Landestypische Speisen aus Eritrea im eigenen Foodtruck zu kochen und zu verkaufen – das war der Traum von Ghirmai Weldai und diesen hat er sich erfüllt. Kurz vor seiner Rente orientierte sich der heute 66-Jährige noch mal um, machte sich selbstständig und steht seitdem an vier Tagen die Woche – von Mittwochs bis Samstag – mit seinem „Ghirmai’s FitFit Kitcha“-Wagen auf dem Darmstädter Marktplatz.
„Ich koche mit Leib und Seele und ich liebe den Kontakt mit Menschen“, sagt Ghirmai. An seinem Foodtruck bietet er Speisen aus seiner afrikanischen Heimat an: Rindfleisch mit pikanten Tomaten, Sauerteigfladen, Haferflockenbrot mit Gewürzbutter oder Kurkuma-Soße. Dass er seine Leidenschaften – das Kochen und den Dialog der Kulturen – in seinem Job vereinen kann, macht ihn glücklich. Denn: „Die Zeiten waren nicht immer leicht“, erzählt er. Als Jugendlicher im Alter von 18 Jahren kämpfte er bei der Eritreischen Volksbefreiungsfront für die Unabhängigkeit Eritreas von Äthiopien. „In diesem Kampf gab es irgendwann zwei Befreiungsorganisationen und mein Bruder und ich waren in unterschiedlichen Parteien.“ Gegen die eigene Familie kämpfen, das wollte Ghirmai nicht. So verließ er im Alter von 23 Jahren seine Heimat und gelangte über den Sudan nach Deutschland.
Heute hat Ghirmai drei erwachsene Kinder, lebt in der Heimstättensiedlung und hat sich, nach beruflichen Stationen bei DHL und Lufthansa, mit seinem Foodtruck einen Verdienst neben der Rente aufgebaut. Nur im Januar hat er komplett frei – aufgrund des Wetters lohne es sich einfach nicht, auf dem Marktplatz zu stehen. „In dieser Zeit überlege ich mir Gerichte für die kommende Saison.“ Das Kochen liegt dem Wahl-Darmstädter im Blut, zusätzlich hat er einen halbjährigen Kochkurs besucht. „Ein eigenes Restaurant, das African Safari am Donnersbergring, hatte ich schon, aber auch ein Foodtruck war schon immer als Idee in meinem Kopf.“
Zurückzugehen in seine Heimat, war für Ghirmai nie eine Option. „Wenn du einmal Freiheitskämpfer in Eritrea warst, kannst du nicht wiederkehren – du wirst dann entweder umgebracht oder kommst ins Gefängnis.“ Seine Familie sieht er trotzdem regelmäßig (alle zwei, drei Jahre), wenn er zu Besuch ist: „Die Treffen sind aber immer nur kurz und das ist sehr schade.“ Ein Teil in Ghirmai vermisst Eritrea, das Rote Meer, dessen warmes Wasser, die Sonne und seine Familie. Der andere Teil ist in Deutschland, seiner neuen Heimat Darmstadt, angekommen. „Ich habe mich hier eingelebt, habe meine Kinder, mein Zuhause “, resümiert der 66-Jährige. „Und den Foodtruck und das Kochen.“