Foto: Alexandra Herth

Motiv: King Rocko Schamoni & Explosions and The Explonettes | Datum: 1988 | Ort: Goldene Krone

Fotografin: Alexandra Herth

Hintergrund: „Neunzehnhundertachtundachtzig. King Rocko Schamoni & Explosions and The Explonettes machten für eine Show in der geliebten Darmstädter Krone Halt. Holger Rohmig, Freund und Bassist der Vorzeige-Punkrock-Kapelle The Rags mit überregionalen Achtungserfolgen, war wohl noch nicht bereit für das dargebotene, genreübergreifende, musikalische Avantgarde Feuerwerk. Neben mir stehend kompensierte der Punk-Rock-Normungs-Lobbyist aus Wixhausen seine Unsicherheit lautstark und hartnäckig durch die Aufforderung, endlich „Fuck Off“ zu spielen – jenem Song des Kings aus seinem Einheizer-Solo-Programm für die „Toten Hosen“. Irgendwann reichten dem Entertainer die negativen Vibes und er suchte im verrauchten Dunkel des Saals nach dem Täter des Sabotageakts. Erstaunlicherweise landete nicht Holger auf der Anklagebank, sondern meine Wenigkeit. Vermutlich zog ich Schamonis Aufmerksamkeit durch das Tragen eines DIY-Bandana – eigentlich Muttis Lieblings-Designer-Seidenschal – in der sich noch im Aufbau befindlichen Langhaarfrisur, für meine stilistische Neuorientierung als Glam-Rock-Hair-Metal-Rocker auf mich. Selber schuld!

Tanz mit mir!

„Hey, Du! Das reicht jetzt. Du kommst jetzt hier hoch und tanzt mit mir!“ Mein Stellvertreter-Wiedergutmachungs-Kniefall für den Wixhäuser Teilchenbeschleuniger entpuppte sich – unter Anleitung des Kings und der Unterstützung von Paul „The Incredible“ Rose (oder war es doch der junge Gereon Klug, wer weiß, wer weiß?), zur großen Erheiterung des Publikums – als eine David-Carradine-für-Arme-Darbietung, die musikalisch mit dem Soul-Klassiker „Kung Fu Fighting“ von Carl Douglas untermalt wurde. Mit diesem denkwürdigen Augenblick sollte der Grundstein für mein langjähriges, leidenschaftliches Engagement für die Darmstädter Unterhaltungs-Subkultur gelegt werden. Für Holger endete der Abend nach durch Alkoholmissbrauch bedingter Orientierungslosigkeit und dem Verlust des letzten Stücks Selbstachtung weniger glamourös in Richtung Boden des Emma-Damenklos! Einige Jahre später sollte Rohmig die große Freiheit in der Sternschanze finden, seinen Namen in ,Holgo‘ ändern und die Gentrifizierung des Viertels mit seiner Gang The Crimes forcieren. By the Way, sein Sohn heißt Rocko! Herr Schamoni wurde, wie ich beim Lesen seines neuen Buchs „Pudels Kerne“ leider feststellen musste, über das Missverständnis nie aufgeklärt. Vielleicht gelingt ja die Aufarbeitung [bei Rockos Lesung] am 22. Mai 2024 im Zoom Frankfurt.“