Wie eine präzise Strichzeichnung schwebt die aus Bandeisen gearbeitete Gestalt auf der Fassade des Gebäudes. In einer entspannten Pose widmet sich die Figur seiner Pfeife und scheint reichlich unbeeindruckt von seiner Umgebung. Vielleicht hat sich der Künstler hier in der einen oder anderen Form selbst dargestellt, als Kiffer.
Während eines Großteils des 20. Jahrhunderts – vor dem Aufkommen unserer heutigen, auf Fitness und Wellness fixierten Ära – wurde der Drogengebrauch als notwendige Voraussetzung für die Produktion außergewöhnlicher Kunst angesehen. Dieses Klischee hat vermutlich etwas damit zu tun, dass sich Kunst notwendigerweise mit Wahrnehmung beschäftigt, neuen Perspektiven, einem anderen Verständnis der Welt. Und für viele Menschen ist dies gleichbedeutend mit drogeninduzierter Bewusstseinserweiterung. Und tatsächlich ist der Gebrauch von Substanzen, die in den chemischen Haushalt unserer Körper eingreifen, ein schneller und einfacher Weg, um normierten Gedanken zu entkommen. Es ist aber bei Weitem nicht der einzige und erst recht nicht der beste Weg. Was für die künstlerische Produktion essenziell ist, ist eine Empfindung der Ekstase, das Außersichgeraten. Leider wird auch dieser Begriff von zahlreichen Klischees begleitet, die mit der Realität der Erfahrung wenig bis gar nichts zu tun haben. Ekstase kann in so vielen Formen auftreten, wie es Künstler:innen gibt. Sie kann kurz sein, der Bruchteil einer Sekunde, ausreichend aber, um eine Entscheidung zu beeinflussen, die den nächsten Schritt im Atelier bestimmt. Oder sie ergreift die gesamte Existenz. Die Produkte des künstlerischen Prozesses, die dabei entstehen, die Werke, denen wir begegnen, können Erinnerung und Einladung dazu sein, im Alltag aus sich herauszutreten. Neben der Spur kann es erstaunlich gut sein.
Kunst im öffentlichen Raum
Kunst findet man nicht nur in Museen und Galerien, sondern oft auch im Freien und für jede:n sichtbar. Manche Werke sind schon seit Jahrhunderten ein Teil des Stadtbildes, andere zieren es nur kurz. In Darmstadt haben einige Fügungen des Schicksals dafür gesorgt, dass es besonders viele Kunstwerke im öffentlichen Raum gibt. Ohne die schützenden Laborbedingungen eines White Cube gehen sie allerdings schnell unter. Dabei können gerade diese stillen Zeitgenossen unsere Wahrnehmung des Stadtraumes verändern und unser Verständnis von Welt herausfordern. Eine Einladung zum Fantasieren.