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Um nicht der Zurschaustellung moralischer Werte bezichtigt zu werden, geht es hier nicht darum, was von wem weltpolitisch zu halten sei. Zumal das die dieses Magazin konsumierenden Menschen bereits allergrößtenteils selbst für sich entschieden haben. Und ich denke, Eulen nach Athen zu tragen, brauche ich nicht. Es geht hier um was viel Kleineres als das. Aber auch nicht um Franz Beckenbauer.

Die meisten, musikalisches Grundinteresse vorausgesetzt, wissen, dass Elvis nur zwei seiner zahlreichen immens erfolgreichen Songs selbst schrieb, im Gegensatz zu zum Beispiel Reinhard Mey. Der eine ist ja auch ein bekannter Interpret, welchen einen Liedermacher zu nennen wohl genauso töricht wäre wie den andern keinen solchen.

Tut mir leid, hier jetzt mit Schlager zu kommen, aber er scheint bei Jung mindestens so gern gehört wie bei Mittelalt. Ganz Alt hört ihn natürlich am liebsten, aber wir sind hier nicht bei der „Apotheken Umschau“. Eine Zeitschrift, in welcher ich einst eine Plattenkritik entdeckte, und mir vornahm, da auch mal was hinzuschicken. Hab ich bislang noch nicht getan. Aber der alte „Apotheken Umschau“-Song im Werbefernsehen war eh besser.

Vielleicht ist es jetzt ja damit rum, aber in den Vorjahren versuchte man uns einzureden, Udo Jürgens sei salonfähig unter Nicht-Schlager-Menschen, weil seine selbst geschriebenen Texte der Beachtung wert seien. Udo Jürgens‘ Texte? Gibt es, ja, vielleicht zehn Prozent seines Oeuvres. Aber keinen einzigen Text seiner Klassiker hat er verzapft, äh, verfasst. Ich kenne seine private Vita kaum. Ich mag ja auch keinen Schlager. Er mag ein guter Mensch und Vater gewesen sein. Freigiebig und freundlich, ich weiß es ja nicht. Uns nun aber dauernd Leute im Fernsehen zu zeigen, welche Udo Jürgens aufgrund seiner Poesie lieben, ist ja schon nahezu unwürdig, denn diese Leute liegen, stehen und sitzen falsch. Seine Texte schrieben die üblichen Liedtexter wie Michael Kunze, Wolfgang Hofer oder Eckart Hachfeld. Das ist so, und man sollte es auch so verbreiten. „Gabi wartet im Park“: Aber nicht auf Udo. „Das ehrenwerte Haus“, dachte sich ein anderer aus. „Griechischer Wein“, Herr Kunze fand den Reim. „Immer wieder geht die Sonne auf“ das Konto von Thomas Hörbiger.

Man sollte die Menschen einfach nur für das loben, worin sie gut sind. Maradona als guten Trainer zu bezeichnen, wäre ja wohl auch Quatsch. Oder Lothar Matthäus. Vielleicht hätte Lothar Matthäus zusammen mit Steffi Jones nach der aktiven Fußballerkarriere Schlagertexte schreiben sollen. Und umgekehrt hätten Wolf Biermann ein paar Melodien von Tracy Chapman zu seinen Texten wohl zu noch mehr Ruhm verholfen. Könnte zumindest so sein.