Ein Geheimtipp ist er in Darmstadt schon lange nicht mehr: Peter Dinkel mit seinem Heiner-Liner. Was einmal als Caddywagen über den Golfplatz rauschte, ist aus Darmstadts Straßen und Parks nicht mehr wegzudenken. Wer die Stadt nicht zu Fuß erkunden kann oder will, bucht die alternative Rundfahrt mit dem Heiner-Liner und bekommt obendrein witzische Anekdoten und historische Informationen in breitestem Hessisch von einem echten Darmstädter Original.
Dinkel, der sich selbst als „aktiven Multimediamann“ bezeichnet, kutschiert bereits seit über sieben Jahren Touristen, Senioren und Spaßsuchende an die schönsten Stellen der Stadt. Ob „Darmstädter Brauerei- und Gaststättengeschichte“, „Wutzezucht im Watzeverdell“ oder eine Schaufensterbummelfahrt für die ganze Familie – der Entertainer widmet sich jedem Thema mit Leidenschaft. So fuhr er schon aus- gelassene Junggesellinnen, Doktoranden und Hochzeitsgäste durch Darmstadts Straßen – jeweils mit der passenden Dekoration seines Liners, versteht sich.
„Sind se schlank, passen drei auf die Bank, sind se fett, dann net!“ Nach diesem Grundsatz nimmt Peter Dinkel bis zu sechs Personen auf seine humoristischen Stadtrundfahrten mit. Die Idee zum „Sozialtaxi“ entstand während einer Sightseeingtour durch Chicago. Die anfänglichen Zweifel, Darmstadt sei zu klein und spießig für ein solches Angebot, waren schnell vergessen. Im Internet entdeckte der Kabarettist das Gefährt, mit dem er sein Konzept verwirklichen wollte: einen ehemaligen Golfwagen. Nachdem er den üblichen Behördenwettlauf bewältigt hatte und die Genehmigung der Stadt erhielt, organisierte er Sponsoren zur finanziellen Unterstützung seines Projekts, das er als soziale Einrichtung, Kultur- und Kommunikationsmobil versteht.
Nicht nur Touristen, sondern auch den Darmstädtern selbst möchte er auf seinen Fahrten historische Fakten auf unterhaltsame Art näherbringen und sie zu den schönsten Fleckchen wie der Ludwigshöhe und dem Oberwaldhaus fahren. Mit einer Elektrotankfüllung fährt der Heiner-Liner 60 Kilometer durch Wald und Feld; in der Fußgängerzone Schrittgeschwindigkeit und „bergab, was er hergibt“. Die längste Tour auf dem gemütlichen Caddy dauerte fünf Stunden, die habe es aber auch nur ein einziges Mal gegeben. Normalerweise dauert eine Fahrt zwischen ein und zwei Stunden. Um die Stadtrundfahrten auch für Jugendliche attraktiv zu machen, veranstaltet Peter Dinkel seit neuestem ein Quiz mit Fragen über Darmstadt und seine Stadt- teile. Der Gewinner darf eine Runde mit dem Heiner- Liner drehen. Mit der Einrichtung der „Historischen Haltestellen“ steuert der Hobbyhistoriker jetzt bestimmte Orte an, die für die Stadtgeschichte relevant sind. So zum Beispiel den Biergarten in der Dieburger Straße, wo einst die Straßenbahnlinie 7 entlang führte. Die Route endet jeweils auf ein Bier mit dem Entertainer in Gaststätten, in denen Fotos und Gegenstände aus vergangenen Zeiten ausgestellt werden.
