Foto: Jan Ehlers

„Wenn ich meine kreativen Phasen habe, sprudelt es nur so aus mir raus.“ Solche Phasen hat der waschechte Heiner Florian Harz (Jahrgang 1972) mehr als genug. Als professioneller Puppenspieler des Kikeriki-Theaters sind ihm in der Corona-Zeit gerade sämtliche Veranstaltungen weggebrochen. Die freie Zeit nutzt er und streamt seit Ende März seine „Flo-Show“ – jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag – ab 21.15 Uhr via Facebook live aus der heimischen Wohnung. Wie lange, weiß er noch nicht genau: „Irgendwann darf ich ja hoffentlich wieder um die gleiche Zeit hauptberuflich mit Puppen spielen.“

Bevor er seinen Traumberuf als Puppenspieler fand, vergingen einige Jahre als Grafikdesign-Studienabbrecher, Lufthansa-Steward, Zauberkünstler, Bierzelt-Kellner und Warm-up-Einheizer für TV-Shows. „Ursprünglich träumte ich davon, Fernsehmoderator wie Wim Thoelke oder Rudi Carrell zu werden, aber die Zeit als Anklatscher in TV-Shows hat mir den Zahn gezogen. Das ist ein ziemlich verlogenes Geschäft.“ Ihm ist es lieber, auf der Bühne sofort die Reaktion des Publikums zu spüren, als auf Einschaltquoten zu warten. Gerne aber erinnert er sich an seinen Job als Warm-up für den englischen Starkoch Jamie Oliver in der Jahrhunderthalle Frankfurt zurück. Davon existiert auch ein gemeinsames Foto von Jamie, ihm und Tim Mälzer, das er in Ehren hält.

Nach einer „feucht-fröhlichen Nacht“ im Künstlerkeller mit Roland Hotz, dem Gründer der Comedy-Hall und des Kikeriki-Theaters, wurde Florian Harz im Jahr 2004 Mitglied des Ensembles. „Das passte einfach wie Arsch auf Eimer. Ein Traumberuf, weil ich fast jeden Tag Puppen bauen und mit ihnen spielen darf“, schwärmt er. Das „Puppentheater für Erwachsene“ mit teils „derbem Humor“ ist meist über Monate ausverkauft. Mundart, Akzente und Dialekte sind eine Leidenschaft, die er auf der Bühne und in der „Flo-Show“ mit viel Improvisation auslebt. Um die 20 davon habe er wohl drauf, schätzt der geborene Entertainer. In unterschiedlicher Maskerade schlüpft er so in verschiedene Rollen und wird zu Typen, denen man auch im Alltag auf der Straße begegnen könnte.

„Normalerweise stehe ich fast jeden Abend auf der Bühne. Das entfällt jetzt, daher habe ich mir mit der Show auf Facebook eine neue virtuelle Bühne geschaffen. Bei uns hier in der Wohnung sieht es eh aus wie im Zirkus. Das passt also bestens“, erzählt der überzeugte Ringelshirtträger. Zirkus ist auch eine seiner größten Leidenschaften seit Kindheitstagen, vor allem Clowns haben es ihm angetan: „Ich war immer der Klassenkasper und mit 18 hatte ich bei den Pfadfindern meine ersten Auftritte als Clown.“ Abseits seines Jobs als Puppenspieler findet er weiterhin Zeit, auf Kindergeburtstagen als Clown aufzutreten. „Ich habe auch schon eine Spendenaktion für die Organisation ,Clowns ohne Grenzen‘ gemacht. Denn Lachen hilft immer.“ Und das kann man bei Florian Harz wirklich immer.

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