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Der Spielplan der 2. Bundesliga hält manchmal komische Konstellationen bereit. So meinten es die Planer der DFL mit den Lilien im Dezember besonders gut … oder vielleicht auch nicht. In der Adventszeit warten auf die Kicker des SVD jedenfalls vier heiße Duelle. Da wären zum einen die Heimspiele gegen die drei Topteams der bisherigen Saison und zum anderen das Hessenderby in Wiesbaden.

Los geht’s am 1. Advent am Bölle mit dem Duell gegen die Arminia aus Bielefeld. Ein Klub, der bei allen Lilienfans immer noch den bestmöglichen Klang hat. Unvergessen der Triumph auf der Alm im Mai 2014, der gleichbedeutend mit der Zweitligarückkehr der Blau-Weißen war. Mehr als fünf Jahre später hat sich die Arminia allmählich zu einem Spitzenteam im Unterhaus gemausert. Den richtigen Kurs schlugen die Ostwestfalen 2017 unter Jeff Saibene ein. Der Luxemburger führte den in argen Abstiegsnöten steckenden Klub mit einer beeindruckenden Serie aus dem Tabellenkeller und eine Saison später in die Spitzengruppe. Das letzte Aufeinandertreffen am Bölle haben die Lilien in unguter Erinnerung: Im September 2018 ließen sich Aytac Sulu & Co. in der Nachspielzeit nicht nur den Ausgleich, sondern auch gleich noch den Treffer zur 1:2-Niederlage einschenken. Auch im Rückspiel auf der Alm gab es nichts zu holen. Im ersten SVD-Spiel unter Dimitrios Grammozis praktizierten die Bielefelder damals ein starkes Pressing und ließen die Lilien kaum ins Spiel kommen. Seit nunmehr einem Jahr steht beim DSC der erfahrene Coach Uwe Neuhaus an der Seitenlinie, der in dieser Saison ein Topteam geformt hat. Eine starke Offensive mit Andreas Voglsammer und dem nimmermüden Routinier Fabian Klos, gepaart mit einer sicheren Defensivabteilung – fertig ist ein Aufstiegskandidat.

Hallo HSV …


An den letzten beiden Spieltagen im Kalenderjahr 2019 kommen dann die ganz großen Namen ans Böllenfalltor: der VfB Stuttgart und der Hamburger SV. Ein Grund, um in Sack und Asche zu gehen? Keinesfalls! Erst recht nicht, wenn die 98er den Spirit und die Form aus der letzten Rückrunde zeigen. Damals besiegten die Blau-Weißen Union Berlin und Holstein Kiel zu Hause, sowie Köln und den HSV in deren Stadien. Gegen Letzteren kommt es am 22. Dezember bereits zum zweiten Aufeinandertreffen in dieser Saison. Am ersten Spieltag holten die Lilien Ende Juli einen Punkt in der Hansestadt. Dabei hätten es gerne drei sein können, wenn, ja wenn der Video Assistent Referee nicht tief in der Nachspielzeit den Schiedsrichter an die Seitenlinie beordert hätte. Der HSV wäre jedenfalls an jenem Sonntag schlagbar gewesen. Ex-Lilienkeeper Daniel Heuer Fernandes half beim 1:0 von Tim Skarke ein wenig mit, woraufhin die Hanseaten in der zweiten Hälfte reichlich ideenlos agierten. So musste es dann der oben angedeutete Elfmeterpfiff richten, der den Ausgleich zur Folge hatte. Nach dem 1:1 gegen den SVD kam die Offensivabteilung des ehemaligen Bundesliga-Dinos in den darauffolgenden Partien immer besser ins Rollen. Insbesondere Sonny Kittel, „Liebling“ aller Lilienfans seit dessen Ingolstädter Zeiten, reihte Torbeteiligung an Torbeteiligung. Fabi Holland und seine Jungs täten gegen die Torfabrik HSV dennoch gut daran, mutiger aufzutreten als vor Jahresfrist, als sie noch unter Dirk Schuster an der Nieder-Ramstädter-Straße wie das Kaninchen vor der Schlange agierten.

… und VfB, olé, olé

Noch dominanter als der HSV pflegt der VfB, seine Spiele anzugehen. Das macht ihn für Taktiknerds zu einem der heißesten Klubs im deutschen Profifußball. Wer proaktiven Fußball sehen will, der ist beim Bundesligaabsteiger genau richtig. Die Spieler im Team des ehemaligen Kieler Coaches Tim Walter verlassen bei eigenem Ballbesitz gerne ihre ursprünglich angestammten Positionen, um ihre Kontrahenten förmlich in der eigenen Hälfte einzuschnüren. Das bedeutet für den SVD im Umkehrschluss jedoch Räume für schnell vorgetragene Gegenstöße. Wie die jüngsten Niederlagen zeigen, ist das VfB-System bislang alles andere als sattelfest. Ein Torverhältnis von 20 zu 18 unterstreicht dies nochmals. Ob die Lilien sich bietende Umschaltsituationen zielstrebig suchen, hängt freilich davon ab, ob sie bis dahin ihren fünften Gang wiedergefunden haben. Denn ein mit Überzeugung vorgetragenes Konterspiel will in dieser Saison noch nicht so recht gelingen.

Oh Wehe(n)

Das komplette Kontrastprogramm wird die 98er am zweiten Advent in Wiesbaden erwarten. Aufsteiger SV Wehen startete als Totalausfall in die Saison. Ein Pünktchen aus den ersten sieben Spielen ließ nichts Gutes erahnen. Doch dann stabilisierte sich der SVWW in der Defensive und begann mit dem Punktesammeln. Zum Beispiel beim damaligen Tabellenführer VfB Stuttgart. In einem aberwitzigen Abwehrkampf holten die hoffnungslos unterlegenen Hessen tatsächlich drei Punkte, dem sie drei Remis folgen ließen. Somit sind die alten Ober- und Regionalligarivalen der 98er plötzlich wieder in der Verlosung um den Klassenerhalt. Die Lilien sollten ihnen im direkten Duell tunlichst keinen Grund geben, weiter Selbstbewusstsein zu tanken. Dabei dürfen sie sich in Wiesbaden auf reichlich Support verlassen. Die rund 2.000 Auswärtstickets waren binnen weniger Stunden restlos vergriffen und werden am 2. Advent für einen pickepackevollen Gästefanblock sorgen. Allez les bleus!

INFOBOX 1:

Vor Weihnachten: Lilien-Fieber!

So, 01.12., 13.30 Uhr: SVD – Arminia Bielefeld

So, 08.12., 13.30 Uhr: Wehen Wiesbaden – SVD

Mo, 16.12., 20.30 Uhr: SVD – VfB Stuttgart

Sa, 21.12., 13 Uhr: SVD – Hamburger SV

www.sv98.de

 

Matthias und der Kickschuh

Seit Ende 2011 schreibt Kickschuh-Blogger Matthias Kneifl über seine große Leidenschaft: den Fußball. Gerne greift er dabei besonders abseitige Geschichten auf. Kein Wunder also, dass der studierte Historiker und Redakteur zu Drittligazeiten begann, über die Lilien zu recherchieren und zu schreiben. Ein Resultat: das Taschenbuch „111 Gründe, den SV Darmstadt 98 zu lieben“, das (auch in einer erweiterten Neuauflage 2019) im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag erschienen ist. Seit Juli 2016 begleitet Matthias gemeinsam mit vier Mitstreitern die Lilien im Podcast „Hoch & Weit“. Genau der richtige Mann also für unsere „Unter Pappeln“-Rubrik!

www.kickschuh.blog