Sie kocht im eigenen Restaurant, steht mit ihrer Band im Jagdhofkeller auf der Bühne, brennt für Bücher, Politik und für die Musik. Marianne Henry-Perret ist vielseitig interessiert und begabt – ob am Kochtopf oder am Mikrofon.
Als Kind einer Berberin und eines Franzosen kam Marianne Djaida Henry-Perret, wie sie vollständig heißt, 1961 in Algier zur Welt. „Meinen Namen feiere ich jeden Tag“, verrät sie und lacht. Ihr Zweitname ist berberisch und bedeutet Revolution. „Als ich geboren wurde, herrschte der Unabhängigkeitskrieg und mein Vater hat als Kommunist gekämpft. Er hat sich für mich den Namen Marianne gewünscht, meine Mutter den Namen Djaida,“ erzählt Marianne. Als der Vater starb, flüchtete die Mutter mit ihr und ihren beiden Brüder nach Frankreich. Aufgewachsen ist Marianne in Paris, im Arbeiterviertel Belleville, einem „Melting Pot, an dem sich Ausländer aus aller Welt trafen“. Heute erinnert der Name des Restaurants, das Marianne in Bessungen führt, an ihre Zeit in Belleville.
So außergewöhnlich ihre Wurzeln, ihre Kindheit und Jugend, so vielschichtig sind auch die Talente und Interessen der 57-jährigen Wahl-Heinerin. Im „Belleville“ kocht sie und im Jagdhofkeller, den sie – wie das Restaurant – im November 2006 mit ihrem Mann Klaus übernahm und seither mit Kultur bespielt, singt sie. Ursprünglich gelernt aber hat sie den Beruf der Innenarchitektin. Ein berufliches Angebot war es auch, das sie nach Deutschland führte. 1993 kam sie nach Frankfurt, nachdem ihr großer Bruder Kamel gesagt hatte: „Geh hin, Danny ist dort. Das kann so schlimm nicht sein.“ Der deutsch-französische Politiker Daniel Cohn-Bendit sei für sie damals ein Symbol „für vieles Gute“ gewesen, wie sie betont. Denkt sie zurück, muss sie sich eingestehen: „Es klingt komisch, Paris verlassen zu wollen, aber ich war schon immer ein Nomade.“
Die Lust am Entdecken der Welt brachte sie im Laufe der Zeit auch nach Westafrika, nach Ghana und Senegal. „Ende 1999 kehrte ich nach Deutschland zurück, denn ich hatte das Gefühl, es gebe dort noch etwas für mich zu erledigen.“ Am Donnersbergring eröffnete sie schließlich ihre erste Kneipe mit einfacher französischer Küche und vielen Konzerten. „Es war schon immer so: Ohne Musik kann ich mir mein Leben nicht vorstellen.“ So stand sie auch bald selbst auf der Bühne, sang im Pädagogkeller, später im „Belleville“ und tritt heute „aus Platzgründen“ mit ihrer Band Marianne et les Garçons regelmäßig im Jagdhofkeller auf (wieder am: Do, 06. Juni, 20 Uhr). Die Leidenschaft zur Musik ist es auch, die sie mit ihrem Mann Klaus Rohmig verbindet, den sie als Gast bei einem Konzertabend kennenlernte, „vor zwei Jahren haben wir geheiratet.“ Marianne Henry-Perret ist zufrieden: „Der Ort, an dem ich heute arbeite und lebe, ist der schönste Platz in Darmstadt.“