Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Wir Menschen werden als „Trichromaten“ eingestuft, da unsere Augen in der Regel drei verschiedene Arten von Zapfen enthalten, die als Farbrezeptoren dienen. Diese Zapfen sind für die Erkennung von kurz-, mittel- und langwelligem Licht zuständig, die jeweils dem blauen, grünen und roten Bereich des Spektrums entsprechen. Der Mix dieser Sensoren sorgt dafür, dass das menschliche Auge in der Lage ist, etwa 200 Farbnuancen zu unterscheiden. Und durch Veränderung der Helligkeit und des Weißanteils ergeben sich etwa zwei Millionen Farbvarianten, die wir wahrnehmen können.

Wer schon einmal in die Untiefen der Farbgestaltung von Wänden im eigenen Wohnraum eingetaucht ist, hat eine Idee davon, wie schwierig es sein kann, den einen Ton aus dieser Unmenge an Farben auszuwählen. Kunst im öffentlichen Raum muss nicht immer ein klar erkenn- und abgrenzbares Werk sein, sondern kann auch eine Entscheidung sein, die der langjährigen Expertise und Sensibilität einer Künstlerin überlassen wird. Wie im vorliegenden Fall eines von der Arbeitsgemeinschaft Gordan Dubokovic und Lothar Greulich geplanten Gebäudes, für das die Künstlerin Julia Philipps einen gedämpften Ton mit Salbeianklängen gewählt hat. Der Farbton sorgt gemeinsam mit den kupferfarbenen, perforierten Faltschiebeläden für eine angenehm unaufgeregte, elegante Fassade und setzt sich deutlich vom schnöden Weiß sowie manchen zu selbstbewusst gewählten Farbgräueln in der unmittelbaren Umgebung ab. Farbgräuel, die sich ganz einfach vermeiden lassen würden, indem man Künstler:innen fragt.

 

Kunst im öffentlichen Raum

Kunst findet man nicht nur in Museen und Galerien, sondern oft auch im Freien und für jede:n sichtbar. Manche Werke sind schon seit Jahrhunderten ein Teil des Stadtbildes, andere zieren es nur kurz. In Darmstadt haben einige Fügungen des Schicksals dafür gesorgt, dass es besonders viele Kunstwerke im öffentlichen Raum gibt. Ohne die schützenden Laborbedingungen eines White Cube gehen sie allerdings schnell unter. Dabei können gerade diese stillen Zeitgenossen unsere Wahrnehmung des Stadtraumes verändern und unser Verständnis von Welt herausfordern. Eine Einladung zum Fantasieren.