in diesen Zeilen gar nicht um diese Spezies, obwohl sie es sicher Wert wäre. Vielmehr geht es um eine spezielle Sektion: barfüßige Bühnenkünstler! Und damit sind beileibe keine Theaterdarsteller in ihren Rollen, die Barfüßigkeit erfordern, gemeint. Nein, es geht um Frontmänner und -frauen von Bands, aber auch Solokünstler, die auf der Straße und im Haus Schuhe tragen, Konzertbühnen aber prinzipiell mit nackten Füßen betreten. Deren Motto „Ja, ich persönlich fühle mich befreit, Vorbild will ich sein“ mag  ja bei so manchem Besucher wirken – ich persönlich find’s albern. Abgesehen davon liegen jede Menge stromführende Kabel auf der Bühne, so dass die Sängerin, hätte sie Turnschuhe an, nicht nur besser aussähe, sondern auch ungleich besser geschützt wäre, sollte sie auf den Wasser- und Bier-getränkten Brettern auf ein von Glassplittern zerschnittenes Stromkabel treten.

Es gibt tatsächlich auch Frontmänner, die sich so was trauen. Aber am schlimmsten treiben es unter Musikern die am Schlagzeug, welches so mancher Star barfüßig spielt. Wobei da ja durchaus Sinn dahinter stecken könnte – von wegen direkterer Kontakt und so. Außerdem hüpfen die ja nicht so schnell auf ein stromführendes Kabel. Doch eigentlich ist diese Spezies noch übler, denn frisch verfußschweißte Fußmaschinen mag nun wirklich keiner anfassen müssen. Doch jeder weiß, dass die Dinger nach dem Konzert auch wieder eingepackt werden müssen – und das macht seltenst der Drummer selbst. Bestimmt kreiseln Fußschweiß-resistente Schlagzeug-Backliner um vakante Posten bei Nacktfuß-Schlagzeugern. Perverser Haufen. Beide!