Screenshot: darmstadt.dlrg.de

Die Bilanz deutscher Athleten/-innen bei den diesjährigen World Games, der Olympiade für Sportarten, welche nicht olympisch sind, fiel so phänomenal aus, ich saß ein ums andere Mal bass erstaunt im Sessel.

Nachdem unsere Sportiven es ja kaum vermögen, realolympisch einen ordentlichen Sieben- beziehungsweise Zehnkampf hinzulegen, über irgendetwas zu springen (solange es nicht per Pferd ist), und es auch nicht mal mehr schaffen, irgendwas weiter zu schmeißen als andere, sah das bei den diesjährigen World Games komplett anders aus. Sieger/in im Medaillenspiegel! Was mich zu dem tröstlichen Schluss bringt, dass es um die deutsche Sporthilfe ja nicht so schlecht zu stehen scheint. Zudem räumten wir, obwohl unserer Küste doch sehr klein erscheint, nahezu alle Goldmedaillen in der mir zuvor unbekannten Kategorie Rettungsschwimmen ab! Küstengiganten wie Italien und Frankreich blieb fast immer nur der zweite und dritte Platz. Cool und gut zu wissen. Der DLRG lebe hoch. Ob mit Flossen, ohne Flossen, Plastik-Korpusse ziehend, Frauen und Männer im Wechsel: Die lassen keine/n ersaufen!

Im Wasser haben wir es scheinbar eh drauf: Gold beziehungsweise Silber im Kanu-Polo! Auch beim Faustball, wo erstmalig auch Frauen Medaillen ausspielten, hat Deutschland zweimal Gold geholt, Pfungstadt hey! Gold sogar im Feldbogenschießen. Was besonders erfreulich war, weil sich der Reporter doch erdreistete, den Finalgegner, einen Amerikaner, als „besten Bogenschützen aller Zeiten“ zu bezeichnen. Dabei sollte jeder, vom Fach oder nicht, wissen, dass Robin Hood der mit Abstand beste Bogenschütze aller Zeiten war – und es für immer sein wird! Feldbogenschießen war ein echtes Highlight. Ich gehe so weit, es als Gewinn zu betrachten.

Mit dem Powerlifting hingegen konnte ich so gar nichts anfangen, aber das sah ja auch wirklich scheiße ungesund aus – und als die eine Athletin auch noch bewusstlos nach vorne umkippte und mir mitgeteilt wurde, so etwas sei an der Tagesordnung, mochte ich da nimmer hinschauen. Immerhin hieß eine deutsche Teilnehmerin Valérie von Gleichen, was ich sehr fair fand. Es wurde gut und informativ kommentiert. Ob Orientierungslauf (wo sich die BRD-Sportlerinnen und Sportler wohl verliefen, den besten Orientierungssinn haben offensichtlich traditionell Personen aus der Schweiz), Beachhandball, mit seiner obskuren Regel, Pirouettenwürfe zählen doppelt (Gold für die Frauen), oder Tauziehen: Immer fühlte ich mich gut aufgehoben. Obwohl unsere Tauzieherinnen keinen einzigen Pull für sich entschieden, aber gegen die später siegreichen Frauen aus Taipeh war auch wirklich kein Kraut gewachsen. Oder keine kannte das Kraut. Außer vielleicht den Frauen aus Taipeh. Was die für eine synchrone Stampftechnik an den Tag gelegt hatten, da zogen selbst die Schweizerinnen und die Schwedinnen den Kürzeren. In Chengdu 2025 werde ich bestimmt wieder einschalten, wenn es heißt: Knackt jemand dieses Mal beim Kanu-Marathon die 80-Minuten-Grenze? Und: Sind wir zurück im Damentauziehen?